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Der Hühnerführer: Roman (German Edition)

Der Hühnerführer: Roman (German Edition)

Titel: Der Hühnerführer: Roman (German Edition)
Autoren: Hans Weitmayr
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hast!“  
    „ Mein Flug geht um vier.“ 
    Sie sah auf die Uhr. Blickte enttäuscht hoch. „Dann musst Du ja gleich los.“  
    Anstatt zu antworten holte er ein Kuvert aus der Innentasche seines Sakkos. Er öffnete es, heraus fielen ein Schlüssel und eine Visitenkarte.  
    Sie sah ihn verblüfft an.  
    „ Damals, als ich verschwunden war ...“ 
    Er rang nach Worten. „Also, so etwas wird nicht wieder passieren. Der Schlüssel ...“ Er nahm den kleinen Metallgegenstand in die Hand und ließ ihn wieder in das Kuvert gleiten. „... öffnet das Schließfach zu dieser Bank.“ Er hielt ihr die Visitenkarte entgegen, steckte diese ebenfalls in den Umschlag zurück. „Wann immer Du willst, gehst Du dorthin und fragst nach dem Schließfach. Nimm einen Pass mit. Mehr brauchst Du nicht.“   
    Er verschloss das Kuvert, drückte es ihr in die Hand, blickte auf die Uhr. „Es ist Zeit.“  
    Sie sah ihn an. Sagte nichts.  
    Er trat auf sie zu, strich ihr durchs Haar, küsste sie sanft auf die Stirn.  
    Sie schloss die Augen, sagte nichts.  
    Sie stand da.  
    Schritte, die sich entfernten.  
    Eine Tür, die ins Schloss fiel.  
    Sie öffnete die Augen.  
    Blickte durch den Schleier ihrer Tränen.  
    War allein.

1995
     
     
    Als er aus dem Flugzeug ausstieg, nahm ihn die satte, tropische Luft Kubas freundlich in den Arm. Er sog sie tief ein, genoss die alles durchtränkende Wärme. Es tat gut, dem allmählich aufkommenden Herbsthauch Wiens entkommen zu sein.   
    Seinen kleinen Reisekoffer schwenkend, schlenderte er an den Massen vorbei, die sich rund um die Gepäcksausgabe scharten. Sein Pass wurde nur kurz angesehen, dann befand er sich schon vor dem Gebäude.  
    Ein braun gebrannter Dvorschak, lässig an ein perfekt restauriertes, türkises Cadillac Cabriolet aus den 50er-Jahren mit überreichlich Chrom gelehnt, erwartete ihn breit grinsend. Aus der Brusttasche fischte er zwei dicke Havannas. „Die Macht des Klischees wird vielfach unterschätzt.“ Alexander biss das Mundstück ab und spuckte es auf die Straße. Dvorschak streckte ihm Feuer entgegen, Alexander zog drei, vier Mal, dann spürte er den Tabak in seiner Lunge. Paffen, so fand er, zeugte von schwachem Charakter.   
    Alexander lächelte: „Man fragt sich, warum?“  
     
     
    ***
     
     
    Die Fahrt zu Dvorschaks Villa glich einem langen, ruhigen Traum. Die Landschaft glitt ebenso sanft an ihm vorbei, wie der Wind durch sein Haar strich. Das gemächliche Rauchen der Havanna, schien den Schlag seines Herzens zu verlangsamen. Er blickte zu Dvorschak hinüber, der den Cadillac mit der rechten Hand lenkte, sein linker Arm hing über den Wagen hinaus im Freien, ab und zu zog er an seiner Zigarre. 
    Kurz war es gut.  
     
     
    ***
     
     
    Der Cadillac glitt durch die kleine Tabakplantage, wie einst die Queen Mary über die Weltmeere.  
    „ Ich wollte schon immer etwas anbauen“, erklärte Dvorschak, als den Wagen vor der Veranda seines Hauses abstellte. 
    „ Ich werde nie mehr hungern“, rief Alexander und reckte die Faust gen Himmel. 
    „ Tara, ach Tara“, flüsterte Dvorschak. 
     
     
    ***
     
     
    Das Paket lag auf der Veranda. Dvorschak hob es auf, sah überrascht zu Alexander: „Für Sie.“ 
    Alexander nahm es an sich „Das ging ja schneller als gedacht.“  
     
     
    ***
     
     
    „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mich ein wenig ausruhe? Ich bin etwas erschöpft von der Reise.“ 
    „ Nein, natürlich nicht.“ Dvorschak zog an einer samtenen Schnur, ein tiefer Gong ertönte. 
    Alexander sah Dvorschak verwundert an. Dieser grinste. „Ach, Tara.“  
    „ Buenas tardes, Don Pedro“. Eine ältliche Kubanerin hatte den Salon betreten. Sie nickte Alexander höflich zu. 
    „ Buenas, Carmelita. Haga me un favor por favor y meuestrele al Señor Alexander su habtitación.“ Tun Sie mir bitte einen Gefallen und zeigen Sie Herrn Alexander sein Zimmer. 
    Sie nickte und nahm Alexander den Koffer ab: „Señor, por favor, sigame no más.“ Folgen Sie mir bitte, mein Herr.  
     
     
    ***
     
     
    Als Alexander aufwachte, war es bereits dunkel. Er starrte auf den weißen Himmel, der über sein monumentales Bett gespannte war. Ein feiner Schweißfilm überzog seinen Körper. Er stand auf, zog sich aus, duschte.  
    Dann öffnete er den Koffer. Er hatte Kleidung für drei Tage eingepackt.   
    Für den Fall, dass er es sich anders überlegen sollte.   
    Er nahm   das beste Hemd und den Sommeranzug heraus. Dann
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