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Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter
Autoren: Vampira VA
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Landru im Kreis geführt, wieder und wieder war er wie in Sackgassen gelaufen, wo die Witterung sich buchstäblich in nichts auflöste. Als wollte ihn jemand narren, indem er aus purer Boshaftigkeit immer neue und immer falsche Fährten legte.
    Der Hüter hatte in den Dörfern, in die sein Weg ihn führte, nach dem Kind gefragt, doch niemand hatte ihm Auskunft geben können. Viele der Befragten hatten ihre Unwissenheit mit dem Leben bezahlen müssen. Denn die Erfolglosigkeit weckte in dem Vampir eine Art von Zorn, die nur Blut löschen konnte. Für eine Weile wenigstens .
    So war es auch jetzt gewesen. Der Spur folgend, hatte Landru ein weiteres kleines Dorf im Norden Roms erreicht, nicht mehr als eine Handvoll Häuser, die wie hingeworfen inmitten karger Äcker und Felder standen, deren Ertrag gerade zur Deckung des eigenen Bedarfs reichen mochte. Die Fährte hatte den einstigen Gralshüter zum größten der ärmlichen Gehöfte geführt. Dort hatte er sich Einlaß verschafft und zunächst den Anschein eines einsamen Wandersmannes erweckt, der nichts anderes suchte als für die Nacht ein Dach über dem Kopf und ein wenig Stroh, auf das er sich betten konnte.
    Erst als er auch nach einer Weile keinen Hinweis auf das Kind fand, hatte Landru begonnen, Fragen zu stellen - sehr eindringlich und in einer Art, die keine Lüge duldete. Als ihm auch damit kein Erfolg beschieden war, hatte der einstige Gralshüter die Maske fallen lassen und den Bauersleuten sein wahres Gesicht offenbart. Doch war ihnen nicht viel Zeit geblieben, es sich einzuprägen. Daß sie es jedoch selbst im Moment des Todes nicht vergessen hatten, bewiesen ihre Züge, in die das Entsetzen wie hineingemeißelt war, als Landru an den Toten vorüber durch die Wohnküche des Hauses und schließlich hinausging.
    Vom Nachtwind umweht, der erdigen Duft von den nahen Äckern herantrug, fühlte er eine Unruhe, wie er sie selbst zu Zeiten der Kelchjagd nicht verspürt hatte. Die Tochter des Hauses hatte ihm kaum Zerstreuung geboten; selten war Landru derart unbefriedigt von einem fremden Lager gestiegen.
    Der Verdruß über die bisherige Erfolglosigkeit seiner Suche nagte längst nicht mehr nur in ihm - er fraß einer ganzen Horde von Ratten gleich, und es mischte sich eine Art von Schmerz in dieses ohne-hin schon ungute Gefühl, der über das Körperliche hinausging. Landru war, als zehrte etwas auch an seinem Geist, unbarmherzig und wahnsinnweckend.
    Lange würde er dieses Gefühl nicht mehr ertragen. Dann würde er nicht mehr anders können, als dem freien Lauf zu lassen, was seinen Verstand mit sich reißen wollte in einen Abgrund, aus dem es keine Rückkehr mehr geben würde.
    Ein Gedanke, der aus jenem Abgrund zu kriechen schien, in keinem Fall aber sein eigener sein konnte, stahl sich hinter seine Stirn.
    Vielleicht, meinte dieser Gedanke mit wispernder Stimme, die selbst Landru schaudern ließ, ist dies der Preis für ...
    ... DEIN VERSAGEN!
    »Niemals!«
    Landrus Stimme ließ selbst den Wind verstummen.
    »Ich habe nicht versagt, in einer Ewigkeit nicht!« schrie er in die Einsamkeit der Nacht. »Keinem anderen hat die Alte Rasse mehr zu verdanken als mir. Gäbe es mich nicht, wäre unser Volk längst schon vergangen und vergessen. Doch das wird nie geschehen, solange noch schwarzes Blut in diesen Adern fließt!«
    Er ballte die Hände zu Fäusten und reckte sie gen Himmel - drohend, wie er meinte. Ein anderer hätte darin vielleicht eine Geste der Verzweiflung gesehen .
    Es mochte Zufall sein, ebensogut aber konnte es eine Reaktion auf Landrus Ausbruch sein: In jedem Fall hob der Wind von neuem an. Aber er tat es in anderer Weise als zuvor. Mächtiger, brausend, und es war mehr als nur die Bewegung von Luft.
    Landru fühlte sich nicht wie von bloßen Sturmfäusten gepackt, sondern vielmehr wie von einem Sog erfaßt, ohne besondere Kraft, und er konnte ihm ohne Mühe widerstehen. Doch er spürte, wußte mit einemmal, daß er besser daran tat, sich ihm zu ergeben. Denn es lag etwas wie ein Wispern in dem Wind, wortlos und ohne Stimme zwar, aber auf nicht faßbare Weise eindringlich, beinahe beschwörend.
    Zugleich brachte der Wind jene Witterung mit sich, die Landru längst in einem Maße vertraut war, als ginge sie nicht von irgendeinem Kind aus - sondern von seinem, seinem ganz eigenen, wie von einem leiblichen Sohn!
    Obwohl Landru wußte, daß dieser Eindruck nichts anderes sein konnte als eine Täuschung seiner aufgewühlten Emotionen, so verriet ihm
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