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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag
Autoren: Robert Ludlum
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Männern, Frauen und Kindern, die man vor Gräben stellte, die sie mit eigenen Händen hatten graben müssen, und die dann hingeschlachtet wurden.
    Wir haben von den Öfen gehört —o Gott im Himmel—, Öfen für menschliches Fleisch! Von den Duschen, aus denen nicht reinigendes Wasser, sondern tödliches Gas sprühte. Von schrecklichen, obszönen Experimenten, die Wahnsinnige an menschlichen Wesen bei vollem Bewußtsein durchführten, Wahnsinnige, die sich einer Medizin verschrieben hatten, wie sie Menschen unbekannt ist. Unser Herz blutet bei dieser Vorstellung und unsere Augen drohen zu bersten, aber unsere Tränen können nichts bewirken. Doch unser Geist ist nicht so hilflos. Wir können Pläne machen.
    Wir müssen für Wiedergutmachung sorgen.
    Leben können wir nicht wiederherstellen. Wir können das nicht zurückbringen, was so brutal, so bösartig genommen wurde. Aber wir können all jene suchen, die überlebten, und die Kinder jener, ob sie nun überlebten oder hingeschlachtet worden sind, und können dann tun, was wir können. Auf der ganzen Welt muß man sie suchen und ihnen zeigen, daß wir nicht vergessen haben. Wir empfinden tiefe Scham und wollen helfen. Auf jede nur mögliche Weise. Zu diesem Zweck haben wir das getan, was wir getan haben. Ich glaube keinen Augenblick lang, daß unser Handeln uns von unseren Sünden reinwaschen kann, von jenen Verbrechen, an denen wir,
ohne es zu wissen, beteiligt waren. Und doch tun wir, was wir können — ich tue, was ich kann -, jeden Augenblick von der Einsicht Deiner Mutter geplagt. Warum, o ewiger Gott, warum habe ich nicht auf jene große, gute Frau gehört?
    Doch zurück zu unserem Plan.
    Unter Zugrundelegung des amerikanischen Dollars als Währungsparität war ein Betrag von zehn Millionen monatlich unser Ziel, eine Zahl, die überhöht erscheinen mag, es aber nicht ist, bedenkt man, welch ungeheuere Kapitalmengen im Krieg durch das Labyrinth des Finanzministeriums flossen. Wir haben unser Ziel übertroffen.
    Durch das Finanzministerium beschafften wir unsere Mittel aus Hunderten von Quellen im Reich und außerhalb des Reiches, überall eben innerhalb der sich stets ausweitenden Grenzen Deutschlands. Steuergelder wurden in andere Kanäle gelenkt, riesige Ausgaben seitens des Reichsministeriums für Bewaffnung und Munition für nicht existente Kaufverträge getätigt, Löhnung für Soldaten wurde umgeleitet, und Gelder, die in die besetzten Gebiete geschickt wurden, verschwanden einfach, gingen verloren. Gelder von enteigneten Anwesen und aus den großen Vermögen, den Fabriken und den Privatgesellschaften fanden ihren Weg nicht in den Wirtschaftskreislauf des Reiches, sondern wanderten auf unsere Konten. Erlöse aus den Verkäufen von Kunstgegenständen aus Dutzenden von Museen überall in den besetzten Gebieten wurden unserer Sache zugeführt. Es war ein meisterhafter Plan, der auch meisterhaft durchgeführt wurde. Alles Risiko, das wir auf uns nahmen, all das Schreckliche, das wir fürchteten — und das täglich -, war belanglos im Vergleich zu unserem unerschütterlichen Glauben: wir müssen für Wiedergutmachung sorgen.
    Und doch darf kein Plan als erfolgreich bezeichnet werden, solange sein Ziel nicht endgültig erreicht ist. Eine militärische Strategie, die zur Einnahme eines Hafens führt, der dann einen Tag darauf einer Invasion über See zum Opfer fällt, ist überhaupt keine Strategie. Man muß alle nur möglichen Angriffspunkte bedenken, alle Störmöglichkeiten, die die eigene Strategie scheitern lassen könnten. Man muß die Veränderungen, die die Zeit mit sich bringen wird, vorhersehen,
so gründlich und so sorgfältig dies möglich ist, und muß das bis dahin erreichte Ziel schützen. Im Grunde genommen muß man die Zeit dazu benutzen, seine Strategie zu sichern. Wir haben uns vermittels der in dem beigefügten Dokument näher geschilderten Umstände darum bemüht.
    Möge der allmächtige Gott es erlauben, daß wir den Opfern oder den sie Überlebenden früher helfen können, als unsere Vorherschau verspricht, aber dies zu tun, hieße die Aufmerksamkeit auf die Summen lenken, die wir uns angeeignet haben. Und dann könnte alles verloren sein. Ein Menschenalter muß vergehen, damit unsere Strategie Erfolg haben kann. Selbst dann ist es noch riskant, aber die Zeit wird das Risiko bis dahin gemindert haben.
    Die Luftschutzsirenen heulen ihr ewiges Lied. Weil ich gerade von Zeit spreche, davon bleibt jetzt nur noch sehr wenig. Denn ich und
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