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Der Hoellenritt

Der Hoellenritt

Titel: Der Hoellenritt
Autoren: Samantha Gladwick
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Zwischenraum der Schenkel steckte. Er schob seinen Kopf vor, die Nasenflügel zuckten und sein Fuß spielte mit dem herabhängenden Ende. Die gewichsten Lederriemen transportierten ihren Duft zu ihm, der seinen Geist vollends betäubte und ihn mit unbändiger Wollust füllte. Mr. Steel packte den Griff, zog ihn raus und Schlang die Peitsche um die Hüften der verdutzten Frau. Er zog Cynthia kraftvoll zu sich herunter. Sie geriet ins Wanken, kippte und kam auf dem Boden vor seinen Füßen zum Liegen. Mr. Steel zog sie über seine ausgebeulte Hose zu sich hoch. Er wickelte den Lederschwanz der Knute um Cynthias Hals und zog zu. Die Therapeutin verlor das Bewusstsein. Mr. Steel sprang auf, ordnete sich, verzog schmerzerfüllt das Gesicht und verschwand. Die Striemen, die die Karbatsche bei der letzten Sitzung in seinen Rücken fraß, brannten noch immer. Cynthia hing aufreizend, regungslos und allein im Sessel.
     
      Die nächste Haltestelle spülte viele der Gefährten hinaus und keine hinein. Sie wuselten über den Bahnsteig zu den Ausgängen. Die Treppen und Aufzüge führten sie an die nächtliche Oberfläche.
     
      Im vorderen Abteil schlief ein alter Mann mit grauem Bart. Das behaarte Kinn lag auf seiner Brust. Frank, die Rothaarige und der Alte teilten den Waggon unter sich auf. Jeder nahm sein Territorium auf andere Weise in Besitz. Frank breitete die Arme aus und legte sie auf den Rückenlehnen neben ihm ab, die Rothaarige starrte weiterhin durch die Fensterscheibe gegenüber ihrem Sitz und der Alte versank im Reich der Träume. Drei Gefangene der Unterwelt harrten in einem stählernen Ungetüm.
     
      Unbeeindruckt dessen, was um sie herum und in ihr passierte, stieß die eiserne Schlange weiter in die dunkle Steinröhre vor, gleich einem steifen Pint, der tief in den feuchten Liebesschlund eintauchte.
    Die Bremsen des Monstrums drückten ächzend auf die Räder. Die nächste Station kündigte sich an. Die graue Wand hinter dem Fenster verschwand und der Bahnsteig erschien. Niemand wartete. Sechs Säu len aus Steinquadern stützten die Decke des unterirdischen Raums. An der Wand hingen drei Plakatwände, indirekt mit Licht in Szene gesetzt, deren Reklame Photographien von glücklichen Menschen zierten, die zu den Dreien herüberblickten und ihre Botschaften verkündeten. »Enjoy it!« schlug Frank von einer der Plakate mit penetrant fetten, roten Lettern entgegen. Er schmunzelte kurz.
     
      Stöhnend öffnete die Hydraulik die automatischen Türen. Dumpfe Tritte auf dem Aluminiumeinstieg drangen dezent in das Wageninnere. Schritte näherten sich, hielten inne und Stille erklomm die Kabine.
     
      Die Türen schoben sich zu, die prallen Gummilippen stießen gegeneinander und der Zug rollte an. Frank drehte seinen Kopf in Richtung der Eingänge. Dort stand jemand inmitten des Weges zwischen den hochgeklappten Sitzen. Franks Augen weiteten sich, sein Blick hing gefangen an diesem Unikum. Er konnte nicht von der Person lassen.
    Breitbeinig und mit zu beiden Seiten ausgestreckten Armen, deren Hände die von der Decke herabhängenden Haltegriffe umklammerten, stand dieser Materie gewordene Nachtmahr da. Was war das für ein Wesen? Er, sie oder es?
     
      Frank entschied sich für die geschlechtsneutrale Bezeichnung »Es«. Der äußere Anschein von Es erlaubte keinen genauen, differenzierten Rückschluss. Der Alte und die Rothaarige bemerkten die neue Figur im Spiel des Lebens nicht. Eine vom Schicksal geführte Hand steckte den Plastikstab mit Kugelkopf in den Plastikwagen, in dem die Drei schon steckten. Die Farben dieser Figuren waren blau, rot, grau und schwarz. Das Glücksrad drehte sich und die Vier jagten über die Schienen ihres labyrinthischen Spielfeldes tief im Anus der Erde.
     
      Es hielt immer noch die Haltegriffe gespannt fest. Der V-förmig von unten nach oben verlaufende Rücken, die breit geöffnete Brust und die wuchtigen Schultern verliehen dem Körper einen wie in Marmor gemeißelten und fein geschliffenen Ausdruck von schier unerschöpflicher Kraft. Aus seiner Hüfte ragten zwei säulengleiche Beine mit starken Oberschenkeln und Waden, welche das Ensemble trugen. Gleichmäßiges, konzentriertes Ziehen der Arme hätten ausgereicht, um das nach oben gewölbte Dach und die Seitenwände, samt des Sicherheitsglases, einzuklappen und die in der Falle sitzende Beute zu zermalmen, zu zertrennen und zu verdauen. Die Eingeweide aus grauem Beton hätten das Quartett irgendwo wieder
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