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Der Höllenbote

Der Höllenbote

Titel: Der Höllenbote
Autoren: Jason Dark
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dieses Fläschchen tatsächlich das enthielt, was für Shao lebenswichtig war. Lange herumraten konnte er auch nicht, er mußte es riskieren. Die Flasche besaß einen Schraubverschluß. Als Suko ihn nach links drehte, da merkte er, wie sehr seine Hände zitterten. Soweit er erkennen konnte, war die Flüssigkeit wasserhell, die sich im Innern der kleinen Flasche befand.
    Selten in seinem Leben hatte sich Suko so zusammengerissen wie im Moment.
    Er beugte sich über seine geliebte Shao, sah ihr bleiches Gesicht, den halb offenen Mund und fühlte nach, ob sie überhaupt noch am Leben war.
    Doch, das Herz schlug, und Suko atmete schwer, aber beruhigt auf. Vorsichtig kippte er die kleine Flasche, so daß die wasserhelle Flüssigkeit, die ihn an Sirup erinnerte, in Bewegung geriet. Die ersten Tropfen näherten sich dem Ausguß, fielen nach unten und berührten Shaos Lippen.
    Schlucken konnte Shao nicht, dazu lag sie in einer zu großen Lethargie. Suko goß weiter nach. Dann wartete er ab.
    Die Zeit war für ihn stehengeblieben, und gleichzeitig dehnte sie sich. Er wollte wissen, ob es etwas genützt hatte, ob alles nur Bluff gewesen war und Shao letzten Endes doch die lange Reise ohne Wiederkehr antrat. Sie rührte sich nicht.
    Suko kniete vor der Bahre. Das Kerzenlicht schuf eine gespenstische Atmosphäre, seine Hände öffneten und schlossen sich, er flüsterte immer wieder Shaos Namen, zitterte und bebte.
    Hatte er Erfolg?
    Da schlug Shao die Augen auf.
    Nicht ruckartig, sondern zitternd und zögernd. Ihr Blick war noch trübe, sie erkannte nichts, ein Schleier schien über ihren Augen zu liegen, und sie hörte auch nicht, als Suko ihren Namen aussprach. Es war ein Stöhnlaut, ein halber Schrei, doch in ihm vereinigte sich alles, was der Chinese fühlte. Hoffnung, Erleichterung, und seine Arme fanden von allein den Weg nach oben, wobei Suko mit den Händen Shaos Gesicht berührte. Sacht strichen seine Fingerkuppen über die kalte Haut, und Shao zuckte zusammen, als sie die Berührung merkte, sagte jedoch nichts.
    Suko wollte nicht, daß sie noch länger im Bauch dieses alten Schiffes liegenblieb. Er hob sie hoch, schaffte sie zwischen den Kerzen hindurch und ging mit ihr zur Luke, die nach wie vor offenstand. Langsam stieg er die Leiter hoch.
    Wie betäubt war der Inspektor, gleichzeitig auch freudig erregt, daß er es geschafft hatte.
    Suko verließ das Schiff, und er merkte kaum, daß seine Füße dumpfe Echos auf den Planken hinterließen, so sehr konzentrierte er sich auf die von ihm getragene Shao.
    Als sie zusammenzuckte, blieb auch Suko stehen. Ihre Blicke trafen sich. Erkennen spiegelte sich in Shaos Augen. Und dann hauchte sie seinen Namen.
    »Suko…«
    Da wußte der Inspektor, daß er gewonnen hatte!
    ***
    Das Schwert berührte den Boden!
    Wir wußten, daß es mit magischer Kraft angefüllt war, aber daß diese Kraft so stark sein würde, überraschte uns sehr. Ein gewaltiges Krachen erfüllte den Talkessel, das Donnern des Echos rollte uns entgegen, und im nächsten Augenblick begann die Erde zu zittern. Yuisan spielte mit den Kräften der Natur. Sein Schwert hatte den Boden nicht nur berührt, sondern auch den Felsen gespalten. Ein Knirschen, Donnern und Reißen hüllte uns ein. Gewaltige Staubwolken quollen in die Höhe, stiegen dem nächtlichen Himmel zu und verdeckten die Felsbrocken, die ebenfalls abgesprungen waren. Wir mußten in Deckung.
    Was die anderen machten, konnte ich nicht sehen. Ich kam mir ungeheuer klein und winzig vor, rannte um mein Leben, strauchelte, stolperte, fing mich wieder und jagte weiter auf die gewaltigen Felswände zu, die zum Glück noch standen.
    Aus Stein war Yuisan erschaffen worden, mit den Steinen wollte der Höllenbote unser Schicksal besiegeln.
    Ich konnte nichts sehen, wußte auch nicht, was die anderen machten und hoffte nur, daß ich diesen Angriff heil überstand. Schatten erschienen vor mir. Wie auch ich wurden sie von den gewaltigen Staubwolken umtanzt. Ich prallte dagegen, spürte die Härte und stellte fest, daß es sich um Felsen handelte.
    Dann warf ich mich zwischen sie, blieb keuchend liegen und hoffte, daß ich nicht getroffen wurde, denn um mich herum vernahm ich die Einschläge der zurückfliegenden Steine.
    Das Krachen und Bersten erfüllte mein Trommelfell. Die Berge dieses fremden Landes schienen ihren fauchenden Atem auszuspeien, der mich, den Fremden, hinwegfegen wollte.
    Auch das ging vorbei, und die nachfolgende Ruhe empfand ich als fast noch
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