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Der Höllenbote

Der Höllenbote

Titel: Der Höllenbote
Autoren: Jason Dark
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sollte.
    »Ich sehe sie nicht«, hauchte ich. Keiner der anderen gab mir eine Antwort.
    Meine Gedanken eilten zurück in die Vergangenheit, als ich in Atlantis verschollen war und den Untergang des Kontinents mit angesehen hatte. Damals und dort war auch der Himmel in flammendes Rot getaucht, bevor alles zusammenbrach, und die Wellen des Meeres heranwuchteten, die Menschen, Tiere, Häuser und den gesamten Kontinent wie ein gieriges, überdimensionales Maul verschlangen. Hier sah es ähnlich aus. Nur würde hier nicht der Schwarze Tod mit seinen auf Drachen reitenden Skeletten kommen, sondern andere Dämonen, die ebenfalls ungemein gefährlich waren.
    »Da!« rief Myxin und streckte seinen Arm aus.
    Wir hatten ihn nicht gesehen, doch er war es, und er stand auf der Spitze des Bergs.
    Yuisan, der Höllenbote!
    Ein unheimlicher Anblick bot sich unseren Augen. Yuisan sah ebenso aus wie auf dem Bild. Nur noch größer kam er mir vor. Er trug den schwarzen Mantel um seinen Körper geschlungen, und am Rücken endete dieser Mantel in zwei gewaltigen Flügeln, deren Spannweite kaum zu messen war. Vorgestreckt hatte er beide Arme. Gemeinsam mit den Händen und den Schultern bildeten sie ein schmales Dreieck. Die Klauen hatte er übereinandergelegt, und er stützte sie auf dem Griff des Schwertes, dessen Spitze gegen den Fels stieß, auf dem er wie ein unheimlicher Wächter stand. Trotz der Entfernung konnten wir sein Gesicht sehen. Es leuchtete in einem kalten Gelb, wie auch die Arme, und die Hände dieses makabren Wesens.
    Wir sprachen nicht, sondern schauten nur auf den düsteren Höllenboten, der wie auch wir zu einem gewaltigen Kampf angetreten war, um alles zu vernichten.
    Scharf sog ich die Luft ein und öffnete gleichzeitig meine Augen noch weiter, denn innerhalb der über dem Himmel liegenden roten Wand sah ich eine Bewegung.
    Dort kam jemand.
    Ein zweites Monstrum.
    »Das ist der Horror-Reiter!«
    Myxin hatte die Worte gesprochen. Es gab keinen Zweifel, daß er damit recht hatte. Der Horror-Reiter jagte auf seinem pechschwarzen Pferd durch die Lüfte. In rasender Geschwindigkeit näherte er sich uns. Wir drei konnten ihn gut erkennen, weil er sich wie ein Scherenschnitt vor dem in Flammen stehenden Himmel abhob. Wie angewachsen saß er auf dem Rücken des Pferdes und bildete mit ihm eine Einheit. Die rechte Hand hatte er erhoben, und seine Klaue hielt dabei den Schaft der Lanze umklammert.
    Aber das war es nicht, was mich schreckte. Ich hatte etwas anderes gesehen, etwas viel Schlimmeres, denn der unheimliche Reiter hatte sich eine Geisel genommen.
    Wie ein Puppe hing sie in seinem linken Arm, den er um ihre Taille gedreht hatte. Ich hatte die Frau noch nie gesehen, zudem schien sie ohnmächtig zu sein, aber mit ihr besaß der Horror-Reiter einen Trumpf, mit dem wir nicht gerechnet hatten und der ihm einen unschätzbaren Vorteil ermöglichte.
    Ich atmete tief ein. Mein Brustkorb senkte sich, und mein Blick fraß sich förmlich an der Gestalt fest, denn auf der Brust erschien noch etwas. Ein Zeichen - ein Fanal!
    Ja, es war das Zeichen. Ein blutrotes E sahen wir dort. Das AEBA-Zeichen. E wie Eurynome!
    Nun wußte ich endgültig, daß ich einen Diener des Erzdämons vor mir hatte. Und ich dachte wieder an den gewaltigen Kampf im Kloster St. Patrick, wo Kara, Suko und ich gegen die vier gestanden hatten. Es war kein ganzer Sieg geworden, den Beweis dafür konnte ich mit eigenen Augen sehen.
    Griff er an?
    Nein, er ritt vorbei und auch über uns hinweg. Wir drehten uns, folgten ihm mit den Blicken und sahen, daß er in der Luft einen gewaltigen Bogen schlug, um sich zu dem einsam auf dem Berggipfel stehenden Yuisan zu gesellen, der für einen Moment seinen gelben Schädel drehte, als der Reiter neben ihm landete.
    Kein Laut drang an unsere Ohren, als er landete. Der Vorgang geschah in einer nahezu gespenstischen Stille, und wir waren gespannt, was diese Unheimlichen noch vorhatten. Daß sie uns vernichten wollten, lag auf der Hand. Die Frage war nur, wie sie dies anstellten. Mit ihren Tricks waren wir nicht vertraut. Wir wußten nur, daß sie welche in der Hinterhand hielten.
    Mir war ein Gedanke gekommen, den ich sofort aussprach. »Wir sollten uns trennen«, sagte ich zu meinen beiden Kampfgefährten. »Wenn wir zusammenstehen, kann er uns erwischen.«
    Myxin nickte. Auch Kara war dafür, sie allerdings meinte: »Wir müssen erst einmal sehen, was er überhaupt vorhat und wie Yuisan reagiert, dann können wir uns
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