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Der Hobbknick (German Edition)

Der Hobbknick (German Edition)

Titel: Der Hobbknick (German Edition)
Autoren: Myk Jung
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den Kuchen rechtzeitig zu verstecken, wie ihm nun blitzartig klar wurde; und der Lendhenzwerg fuhr fort: »Ist er lecker? Kaubar?«
    Noch bevor Bilbord irgendetwas erwidern konnte, hatte sich der bärtige Wicht den Kuchen in den Mund gepfropft, seine unnatürlich grüne Mütze an einen Kleiderhaken gehängt, und während er Richtung Küche stampfte, sagte er: »Ach übrigens: Darlehn, Ihnen zu Diensten!«
    Bilbord war verwirrt. »Was soll das bedeuten?«, fragte er.
    »Ich hatte Hunger«, erklärte der Zwerg, ohne sich umzuwenden.
    »Doch nicht das!«, erwiderte Bilbord. »Das andere!«
    »Ach so. Darlehn. Das is´ mein Name«, sagte der Lendhenzwerg und wandte sich nun doch kurz um.
    »Nein!«, sagte Bilbord. »Ich mein´ das mit dem ›zu Diensten‹!«
    »Ach das. Keine Ahnung. Ist wohl eine archaische Höflichkeitsformel. Womöglich bedeutet sie nicht viel mehr als so gut wie gar nichts«, erläuterte Darlehn. »Bei uns Steinköpfen gibt´s ja jede Menge Archaisches! Wie zum Beispiel die Bärte unserer Frauen. Oder die Runen, die wir selber nicht gut auseinander halten können. Oder unser altes Problem mit der Vermehrung! Wegen der Bärte bekommen wir ja selten heraus, wer von uns eigentlich weiblich ist. Und die, die es wohl sind, wollen es nicht freiwillig zugeben. Vielleicht soll die Floskel bedeuten: ›Ich biete Euch etwas an, was anzubieten mir zwar widerstrebt, ich aber trotzdem anbiete, weil ich meinerseits etwas von Euch haben möchte. Und zwar bestenfalls etwas Kostbareres als was ich Euch anbiete!‹ Vielleicht heißt es auch etwas anderes, oder sogar anderes als das andere. Denkt Euch am besten nicht allzu viel dabei, Herr Döskopp!«
    Bilbord wurde ungeduldig. »Und was wünscht Ihr von mir, Herr Darlehn?«
    »Bier!«, rief Darlehn. »Und weil Dösköppe, wie ich vernahm, meinen, stets höflich sein zu müssen, obwohl sie zumeist keine Lust dazu haben, heg’ ich große Hoffnung, dass sich meine Hoffnung erfüllen wird.« Und schon überschritt er die Schwelle zur Küche.
    Bilbord dachte nach, und obgleich er während des Nachdenkens nicht unbedingt erwartete, zu einem Ergebnis zu kommen, fiel ihm tatsächlich noch eine weitere Frage ein: »Was ich meinte, werter Darlehn: Wieso seid Ihr hier, genau bei mir, und nicht woanders? Ich habe da nämlich so ein Gefühl, Ihr würdet gern woanders hingehen, damit Ihr dann dort, wo Ihr eigentlich lieber wäret, in Ruhe Euer Bier trinken könnt, während ich sorglos weiterhin alleine bin!«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass ein Döskopp einen so vertrackten Satz hinbekommt«, staunte Darlehn, der Wicht mit dem seltsamfarbenen Bart, derweil er schon am Küchentisch stand und sich einen Wurstzipfel einverleibte.
    Bilbord stöhnte. »Ihr erwischt mich in einem Moment schlechter Laune. Weil ich meinen Sandkuchen und auch mein Bier und meine Wurstzipfel gern für mich allein hätte. Und weil mir schon gestern jemand auf die Nerven ging. Aber solch Ärgerliches vergisst man ja zuweilen, nachdem man es erst mal überstanden hat. Doch wenn man dann etwas ähnlich Nervenraubendes erlebt, kommt einem das vorhergehende Ärgernis wieder hoch – und dann ist man doppelt angespannt!«
    Darlehn staunte. »Ihr könnt in der Tat viele Wörter aneinanderreihen! Da müsst Ihr Euch aber später am Riemen reißen, mein kleiner Döskopp! In den Einöden mag sich jeder sinnlose Satz als tödliche Unnötigkeit erweisen!«
    Aber bevor Darlehn sein interessant klingendes Sprüchlein, das seiner Interessantheit zum Trotze Bilbord nicht richtig gefallen wollte, erklären konnte – da klingelte es doch tatsächlich ein zweites Mal an der Tür.
    Und es stand dort ein weiterer Lendhenzwerg, diesmal einer mit meerroter Mütze. Er hatte einen grauweißen Bart, sah irgendwie sympathisch aus, zog auch direkt seine Kappe vom Kopf und sprach, während er sich höflich verbeugte: »Barlebn – zu Diensten!« Und nachdem er seine Mütze an die Wand gehängt hatte, schaute er auf und rief: »Meiner Treu, seht Ihr sympathisch aus! Beim Barte von Duraal, ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen Döskopp nett finden würde! Vielleicht ist das ja der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?«
    Bilbord war verblüfft. Und ein bisschen auf dem falschen Fuß erwischt. Der Kerl war ja umwerfend! Eigentlich hatte der kleine Hobbknick lospoltern wollen: »Hängt hier etwa an meiner Tür ein Schild: ›Ort für ein unerwartetes Lendhenzwerge-Treffen‹, oder so was? Also, wer spinnt denn hier? Denn mir kommt
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