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Der Himmel schweigt

Der Himmel schweigt

Titel: Der Himmel schweigt
Autoren: Martin Delrio
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Northwind anzugreifen, so versprach das einiges für die Zukunft, und zwar nichts Gutes.
    Falls wir das nicht rechtzeitig beenden können, wird es eine Neuauflage von Liao. Ein einziges Massaker. Blut in den Straßen ...
    ...der Nachthimmel hässlich rotbraun gefärbt von den lodernden Flammen des brennenden Raumhafens .
    . Stille, die schlimmer ist als die Schreie .
    aufgesammelte und in Massengräber geschaufelte Leichen, wie Abfall
    Machtlos gegen die Flut der Erinnerungen schloss er die Augen und ließ sich vom Strudel der Bilder in einen nur zu vertrauten Albtraum davonspülen.
    Changan, Liao
    Präfektur V, Republik der Sphäre
    Oktober 3111, Sommer
    Einundzwanzig Jahre zuvor war der Himmel über Changan blutrot, mit gelben Schlieren und schwarzen Streifen. Der Wind, der über die Stadt strich, stank nach Rauch, nach verschüttetem Treibstoff und dem sauren, in der Nase knisternden Geruch überhitzter Gaus-sgeschütze. Er trug den schweren Donner von Explosionen heran, das Wummern einstürzender Gebäude, eine Kakophonie sich über-lagender Stimmen, brüllend, schreiend, kreischend.
    Er rannte, duckte sich um Ecken, versuchte sich zu Fuß nach Hause durchzuschlagen. Er hatte das Liao-Konservatorium für Militärkünste einstürzen sehen, hatte gesehen, wie sich das Hauptgebäude unter einem Raketeneinschlag einfaltete, hatte die Rauch- und Flammensäule in den Himmel steigen sehen. Er wusste, in den Augen der anderen Seite war der Angriff notwendig gewesen, denn das Kadettenkorps hatte das Konservatorium en masse verteidigt, mit Handfeuerwaffen und mindestens einer Autokanone. Trotzdem. Vor wenigen Minuten hatte die Schule noch gestanden, und jetzt war nichts mehr von ihr geblieben als Krater und Schutthaufen.
    Er war außer Atem und stolperte immer wieder. Er war den ganzen Weg vom Raumhafen gekommen. Es hatte Stunden gedauert. Fünfzig Schritte gehen, fünfzig Schritte laufen, fünfzig Schritte gehen, und so weiter, wie er es in der Grundausbildung gelernt hatte, um sich nicht zu verausgaben. Und er hatte nicht einmal gewagt, ein Fahrzeug zu benutzen. Es hätte ihn zu einem zu leichten Ziel gemacht.
    Die Straßen waren verstopft mit Menschen auf der Flucht aus der Stadt und planetaren Truppen auf dem Weg hinein. Währenddessen strömten die Invasoren aus dem Landungsschiff und breiteten sich wie ein Tintenfleck auf dem Wasser aus. Als er auf den Nachrichtenschirmen den Weg gesehen hatte, den die Invasoren nahmen, und die Stellen, an denen der Widerstand organisiert wurde, hatte er sofort gewusst, dass er heim musste. Nicht heim in seine kleine Junggesellenwohnung in der Nähe des Raumhafens, sondern heim in das Haus, in dem er aufgewachsen war, und in dem seine Eltern noch immer wohnten ... genau auf der Route, auf der die beiden verfeindeten Armeen aufeinander treffen würden. Aufeinander trafen.
    Endlich kam der Xin-Sheng-Boulevard in Sicht, eine breite Allee durch den Stadtkern, vom Geschäftsviertel zum Haus der Bürgerverwaltung. Irgendwie musste er auf die andere Seite. Dort lag sein Zuhause, in einer Nachbarschaft aus offenen Plätzen und um sie herum gruppierten Einfamilienhäusern. Seine Eltern hatten das Haus seinetwegen gekauft: Auf den Plätzen konnten die Kinder sicher spielen, unter den wachsamen Augen der Eltern, Kindermädchen und der örtlichen Polizei.
    Jetzt aber ähnelte der Xin-Sheng-Boulevard einem reißenden Strom der Vernichtung. Er duckte sich hinter einer Betontreppe vor einem Büroeingang. Auf der Metalltafel neben dem Eingang stand R eisebüro H armonie . Alle Fenster waren zerbrochen, die Räume dahinter dunkel. Lasergewehrfeuer zuckte aus den oberen Fenstern des Hauses auf der anderen Straßenseite, und Gewehrfeuer aus den Fenstern über ihm antwortete.
    Ein Trupp Soldaten der Konföderation Capella kauerte hinter einem Wartehäuschen des Nahverkehrs und schoss auf die Fenster der gegenüberliegenden Seite. Ein Capellaner warf eine dunkelgrüne Rauchbombe. Im nächsten Augenblick hing erstickend dichter, weißer Nebel über der Allee. Die Capellaner brüllten und rannten auf die Straße. Durch den Rauch waren sie nur schemenhaft zu erkennen. Wieder zuckte Laserfeuer herab. Ein paar der Schatten fielen, die anderen aber rannten weiter. Der Qualm zerstreute das Laserfeuer, es wurde blendend grell.
    Dann hörte er Motoren wummern und das regelmäßige Krachen gigantischer Metallfüße auf dem Beton. Er schaute nach links. Am oberen Ende der Allee, am Haus der Bürgerverwaltung,
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