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Der Himmel kann noch warten

Der Himmel kann noch warten

Titel: Der Himmel kann noch warten
Autoren: Gideon Samson
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schon.«
    »Fein«, sage ich. »Geh bitte trotzdem kurz weg. Ich will allein mit Oma sein.«
    »Gut«, sagt Mama. Sie steht auf. Ihre Tasche lässt sie liegen.
    »Tag, Liebes«, sagt Oma. »Wie unsagbar schön, dich zu sprechen.«
    »Wie geht es deiner Hüfte und deinem Bein?«, frage ich.
    »Sie sind noch dran.«
    »Ein Glück.« Ich erzähle, dass mein Bauch für kurze Zeit verschwunden war. Oma muss lachen. Dann sprechen wir über die Operation.
    »Bist du dazu bereit?«, fragt Oma.
    »Ja«, sage ich. »Ich glaube schon.«
    »Wirst du gewinnen?«, fragt Oma.
    »Was?«
    »Unsere Wette.«
    Ach ja. Natürlich. Ich hatte sie vorübergehend vergessen. Wir wetteifern nach wie vor, wer von uns zuerst aus dem Krankenhaus darf.
    »Ich werde gewinnen«, sage ich.
    »Wirklich?«, fragt Oma.
    »Sicher«, sage ich. »Und dann komme ich schnell mit Blumen vorbei.«
    »Einverstanden«, sagt Oma.
    »Einverstanden«, sage ich.
    »Also bis bald, Liebes.«
    »Bis ganz bald, Oma.«
    Ich gebe Oma einen Kuss durchs Telefon. Sie gibt mir einen zurück. Dann legen wir auf.
    Wenn man operiert wird, muss man nüchtern sein. Das bedeutet, dass man vorher nichts gegessen haben darf. Man darf nämlich nichts im Magen haben.
    Ich tue wirklich alles dafür. Ich mache meinen Magen noch leerer als möglich. Ich bin wieder eifrig dabei, mich zu übergeben.
    »Noch mehr?«, fragt Mama.
    Ja. Noch mehr. Es ist nur noch grüner Schleim. Galle, sagt Mama. Es tut weh. Ich will nicht mehr. Aber ich kann nicht anders.
    »Mädchen«, sagt Mama. »Mädchen.«
    Da kommt es schon wieder. Es ist so eklig. Ich verstehe nicht, dass Mama sich nicht auch selbst übergeben muss, so eklig ist das.
    Uff. Ich bin fertig. Mama steht auf. Sie will die Niere saubermachen. Ich fasse sie am Arm.
    »Liebes?«
    »Ich will allein sein«, sage ich.
    »Gut«, sagt Mama.
    Sie geht weg.
    Ich nehme mein Schreibheft. Nicht darauf erbrechen. Das wäre ekelhaft. Ich werde schreiben. Ich will immer noch berühmt werden. Genau wie Anne Frank.
    Ich schreibe. Es gelingt mir sogar. Aber es kostet mich viel Energie. Ich muss auch noch etwas für die Operation übrig behalten. Vielleicht hatte Mama doch recht.

    Eine Erinnerung. Ein Zukunftsbild.
    Ich werde fünfzehn. Nein, sechzehn. Es ist mein sechzehnter Geburtstag und ich gebe ein großes Fest. Fast alle sind gekommen.
    »Du bist das netteste Mädchen der Welt«, flüstert mein Freund mir ins Ohr. Es kitzelt ein bisschen. Ich finde ihn lieb.
    Da sitzt Nina. Frisch aus China. Sie plaudert mit einer meiner Freundinnen. Und da tanzen einige Jungs und Mädchen miteinander. Wisst ihr was? Ich werde auch tanzen. Ich kann tanzen. Kein Problem.
    Es klingelt an der Tür. Mama will öffnen.
    »Ich gehe schon«, sage ich. »Es ist mein Fest.«
    Ich renne zur Tür. Da steht Papa. Er hat ein Geschenk dabei. Ordentlich eingepackt und mit einer Schleife.
    »Grüß dich, Pa«, sage ich.
    »Meine Prinzessin«, sagt Papa und gibt mir das Geschenk. Und den liebsten Kuss, den er auf Lager hat.
    »Weißt du noch, Papa?«, frage ich.
    »Was weiß ich noch?«
    »Dass ich so krank gewesen bin.«
    Papa nickt. Er weiß es noch.
    »Und dass du damals in diese Renate verliebt warst.«
    »Ja, die«, sagt Papa.
    »Verrückte Zeit damals, was, Pa?«
    »Ja, ziemlich.«
    Ich betrachte Papa. Seine Augen. Sie sagen tausend Worte. Tausendmal dieselben Worte zu mir. Entschuldigung, sagen sie. Entschuldigung, Entschuldigung, Entschuldigung. Tausendmal Entschuldigung.
    »So, das langt jetzt«, sage ich zu Papa. »Möchtest du mit mir tanzen?« Ich ziehe ihn mit ins Zimmer. Wie ein kleines Jüngelchen. Oder einen Jungen. Oder vielleicht auch schon einen Mann.
    Einen Mann, mit dem ich tanzen kann.

    Ich höre auf zu schreiben. Es geht nicht mehr. Ich lege mein Schreibheft beiseite. Nach der Operation mache ich weiter. Mal sehen, wie es mir dann geht.

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    Ein Auszug aus dem Roman "Flüsterherz" von Debora Zachariasse:

    Schule, Geigenunterricht, Orchester, Hockey, Hausaufgaben, das ist Annas Alltag. Wie anders das Leben sein kann, erfährt sie erst durch ihre neue Klassenkameradin Tibby. In dem idyllischen Häuschen am Fluss fühlt Anna sich pudelwohl, gerade weil es hier nicht so piekfein ist wie zu Hause, sich die Geschirrstapel türmen dürfen und eine Schar schnurrender Katzen das Haus bevölkert. Gemeinsam erleben die beiden ungleichen Freundinnen dort einen fantastischen Sommer. Doch dann bröckelt die Fassade und Anna muss feststellen, dass Tibby es
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