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Der Highlander und der wilde Engel

Titel: Der Highlander und der wilde Engel
Autoren: Lynsay Sands
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wanderte gehetzt umher und blieb an einer Stelle an der Wand gleich neben ihr hängen. Er hieb auf etwas ein, ehe er herumfuhr und Kade, der gerade in den Tunnel trat, die Fackel entgegenschleuderte. Sofort wurde es schwarz um sie herum. Averill sah noch, wie ihr Gemahl sich rasch ins Gemach zurückzog, um der Fackel auszuweichen, ehe Domnall sie im Dunkeln am Arm packte und sie weiterzerrte. Taumelnd erkannte sie, dass sich ein Zugang zu einer weiteren Kammer aufgetan hatte, Und im nächsten Augenblick wurde sie auch schon durch ihn gezogen. Hinter ihr schloss sich die Öffnung.
    Noch ehe sie überhaupt wusste, wo sie waren, hatte Domnall sie schon wieder an seine Brust gepresst und hielt ihr das Messer an die Kehle, wobei seine andere Hand sich dieses Mal über ihren Mund legte.
    „Gebt auch nur einen Laut von Euch, und ich töte Euch“, raunte er ihr zu. Leise bewegte er sich mit ihr näher an die Mauer heran, um zu hören, was sich im Gang auf der anderen Seite tat.
    Während sie so dastanden, sah Averill sich um und nahm wahr, dass sie sich in Brodies Gemach befanden. Sie wusste nicht, ob Domnall dies geplant oder einfach Glück gehabt hatte. Ausgerechnet hatte er die Kammer gewählt, in der die geringste Wahrscheinlichkeit bestand, entdeckt zu werden. Da Brodie tot war, würde keiner sich die Mühe machen, diesen Raum zu betreten, sofern nicht jemand anwies, hier sauber zu machen. Sie fragte sich, ob die Männer auch nur in Erwägung zogen, dass Domnall es wagen könnte, im Innern des Wohnturms zu warten. Sie bezweifelte dies jedoch. Schließlich wussten sie nicht, dass sich die so ungemein wichtige Truhe in einer Nische im Gang befand. Hätte Domnall sie nicht darauf hingewiesen, hätte auch sie die Kiste übersehen, und Kade und die anderen würden ihren Blick nach vorn richten, in der Erwartung, dass Domnall bis zum Ende des Ganges geeilt sei, wo immer das war.
    Er versteifte sich, wodurch ihr die Schneide schmerzhaft in die Haut gedrückt wurde. Stimmen näherten sich, stark gedämpft. Sie nahm an, dass die Geheimtür entweder über dem Boden oder dort, wo sie auf den unbeweglichen Teil der Mauer traf, einen schmalen Spalt ließ, durch den die Laute zu ihnen drangen. Im Grunde waren ihr die Einzelheiten aber egal. Es klang kurz so, als kämen die Stimmen von unmittelbar jenseits der Mauer, ehe sie sich den Gang entlang wieder entfernten. Genau konnte sie das jedoch nicht sagen.
    Averill schloss die Augen und versuchte nachzudenken. Domnall würde darauf warten, dass die Männer vorbeigingen und verschwanden, um danach ... ja, was zu tun? Sie schätzte ihre Chancen ein und kam zu dem Schluss, dass ihre Unfähigkeit, die Truhe zu heben, für sie eine Bedrohung darstellte. Es war, wie er gesagt hatte - er konnte unmöglich die Truhe tragen und ihr zugleich das Messer an die Kehle halten. Anstatt ein Schutzschild zwischen ihm und seinen Verfolgern zu sein, war sie mit einem Mal nichts weiter als eine Bürde und ein Risiko.
    Solange die Männer überall nach ihnen suchten, dürfte Domnall vorerst in dieser Kammer vor einer Entdeckung sicher sein. Beruhigte sich die Lage, konnte er in den Gang schlüpfen, die Truhe holen und damit das Weite suchen. In diesem Moment würde er nicht länger Verwendung für Averill haben. Im Gegenteil, wenn er sie leben ließ, lief er Gefahr, dass sie schreien oder sich anderweitig bemerkbar machen würde - und damit setzte er sein eigenes Leben aufs Spiel.
    Er würde sie töten, erkannte sie mit grimmiger Klarheit. Es war schlicht der klügste Schachzug. Womöglich würde er warten, bis die Männer gegangen waren, doch sie bezweifelte, dass er danach noch länger zögern würde. Falls sie sich zu retten beabsichtigte, würde sie es bald tun müssen, entschied sie. Jetzt, zum Beispiel.
    Sie hielt den Atem an und tastete behutsam mit den Händen nach etwas, das sich als Waffe verwenden ließ. Dabei versuchte sie, Rücken und Oberarme möglichst stillzuhalten, damit er nicht merkte, was sie tat. Die Augen immer noch geschlossen, stieß sie behutsam den Atem aus. Plötzlich spürte sie etwas, das vor ihr an der Wand lehnte. Sie ließ ihre Finger darübergleiten, um herauszufinden, was es war und ob es sich als nützlich erweisen mochte. Es dauerte einen Augenblick, bis sie erkannte, dass es Brodies Schild war, ein fein gearbeiteter Holzschild mit metallenem Gespänge, der, wie sie annahm, noch nie eine Schlacht gesehen hatte. Es war derselbe Schild, den Laddie an ihrem ersten Abend
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