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Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod

Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod

Titel: Der Hexer - NR49 - Hochzeit mit dem Tod
Autoren: Verschiedene
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Unterbewußtsein sich offensichtlich vorgenommen hatte, mich nach allen Regeln der Kunst fertigzumachen?
    Howard starrte mich noch einen Moment lang vorwurfsvoll an, ehe er sich umdrehte und mit steifen Schritten zur Tür ging. Als er sie öffnete, sah ich einen riesigen Schatten, der davor Aufstellung genommen hatte. Rowlf. Unwillkürlich lächelte ich. Der Gute hatte meine Schreie offensichtlich ebenfalls gehört. Aber leider kämpfte ich gegen einen Feind, dem er mit seinen Titanenkräften nicht beikommen konnte.
    »Howard«, sagte ich leise.
    Er verharrte mitten im Schritt, blieb stehen und sah mich fragend an.
    »Es tut mir leid«, sagte ich.
    Howard antwortete nicht.
    »Ich bin einfach nervös«, fuhr ich fort, mit einem Male von dem absurden Bedürfnis erfüllt, mich zu entschuldigen. »Immerhin heirate ich zum ersten Mal.«
    Howard schwieg noch immer. Aber es war auch nicht nötig, daß er irgend etwas sagte. Ich wußte ja nur zu gut, was er von meinen Heiratsplänen hielt.
    Und genau das war es, was so weh tat.
    Zum Teufel, es gab auf der ganzen Welt nur zwei Menschen, die ich wirklich liebte. Der eine war Priscylla, das Mädchen, das ich in wenigen Stunden zur Frau nehmen würde, und der andere war Howard. Und sie mißtrauten einander wie die Fliege der Spinne, ohne daß ich bisher herausgefunden hatte, wer von den beiden nun wer war.
    Kurzum – es war eine Scheißsituation.
    »Ich werde etwas gegen diese Träume unternehmen«, sagte ich. »Ich verspreche es dir. Gleich, wenn... wenn Priscylla und ich von unserer Hochzeitsreise zurück sind.«
    »Natürlich«, sagte Howard düster. »Dann kann ich ja gehen.«
    Diesmal hielt ich ihn nicht zurück.
    Aber ich ließ mich auch nicht wieder zurücksinken, als ich allein war. Die altmodische Standuhr in der Ecke verriet mir, daß es nicht ganz halb fünf Uhr war, also die Zeit, in der ich normalerweise zum ersten Mal ernsthaft den Gedanken erwog, mich schlafen zu legen. Aber irgend etwas sagte mir, daß ich ohnehin keinen Schlaf mehr finden würde.
    Außerdem war heute kein x-beliebiger Tag.
    Es war mein Hochzeitstag.
    In gut sechs Stunden, gegen halb zehn, würde ich Priscylla zum Traualtar führen, und eine halbe Stunde später waren wir Mann und Frau.
    Die Hochzeit würde nicht in der St, Paul’s Cathedral stattfinden, wie mir mein Traum vorgegaukelt hatte, und auch nicht im Kreis all meiner guten Freunde wie Nizar, Necron oder Dagon, sondern in aller Stille, in einer namenlosen kleinen Kapelle im Süden Londons. Außerdem hoffte ich doch, daß sie ein wenig erfreulicher endete als die entsetzliche Vision.
    Was nichts änderte, daß die Träume mir Angst machten.
    Sicher – jedermann hat von Zeit zu Zeit Alpträume. Aber dieser Traum war alles andere als normal.
    Begonnen hatte er vor vierzehn Tagen, als ich Priscylla aus dem Sanatorium geholt hatte und um ein Haar zusammen mit ihr umgebracht worden war. Howard und ich hatten bis heute nicht herausfinden können, wer diesen heimtückischen Angriff auf uns gestartet hatte. Nun, wir hatten ihn abgeschlagen, wie so oft mit mehr Glück als Verstand, und seither war nichts mehr geschehen.
    Nichts außer dem Traum. Er war geblieben.
    Und er wurde in jeder Nacht ein wenig schlimmer.
    Ich verscheuchte die düsteren Gedanken, schwang endgültig die Beine aus dem Bett und bückte mich nach meinen Kleidern. Wenn ich sowieso keinen Schlaf fand, konnte ich genausogut in die Küche hinuntergehen und schauen, ob ich eine Tasse des gezuckerten Teeres erwischte, den Mrs. Winden Kaffee nannte.
    Als ich das Zimmer verließ, hatte ich für einen ganz kurzen Moment das Gefühl, daß die Schatten sich bewegten, wie große, finstere Tiere, die dazu ansetzten, mich zu verfolgen, im letzten Moment aber von irgend etwas zurückgehalten wurden.
    Aber natürlich war das pure Einbildung.

    * * *

    Howard ging nicht in sein Zimmer zurück, wenigstens nicht sofort. Er war müde, denn in den letzten beiden Wochen war kaum eine Nacht vergangen, in der er nicht wenigstens einmal – manchmal auch öfter! – durch Roberts Schreie aus dem Schlaf gerissen worden wäre.
    Und er hatte Angst.
    Anfangs hatte er noch versucht, sich einzureden, daß es die ganz normale Angst um einen Freund war, die er verspürte. Aber das stimmte nicht. Es war eine gestaltlose, aber immer heftiger werdende Furcht, als spüre etwas in ihm eine Gefahr, die von Augenblick zu Augenblick wuchs, ohne sie greifen zu können.
    Und es hatte irgend etwas mit Priscylla zu
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