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Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge

Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge

Titel: Der Hexer - NR46 - Das Rätsel von Stonehenge
Autoren: Verschiedene
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die Sterne zu zählen, die vor meinen Augen tanzten. Danach würgte ich das Blut hervor, das sich in meinem Rachen sammelte.
    Mit einer Mischung aus Zorn und stärker werdender Übelkeit stierte ich den Alten an, der wie ein Gigant über mir aufragte. Seine häßliche Fratze strahlte geradezu vor Triumph und Hohn.
    »Ich hätte dich beinahe gefürchtet. Für einen Augenblick wenigstens. Doch du bist kein Gegner für mich. Nimué hätte sich einen stärkeren Verbündeten suchen sollen«, sagte er. Seine Stimme war beinahe freundlich.
    Das, was er danach tat, nicht mehr.
    Grinsend berührte er mit dem Schlangengriff seines Stabes meine Stirn; es war ein Gefühl, als würde ein Kübel eisigen Wassers über meinem Kopf ausgeschüttet.
    Meine Gedanken froren förmlich ein. Ich sank in einem Abgrund absoluter Dunkelheit, versuchte mich verzweifelt zu wehren, aber der Sog war viel zu stark.
    Das ist also der Tod, dachte ich voller Schrecken.
    Aber ich starb nicht. Ich verlor nicht einmal das Bewußtsein, sondern glitt nur für Bruchteile von Sekunden in einen schweren, tranceähnlichen Zustand, in dem ich zwar völlig hilflos war, doch alles, was um mich herum vorging, weiter wahrnahm. Ich hörte das Lachen des Alten, die Stimme des Mädchens, spürte ihre Hand, die mich an der Schulter packte und rüttelte, ihre drängenden Worte: »Wach auf! Du darfst nicht liegenbleiben! Es wäre dein Tod!«
    Aufstehen!
    Das war leichter gesagt als getan, denn mein Geist wurde wie von unsichtbaren Klauen im Nichts festgehalten. Ich hatte einfach nicht die Kraft, gegen die Dunkelheit anzukämpfen, die mich verschlingen wollte.
    Das Mädchen schien es zu spüren, denn sie packte mich abermals bei den Schultern und schüttelte mich, und viel heftiger diesmal.
    Aber es half nichts. Ich wußte zwar genau, was sie mit mir anstellte, ohne jedoch darauf reagieren zu können. Ich driftete im Gegenteil immer weiter in die absolute Nacht hinein, tiefer hinab in einen Abgrund, auf dessen Grund etwas auf mich wartete, etwas Gigantisches, Schwarzes, Lauerndes...
    Plötzlich glomm ein Licht vor mir auf. Es war klein und flackerte wie eine Kerze im Wind, doch es bekämpfte die Kälte der Finsternis, die mit ihren Krallenfingern bereits mein Herz umklammert hielt, und verhinderte, daß ich mich ganz im Nichts verlor.
    Für Äonen schwebte ich in diesem Zwitterzustand zwischen Licht und Schatten, zwischen Leben und Tod, ohne daß sich die Waagschale nach einer der beiden Seiten neigte. Ganz, ganz langsam begann das Licht zu wachsen, schwoll an, legte sich wie eine wärmende Hand auf meine Haut und vertrieb die tödliche Kälte aus meinen Gedanken. Aber die Lähmung blieb.
    Dann berührte mich das Mädchen mit beiden Händen. Ihre Finger glühten. Der Schmerz ließ mich in Gedanken aufschreien. Eine Woge von Kraft durchflutete meinen Körper.
    »Es tut mir leid, doch anders kann ich Corabhainns Bann nicht brechen«, flüsterte das Mädchen leise. Ihre Stimme klang anders als vorher, reifer und erfahrener und...
    Anders eben. Eine Kraft schwang in ihren Worten mit, die mich bis ins Mark erschütterte. Jetzt sah ich auch, wie sie sich über mich beugte. Und das, obwohl meine Augen geschlossen waren. Es war wirklich ein sehr verrückter Traum...
    Sie wirkte jetzt weitaus älter, ohne jedoch direkt alt zu sein. Außerdem war sie jetzt höchstens noch einen Meter vierzig groß und so schlank, daß sie beinahe hager erschien.
    Am stärksten hatte sich jedoch ihr Gesicht verändert, das jetzt wie ein dunkles Dreieck zwischen einer hüftlangen Feuerwoge hervorlugte, die wohl ihr Haar darstellte. Ihre Augen waren groß und honigfarben. Kleine goldene Sterne funkelten darin. Und ein magisches Feuer, das mich erschauern ließ.

    * * *

    Corabhainn verfluchte sich selbst und seinen Leichtsinn, durch den er seinen so sicher geglaubten Sieg im letzten Moment verschenkt hatte. Der Zorn darüber schmerzte ihn beinahe noch mehr als die Wunde an seiner Seite, die Nimué ihm beigebracht hatte. Dabei war die Verletzung unangenehm genug, denn in ihr brannte ein magisches Feuer, das Corabhainn kaum mehr ertragen konnte. Er verfluchte Nimué und den Kerl, der ihr die verhexte Waffe gebracht hatte, und wünschte sie in die tiefsten Schlünde der Geisterwelt.
    Aber Corabhainn war ein Mann, der Rückschläge nicht hinnehmen konnte, ohne entsprechend darauf zu reagieren. Er war geschlagen, aber nicht besiegt. Er brauchte nur ein wenig Zeit, seine Kräfte zu regenerieren, und
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