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Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel

Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel

Titel: Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel
Autoren: Verschiedene
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ich weiterkäme noch die freundlichste war.
    Uns war nichts anderes übriggeblieben, als zu Fuß loszuziehen.
    Genau in die Arme der beiden Idioten, die trotz unserer fast nur noch aus Lumpen bestehenden Kleidung offensichtlich vorhatten, uns aus dem Hinterhalt zu überfallen.
    Ich verdrehte die Augen, als einer der Kerle es schaffte, beim Schleichen gegen einen Stein zu treten, der über das Pflaster davonkollerte.
    Am liebsten hätte ich mich umgedreht und den Trotteln gesagt, daß sie nach Hause gehen sollten, um sich ihr Lehrgeld wiedergeben zu lassen.
    Ich hörte ihre plötzlich hastigeren Schritte und packte den Stockdegen am unteren Ende, um ihn als Schlagstock einzusetzen.
    Neben mir spannte sich Sill.
    Ich wartete, bis die beiden Diebe dicht hinter uns waren. Sie waren dumm genug, nicht einmal auf das verräterische Licht einer nahen Laterne zu achten, so daß ich anhand der Schatten jede ihrer Bewegungen deutlich vor mir auf dem Pflaster beobachten konnte. Als sie nah genug heran waren, fuhr ich blitzschnell herum und schlug noch in der Drehung zu.
    Der massive Knauf des Stockdegens traf den ersten Angreifer am Kopf – und im gleichen Augenblick erkannte ich den grauenhaften Fehler, den ich gemacht hatte.
    Es war, als hätte ich gegen einen Steinklotz geschlagen. Der Degen federte zurück. Ein feuriger Schmerz zuckte durch meinen Arm, als der Rückprall sich auf meine Hand übertrug. Ich schrie auf. Der Stockdegen glitt mir aus den gefühllos gewordenen Fingern. Wie gelähmt hing der rechte Arm an meinem Körper herab.
    Einige Sekunden lang war ich vor Schmerz und Schreck unfähig, mich zu rühren. Ich sah den Schlag des Unbekannten, und irgendwie gelang es mir, mich im letzten Moment zur Seite zu werfen. Hart prallte ich auf den Pflastersteinen auf.
    Mit einem Kampfschrei auf den Lippen riß Sill ihr Schwert hervor und drang auf den zweiten Unbekannten ein.
    Instinktiv wälzte ich mich zur Seite, als sich der Schatten auf mich stürzte, um mich allein durch sein Gewicht zu zerquetschen. Der Boden schien zu beben, als er dicht neben mir aufprallte. Ich wollte auf die Beine springen, aber die Hand des Fremden erwischte mich am Arm und riß mich auf den Boden zurück.
    Für die Dauer von ein, zwei Herzschlägen sah ich das Gesicht des Mannes. Es war auf eine unbegreifliche, sinnverwirrende Art deformiert, geradezu in sich verdreht. Während die eine Wange wie eingefallen aussah, war die andere fett und aufgequollen; der Mund mit den schwülstig aufgeworfenen Lippen verlief auf eine unmöglich anmutende Art schräg durchs Gesicht, so daß er vom Kinn bis fast zu einem der froschartigen Augen reichte.
    Ich schrie auf und versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, aber seine Hände hielten mein Handgelenk wie ein Schraubstock umklammert. Immer noch war mein rechter Arm von der Wucht des Rückpralls fast gelähmt.
    Blindlings trat ich um mich, und wieder hatte ich das Gefühl, einen Steinklotz getroffen zu haben. Etwas Spitzes bohrte sich schmerzhaft in meinen Arm. In Sekundenschnelle breitete sich der Schmerz aus und überschwemmte meinen ganzen Körper. Glühende Lava schien durch meine Adern zu fließen. Flammen tanzten vor meinen Augen, und eine schier unerträgliche Hitze schien mein Gehirn zu verbrennen und mein Denken hinwegzufegen.
    Es konnte nur Sekunden gedauert haben, bis ich aus der Ohnmacht erwachte. Der Schmerz war wie fortgeblasen, nur eine seltsame Mattheit war zurückgeblieben. Mühsam richtete ich mich auf.
    Einige Dutzend Yards entfernt sah ich die Umrisse der beiden Unbekannten; das Echo ihrer hastigen Schritte drang an meine Ohren.
    Es war sinnlos, sie zu verfolgen. Immer noch wußte ich nicht, um was für Kreaturen es sich überhaupt handelte und was sie gewollt hatten, aber immerhin hatten sie mir drastisch deutlich gemacht, daß man sich besser auf keinen Kampf mit ihnen einließ.
    Ich bückte mich nach dem Stockdegen und schob ihn in meinen Gürtel.
    Das Gewitter hatte inzwischen London erreicht. In immer kürzeren Abständen grollte der Donner. Blitz auf Blitz zuckte vom Himmel. Die ersten Regentropfen fielen.
    Das Denken fiel mir merkwürdig schwer. Meine Knie schienen mit Pudding gefüllt zu sein. Ich versuchte, die Benommenheit wegzublinzeln, und taumelte auf Sill zu, die reglos, mit verrenkten Gliedern, am Boden lag. Etwas in mir zerriß bei dem Anblick. Ich fiel neben ihr auf die Knie und packte ihren Arm. Ihr Pulsschlag ging kräftig und regelmäßig.
    Gott sei Dank, sie lebte.
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