Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR43 - Revolte der Echsen

Der Hexer - NR43 - Revolte der Echsen

Titel: Der Hexer - NR43 - Revolte der Echsen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
dem, was man ihr angetan hatte. In ihr wühlte immer noch der Schmerz, der die Prozedur begleitet hatte. Sie erinnerte sich vage an geistige Fühler aus abgrundtiefer Finsternis, die mit verzehrender Gier über ihren Geist hergefallen waren, ihre Gedanken in sich aufgesogen und ihre Seele wie einen Handschuh nach außen gestülpt hatten. Ihr Gehirn war wie ein Schwamm ausgepreßt, ihre geheimsten Gedanken und Wünsche offenbart worden.
    Dann, irgendwann, war der Schmerz übermächtig geworden und hatte ihr Bewußtsein hinweggefegt.
    Aber sie war nicht gestorben. Etwas in ihr hatte die grausame Sondierung überstanden, ohne daß sie zu sagen vermochte, ob der Tod nicht das gütigere Schicksal gewesen wäre. Sie war eine andere geworden; ein Teil der gestaltgewordenen Finsternis war wie ein Schatten in ihr zurückgeblieben und ein Teil von ihr geworden. Etwas, das immer stärker wurde.
    Der Gedanke entglitt ihr fast sofort wieder. Mühsam versuchte sie sich zu erinnern, wo sie war, doch ihre verzweifelten Anstrengungen liefen ins Leere. Es war, als hätte jemand eine undurchdringliche Wand in ihrem Geist errichtet, die ihre Erinnerung blockierte.
    Dann, von einer Sekunde zur anderen, rissen die Nebel, die sich um ihren Verstand gelegt hatten, ein wenig auf.
    »Robert«, hauchte sie.
    Sie wußte nicht, warum sie ausgerechnet diesen Namen nannte. Er bedeutete ihr nichts; es gab kein Gesicht dazu in ihrer Erinnerung, kein Bild, kein Gefühl. Es war nur ein Name.
    Und doch...
    Er war wichtig.
    Stöhnend richtete sie sich auf. Der Schmerz war ein wenig abgeklungen, erwachte durch die Bewegung jedoch sofort zu neuem Leben. Dennoch zwang sie sich mit fast übermenschlicher Kraft, die Augen zu öffnen. Im ersten Moment sah sie nur Nebelschlieren vor ihren Augen wallen, aus denen sich langsam das Gesicht eines Mannes schälte. Es war vom Alter gezeichnet, und tiefe Falten hatten sich hineingegraben. Der Blick seiner Augen war klar, von fast jugendlichem Feuer erfüllt. Er lächelte auf die unnachahmliche warme Art, wie nur alte Leute zu lächeln vermögen.
    »Bleib liegen, Herrin«, sagte er mit krächzender Stimme. »Ihr müßt euch schonen.«
    Herrin!
    Dumpf hallte das Wort in ihrem Geist wider. Es besaß einen nicht unangenehmen Klang.
    Im nächsten Moment erschrak sie über diesen Gedanken, doch zugleich spürte sie etwas in sich erwachen, das die ihr entgegengebrachte Ehrfurcht genoß. Die letzte Erinnerung, über die sie verfügte, war die an kräftige Hände, die sie als Gefangene von irgend etwas (oder jemandem?) fortschleppten, bevor der verzehrende Schmerz über sie hereingebrochen war.
    Und nun nannte man sie Herrin. Grundlegende Veränderungen mußten sich während ihrer Bewußtlosigkeit zugetragen haben. Sie streifte die Hände des Alten ab, die sie sanft auf das Lager zurückdrängen wollten, richtete sich auf und schaute sich um.
    Der Raum war groß, aber nicht übermäßig luxuriös eingerichtet. Es gab ein Bett, einen Schrank, einen Tisch und den Stuhl, auf dem der Alte saß. Auf dem Tisch stand eine Wasserschüssel. Daneben lag ein kunstvoll verziertes Schwert, das eine schwache, ungreifbare Assoziation in ihr auslöste.
    Sill stand vollends auf und trat auf den Tisch zu. Die ersten Schritte fielen noch sehr ungelenk aus, und einmal wäre sie fast gestürzt, doch von Sekunde zu Sekunde fühlte sie sich kräftiger. Die Schmerzen waren inzwischen fast zur Gänze verschwunden. Sie wusch sich Gesicht und Arme, bevor sie sich wieder dem Alten zuwandte, der inzwischen ebenfalls aufgestanden war.
    »Wie heißt du? Wo bin ich hier?«
    »Mein Name ist Noas. Ich habe Euren Schlaf bewacht und Euch gesundgepflegt, Herrin.«
    »Was hat das alles zu bedeuten? Wie bin ich hergekommen?«
    »Ihr werdet alles erfahren, doch nicht aus meinem Munde. Der Magierkreis erwartet Euch bereits. Wenn Ihr Euch kräftig genug fühlt, können wir in den Beschwörungssaal hinuntergehen. Dort wird man Euch alles erklären.«
    Sill erkannte, daß sie nicht mehr von dem Alten erfahren würde. Verwirrt griff sie nach dem Schwert und wog es ein paarmal in der Hand. Es handelte sich um eine erstklassig geschmiedete Waffe.
    Im gleichen Moment vernahm sie die Stimme des schattenhaften Etwas in sich. Die Stimme klang direkt in ihrem Geist auf. Sie war wie ein glühender Draht, der durch ihre Gedanken schnitt.
    »Töte ihn!«
    Die alleinige Kraft, mit der die Worte ausgesprochen waren, traf sie wie ein Faustschlag. Sie versuchte das Schwert
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher