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Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes

Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes

Titel: Der Hexer - NR39 - Die Rache des Schwertes
Autoren: Verschiedene
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zumindest das Gefühl, nicht völlig wehrlos zu sein.
    Wenn es auch nur ein Selbstbetrug war...

    * * *

    Hendrik van Retten verzog angewidert das Gesicht. Das Wasser schmeckte schal und abgestanden. Außerdem war es so warm, daß es ihn nicht mehr erfrischte, sondern seinen Durst eher schlimmer werden ließ. Er hatte das Gefühl, den ganzen Schlauch leertrinken zu können und dennoch vor Durst halb verrückt werden zu müssen. Doch das Wasser war streng rationiert, und er hatte seine Ration gerade voller unbeherrschter Gier in sich hineingeschüttet. Das nächste Wasser würde es erst wieder nach dem Kampf geben.
    Wenn er dann noch Wasser brauchte.
    Hendrik verfluchte die Sonne, die ihm schier das Mark aus den Knochen brannte, die Wüste, die sich scheinbar endlos und eintönig um ihn erstreckte und am meisten sich selbst, weil er so närrisch gewesen war, sich freiwillig für diesen Auftrag zu melden.
    Aber die Wüste war nun einmal anders, als er es sich im Ordenshauptquartier in Paris hatte vorstellen können. Dort war der Gedanke an die Hitze von der Vorstellung schattenspendender Palmen und dem frischen Wasser lieblicher Oasen verbrämt gewesen. Und natürlich von der Achtung, die die im Orient lebenden Brüder dem Abgesandten des Großmeisters gegenüber empfinden würden.
    Statt dessen hockte er nun in voller Rüstung auf einem Dünenkamm, ungeschützt der sengenden Sonne preisgegeben und allmählich innerlich verschmorend, und starrte auf dieses seltsame Gebilde dort unten im Tal. Trotz seiner Größe sah es eher skurril als gefährlich aus, auch wenn Hendrik das beklemmende Gefühl, das es ausstrahlte, nicht ableugnen konnte. Aber diese riesige Sandrose für die Festung allen Übels zu halten – das konnten seiner Ansicht auch nur die von allen Aberglauben des Orients verseuchten Ordensbrüder im Nahen Osten.
    Er hielt die hiesige Sektion des Ordens ohnehin für recht eigenartig – diplomatisch ausgedrückt. Sie beteten zwar nicht weniger als er selbst und die Brüder, die er in Europa kannte. Doch in ihren Stimmen klang dabei ein harter Unterton mit, so als würden sie von Gott eine Gegengabe für ihre Gebete erwarten. Zudem bestand diese Sektion des Ordens zumeist aus Franzosen. Aber es waren keine x-beliebigen Franzosen, sondern Edelleute, deren Stammbaum bis mindestens in die Zeit Philipps des Schönen zu verfolgen war. Manche, fügte er in Gedanken spöttisch hinzu, sicher auch geradewegs in die Steinzeit. So wimmelte es nur so von Namen wie de Mere, de Saint Denis, de Banrieux, de Guise, de Navarre und anderen, denen Hendrik zwar eine gewisse Bedeutung für europäische Geschichtsbücher, jedoch nicht für einen christlichen Orden beimaß.
    Ordensbrüder, die nicht aus dem alten Adel Frankreichs stammten, hatten kaum eine Chance, in diesem illustren Kreis akzeptiert zu werden, vor allem dann nicht, wenn es sich um Bürgerliche oder gar um Engländer handelte.
    Anglais war auch ihr liebstes Schimpfwort.
    Hendrik hatte es in den drei Monaten, seit denen er sich bei dieser Sektion befand, schon mehrere dutzendmal zu hören bekommen, obwohl er kein Engländer, sondern ein Holländer war, der zudem eine entfernte Verwandtschaft zum niederländischen Königshaus aufweisen konnte – die ihm im übrigen ebenso egal war wie die Titel seiner Brüder hier.
    Kurz und bündig gesagt, hielt Hendrik die hiesigen Templer für einen Haufen Verrückter, der in seinen Adelshochmut eingesponnen eher ein Relikt aus dem Mittelalter als eine funktionierende Unterabteilung des Ordens darstellte.
    Ja, er hielt sie sogar für gefährlich für den Orden selbst, da sie in ihrem Wahn, sich für die auserwählte Elite des Ordens zu halten, ein verderbliches Eigenleben entwickelt hatten und sich nur noch dann um Anweisungen aus dem Hauptquartier kümmerten, wenn diese mit ihren eigenen Plänen und Absichten harmonierten. Vielleicht war es kein Zufall, daß Balestrano sie im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste geschickt hatte, sinnierte er.
    Diesen Charakterzug hatte Hendrik am eigenen Leib erfahren. Er war als Abgesandter des Großmeisters hier erschienen und wurde behandelt wie der letzte Bettler, für den der schlechteste Platz am Mittagstisch gerade gut genug ist. Man hatte ihm auch deutlich zu verstehen gegeben, welch hohe Ehre es für ihn sei, Seite an Seite mit den edelsten Geschlechtern Frankreichs gegen den Feind zu kämpfen, ohne ihm jedoch zu sagen, um wen es sich bei diesem Feind genau handelte.
    Vielleicht
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