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Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen

Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen

Titel: Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen
Autoren: Verschiedene
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vorschlug, war Ketzerei. Die Worte des obersten Tempelherrn waren Gesetz.
    Aber zum ersten Mal in seinem Leben war sich Sir Rupert Hayworthy nicht mehr ganz sicher, ob Jean Balestrano nicht irrte. Irgend etwas war mit ihm geschehen, etwas, das er selbst nicht verstand und das ihn erschreckte – aber er hatte sich verändert. Und es war eine Veränderung, die noch lange nicht abgeschlossen war, das spürte er.
    »Gut«, sagte er schließlich. »Tu es. Aber nur diesen Mann. Niemanden sonst.«
    Botho von Schmid nickte. »Niemanden sonst.« Einen Moment lang blickte er Hayworthy noch ernst an, dann wandte er sich um, blickte zum Kastell hinauf und hob die linke Hand. Ein angespannter Ausdruck erschien auf seinen Zügen...
    ... während der Wächter, fünfzehn Meter über ihnen, aus dem Turm heraustrat und seine ruhelose Wanderung hinter den gerundeten Zinnen des Kastells fortsetzte. Er war nicht sehr aufmerksam. Das war nicht nötig, denn seine Wache hatte mehr symbolische Bedeutung als irgendeinen praktischen Nutzen. Sie waren sicher hier oben, sicherer als an irgendeinem anderen Ort auf der Welt, und das schon einzig aus dem Grund, weil niemand von ihrem Hiersein wußte. Und der Wahnsinnsschirm rings um den Berg würde nachhaltig dafür sorgen, daß auch niemand durch Zufall den Berg fand, der auf keiner Karte verzeichnet war.
    Trotzdem erfüllte der Mann seine Aufgabe gewissenhaft, wenn auch mit mäßigem Engagement.
    Aber vermutlich wäre ihm der kaum daumengroße Schatten, der hinter ihm über die Zinnen huschte und auf dürren Beinchen hinter ihm hertrippelte, auch entgangen, wenn er aufmerksamer gewesen wäre.
    Der Skorpion lief mit einer für seine Art vollkommen untypischen Zielsicherheit auf den hochgewachsenen Mann zu, verhielt aber dann plötzlich mitten in der Bewegung, gelenkt von einem Willen, der nicht der seine war. Seine Fühler zuckten nervös hin und her, und vielleicht begriff er auch mit seinem primitiven Verstand, daß er etwas tat, wofür er überhaupt keinen Grund hatte. Aber seine Intelligenz reichte bei weitem nicht aus, sich gegen den Zwang dieses fremden Willens aufzulehnen.
    Er hatte auch nicht genug Geist, sich zu wundern, als plötzlich ein zweiter und dritter Schatten neben ihm erschienen, beide kaum größer als er selbst: Ein weiterer Skorpion, und neben ihm, in friedlicher Eintracht, eine haarige graue Wüstentarantel, nur halb so groß wie eine Kinderfaust, aber ebenso giftig wie die beiden Skorpione.
    Die Tiere warteten, während der Wächter seine Runde beendete, am jenseitigen Rand des Wehrganges einen Moment stehenblieb und sich dann umwandte, um gemächlich zurückzugehen.
    Als er noch drei Schritte von den drei winzigen Killern entfernt war, gewahrte er eine Bewegung aus den Augenwinkeln.
    Er blieb stehen, runzelte die Stirn und beugte sich vor, um aus zusammengepreßten Augen auf die beiden Käfer herabzublicken, die neben ihm auf der Mauerkrone erschienen waren.
    Es waren ausgesprochen häßliche Tiere – zehn Zentimeter lange Miniatur-Ungeheuer mit scharfen Zangen und langen glänzenden Beinen, die sehr selten waren und in diesem Teil der Wüste im Grunde nichts verloren hatten. Der Mann wußte, daß die Tiere nicht ungefährlich waren; schon der Biß eines einzigen konnte zu schwerem Fieber und Krämpfen führen. Aber er war kein bißchen beunruhigt, sondern allerhöchstens verwundert. Und fast dankbar für die Abwechslung im monotonen Einerlei seiner Wache.
    Einen Moment lang betrachtete er die beiden Käfer, dann zog er einen Dolch aus dem Gürtel und stubste eines der Tierchen behutsam mit der Spitze an.
    Im gleichen Moment kroch der erste Skorpion in sein rechtes Hosenbein.
    Der Mann bemerkte es nicht einmal. Ein dünnes, schadenfrohes Lächeln erschien auf seinen Lippen, während er den Käfer auf den Rücken warf und zusah, wie er hilflos mit den Beinen strampelte.
    Der zweite Skorpion kroch in sein linkes Hosenbein, während die Spinne an seinem Umhang emporzuklettern begann und sich lautlos seinem Nacken näherte.
    Auch das bemerkte er nicht. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, den zweiten Käfer mit dem Dolch auf die Mauerkante zuzutreiben, wo er in die Tiefe stürzen mußte.
    Aber er kam niemals dazu, sein grausames Spiel zu Ende zu bringen. Ein dünner, aber sehr tief gehender Schmerz schoß plötzlich durch seine rechte Wade. Er keuchte, fuhr herum und schlug instinktiv mit der flachen Hand nach der schmerzenden Stelle.
    Irgend etwas knackte: sehr leise,
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