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Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Titel: Der Hexer - NR27 - Todesvisionen
Autoren: Verschiedene
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Explosion.
    Sekundenlang stand Monahseetah schwer atmend da, unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Sie verstand nicht, woher das Wesen gekommen war und aus welchem Grund es den Schamanen getötet hatte. Doch Mazakootemane war tot, und all ihre Mühen, all ihre Hoffnung waren umsonst gewesen...
    »Aber nein«, klang eine wohlbekannte Stimme auf. Monahseetah fuhr herum – und starrte ungläubig auf die Gestalt des uralten Medizinmannes.
    Mazakootemane stand vor ihr – er war unverletzt!
    »Ich sehe jetzt die Kraft, die in deiner Seele wohnt«, fuhr der Alte fort, reckte sich und legte der Squaw die knochige Hand auf die Schulter. »Du hast die Probe bestanden, Monahseetah. Ich werde dich unterrichten...«

    * * *

    Obwohl die Sonne heiß vom Himmel brannte und die Luft bereits in den frühen Morgenstunden flirren ließ, war mir so kalt, daß meine Zähne unwillkürlich aufeinanderschlugen. Fast glaubte ich, den Rauhreif meines Atems sehen zu können. Es war eine Kälte, die aus mir selbst kam und die keine Sonne und kein Feuer vertreiben konnten.
    Shadow saß zusammengesunken neben mir, die Beine an den Körper gezogen und mit den Armen umschlungen. Ich ahnte, daß es ihr ähnlich wie mir erging. Der Schrecken aus meinen Visionen hatte sich tief in unsere Seelen gebrannt.
    Wir hatten uns von der Gruppe abgesondert und hockten im Schatten der bizarren Felsen, aus denen die himmelhohen Wände dieser Schlucht bestanden.
    Ich hatte das Drängen und die Fragen meiner Freunde abgewehrt und darauf bestanden, uns ein paar Minuten Ruhe zu gönnen. Das war schwieriger gewesen, als es sich anhört. Die Wächterindianer um Ixmal, die nur den letzten Akt der Geschehnisse beobachtet hatten, glaubten erst, ich hätte Shadow ein Leid zugefügt. Für sie war Shadow eine Göttin – was der Wahrheit ja schon recht nahe kam –, und sie wären beinahe über mich hergefallen, als sie bewußtlos zusammenbrach. Erst Sitting Bulls ehrfurchtgebietende Stimme hatte sie halbwegs zur Räson gebracht.
    »Seit wann quälen dich diese... Träume, Robert?« Shadows Stimme war kaum mehr als ein Hauch, und als sie aufsah und ich ihrem Blick begegnete, erkannte ich einen Schrecken darin, den ich mir trotz allem nicht erklären konnte. Denn sie hatte schon mehr Grauen und Tod gesehen, als ein Mensch je ertragen kann – wie konnten meine Alpträume, so erschreckend sie auch waren, sie derart aus der Fassung bringen?
    Sie mußte mehr daraus gelesen haben, als ich auch nur ahnen konnte. Was wußte sie?
    »Ich habe auch schon darüber nachgedacht, mehr als einmal«, antwortete ich nach kurzem Zögern. »Es muß in San Francisco begonnen haben – etwa zu der Zeit, als ich Buffalo Bill und Sitting Bull kennenlernte.«
    Shadow nickte nur. Ich wartete noch ein paar Sekunden, doch sie schien mir nicht erklären zu wollen, worauf sie hinauswollte.
    »Warum fragst du?« hakte ich schließlich nach, doch sie wich mir so geschickt aus, als wäre sie bei Howard in die Lehre gegangen.
    »Es ist zu früh, Genaueres zu sagen«, erwiderte sie. »Ich habe einen Verdacht, und ich... ich muß darüber nachdenken. Was ist mit diesem Namen? Ta-tan-ka I-yo-ta-ke. Sagt er dir irgend etwas?«
    Ich schüttelte den Kopf, hilflos und verärgert zugleich. »Shadow, ich will wissen, was das alles zu bedeuten hat. Wenn du glaubst, etwas zu ahnen, dann sag es mir. Bitte!«
    Für endlose Sekunden sah sie mich an, und ihre Augen schienen direkt in meine Seele zu blicken. Aber ich hielt ihrem Blick stand, und schließlich senkte sie den Kopf und atmete tief ein.
    »Gut. Vielleicht ist es sogar besser so.« Ihre Stimme klang gepreßt, als bereite ihr das Sprechen unendliche Mühe. Oder, führte ich den Gedanken erschrecken fort, als wollte etwas mit aller Macht verhindern, daß sie ihr Wissen preisgab! Die Kälte in meinem Inneren schien noch zuzunehmen.
    »Diese Träume scheinen eine Art... Warnung zu sein«, flüsterte Shadow, als fürchtete sie, belauscht zu werden. »Eine Warnung, die immer mehr an Substanz gewinnt, je näher wir unserem Ziel kommen. Wäre nicht diese Vision der letzten Nacht, dieser indianische Name, würde ich auf jemanden tippen, der dich mit diesen Träumen in den Wahnsinn treiben will.«
    »Necron? Du meinst, er weiß –
    »Ich hätte es geglaubt, ja. Aber er kann es nicht sein. Die Chance, dich zu töten, hätte er sich nicht entgehen lassen.«
    Ich umfaßte mit der Linken mein Handgelenk. Die Berührung brannte wie Feuer und erinnerte mich
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