Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter

Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter

Titel: Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
ungeheure Ausbruch magischer Energien, der ihm gefolgt war. Getötet hatte ihn der Kristall selbst. Der scharfkantige Edelstein hatte seinen Schädel gespalten.
    Aber der Anblick erfüllte Swen Liefenstahl weder mit Triumph noch Befriedigung. Sie hatten den Magier vernichtet, endlich. Aber der Preis war zu hoch gewesen. Viel zu hoch.
    Aber war er wirklich tot? Swen vermochte nicht zu beurteilen, ob das Gefühl der Bedrohung, des Üblen, das ihn erfüllte, wirklich nur das des nahen Todes war. Vielleicht war sein Geist auch schon so weit hinüber in die andere Welt geglitten, daß er für einen Moment Dinge sah und spürte, die den Lebenden normalerweise verschlossen blieben – aber für einen winzigen Augenblick spürte er einfach, daß in dem verkrümmten Leichnam noch immer Leben war.
    Genau so, wie er spürte, daß das wahre Böse in dieser Festung niemals Skallagrim gewesen war, sondern etwas anderes, etwas unendlich viel Älteres und Mächtigeres.
    »Was soll ich nur tun, Swen?« fragte Erik verzweifelt. »Alle sind tot!«
    »Du... mußt uns... rächen«, flüsterte Swen.
    »Rächen?« Erik sah ihn unverstehend an. »Was meinst du damit?«
    Swen versuchte, die Hand zu heben, aber nicht einmal mehr dazu reichte seine Kraft. »Hör mir... hör mir zu«, flüsterte er. »Es gibt... etwas, was du tun kannst.«
    Und Erik, der Welpe, der noch keinen Männernamen bekommen hatte und ihn nun niemals mehr bekommen würde, hörte die ersterbende Stimme des alten Kriegers Worte sprechen, deren wahren Sinn er fast ein Jahrtausend später erst begreifen sollte...

    * * *

    Shadows Gesicht war geborsten. Ein Spinnennetz feinverästelter dünner Risse hatte die Maske aus peflmuttfarbenem Kalk überzogen, und als ich die Hand hob und ihre Wange berührte, fühlte ich ein sanftes Zittern, als rege sich unter der fingerdicken Kalkschicht etwas Lebendes.
    Die Vorstellung ließ mich abermals aufstöhnen. Shadow lebte. Sie lebte, hatte die ganze, ungeheuerliche Zeitspanne hindurch gelebt, von den Magiern und den THUL SADUUN zu zweihundertfünfzig Millionen Ewigkeiten der Qual verdammt, aus Rache für das, was sie getan hatte!
    Hinter mir ertönte ein helles Splittern, und als ich den Kopf wandte, sah ich, wie sich einer der Wikinger-Krieger mit noch ziellosen Bewegungen aus seinem weißen Panzer schälte. Sein Blick war verschleiert, als er mich ansah.
    Es glich einem Wunder, daß ich den Weg zurück zu Shadow überhaupt geschafft hatte. Ein Dutzend der Kreaturen hatte mich angegriffen, und ich verdankte mein Leben wohl einzig der Tatsache, daß sie alle noch unsicher und benommen waren, und es nicht besonders schwerfiel, ihren Angriffen auszuweichen.
    Aber das würde sich rasch ändern. Hastig wandte ich mich wieder Shadow zu und legte beide Hände auf ihre Stirn. Es war schwer. Unendlich viel schwerer als alles, was ich jemals zuvor getan hatte. Der Geist der El-o-hym lag offen vor mir, aber er war wie ein Funke in einer Unendlichkeit allesverschlingender Schwärze. Es dauerte nur Sekunden, ehe es mir gelang, den Kontakt herzustellen, aber ich durchlitt Ewigkeiten der Qual in diesen Augenblicken. Zweihundertfünfzig Millionen Jahre lang hatte sie hier gestanden, gefangen in einem Universum aus Schwärze und Schweigen, gelähmt, taub, blind, abgeschnitten von allen Empfindungen –
    und bei vollem Bewußtsein!
    Das war die Rache der THUL SADUUN gewesen.
    Die El-o-hym war im wahrsten Sinne des Wortes durch die Hölle gegangen. Nur der ungeheuren geistigen Disziplin, der Hastur sie unterworfen hatte, ehe er sie auf diesen Planeten brachte, hatte sie es zu verdanken, daß sie nicht schon im ersten Jahr wahnsinnig geworden war.
    Dies und noch viel mehr begriff ich in diesem winzigen, zeitlosen Moment, in dem mein Bewußtsein mit dem ihren verschmolz. Was ich fühlte, war nur ein kleiner Teil der geistigen Qualen, die Shadow durchlitten hatte.
    Ich schrie auf, taumelte zurück, schlug die Hände vor die Augen und versuchte mit aller Macht, den Wahnsinn zurückzutreiben, der sich meines Geistes bemächtigen wollte.
    Ich war nicht stark genug.
    Meine Gedanken drehten sich schneller und schneller und schneller, begannen sich zu verwirren und zu etwas Fremdem, Schrecklichem zu werden.
    Dann war es vorbei. Irgend etwas Sanftes, unendlich Starkes griff nach meinem Geist, umschloß ihn wie eine beschützende Hand und fegte das Chaos beiseite.
    Als ich aufsah, blickte ich in Shadows Gesicht.
    Sie hatte sich nicht verändert.
    Ihr Antlitz war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher