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Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter

Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter

Titel: Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter
Autoren: Verschiedene
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riesige Seeschlangen und andere, höchst beunruhigende Dinge.
    »Mein Gott!« flüsterte eine Stimme neben mir. »Es ist wahr! Alles ist wahr!«
    Wie zuvor bei Bill hatte ich auch jetzt Schwierigkeiten, die Stimme zu identifizieren.
    Postlethwaites Gesicht wirkte im flackernden Licht der Fackeln unnatürlich bleich; seine Augen waren so groß, als wollten sie jeden Moment aus den Höhlen quellen. Ich versuchte nachzuempfinden, wie er sich in diesem Moment fühlen mochte, aber ich war nicht sicher, ob es mir wirklich gelang. Sein Leben lang war er einem Traum nachgejagt, und auch, wenn er es niemals zugegeben hätte, hatte er sicher im stillen mehr als nur einmal gezweifelt. Jetzt hatte sich sein Traum erfüllt. Er hatte den legendären Berg der Weißen Götter nicht nur gefunden, er war sogar mitten drin.
    Ich hoffte nur, daß es nicht zu einem Alptraum für ihn wurde. Und für uns andere auch.
    »Alles ist wahr!« flüsterte er. »Es ist genau so, wie es die Spanier beschrieben haben. Er existiert.« Plötzlich fuhr er herum und starrte mich an. »Wissen Sie überhaupt, was das bedeutet, Robert?« keuchte er.
    »Ja«, antwortete Buffalo Bill an meiner Stelle. »Daß wir in der Falle sitzen, und zwar gründlich.«
    Postlethwaite hörte seine Worte gar nicht. »Wenn dieser Berg existiert und der Drache und die Wächterindianer, dann gibt es auch die Götter, die er beherbergen soll!« fuhr er erregt fort. »Wir werden das größte Geheimnis dieser Welt lüften, Robert! Wir haben es entdeckt!«
    Ich antwortete nicht. Es hätte manches gegeben, was ich hätte sagen können, und eine Menge davon hätte Postlethwaite nicht gefallen, da war ich sicher. Aber ich war auch sicher, daß er meine Worte in diesem Moment überhaupt nicht zur Kenntnis genommen hätte.
    So verzichtete ich darauf, ihn aus seinen Träumen zu reißen und in die Wirklichkeit zurückzuholen, sondern wandte mich statt dessen um und sah Sitting Bull an, der noch immer in der gleichen, verkrampften Haltung neben dem Tor stand. Sein Gesicht war starr wie eine Maske. Ein Schrecken stand darauf geschrieben, der mich schaudern ließ.
    »Ich glaube, Sie haben uns einiges zu erklären, Häuptling«, sagte ich leise.
    Sitting Bull schien wie aus einem Traum zu erwachen. Einen Moment lang blickte er mich an, als erkenne er mich gar nicht, dann drehte er sich halb herum und warf Buffalo Bill Cody einen fast flehenden Blick zu. Aber zum ersten Mal überhaupt, seit ich dieses sonderbare Trio kennengelernt hatte, sprang ihm Cody nicht zur Hilfe, sondern wich seinem Blick aus.
    »Sie wissen mehr über diesen Berg und seine Geheimnisse, als Sie uns glauben machen wollten, Sitting Bull«, sagte ich, sehr leise, aber in einem Ton, der ihm klarmachen mußte, daß ich mich diesmal nicht mit Ausflüchten und geheimnisvollen Andeutungen abspeisen lassen würde.
    »Ich habe es nicht geglaubt«, murmelte er.
    »Was hast du nicht geglaubt?« mischte sich Cody ein.
    Sitting Bull sah auf, blickte ihn einen Moment verstört an und machte eine Geste, die den ganzen Berg einschloß. »Die Legende vom Berg der Götter«, sagte er leise. »Sie ist uralt; älter als unser Stamm, vielleicht älter als unser Volk. Es heißt, daß die wahren Herrscher dieses Landes sich vor Urzeiten hierher zurückgezogen haben, um auf den Tag zu warten, an dem sie erwachen und ihre Herrschaft aufs neue antreten werden.«
    Cody blickte zweifelnd auf den alten Häuptling, und Postlethwaite schob sich erregt an mir vorbei. Sein Blick hing gebannt an den Lippen des alten Indianers, um nur ja keine Silbe zu verpassen, die er sprach.
    Der einzige, der Mühe hatte, seine Beherrschung nicht vollends zu verlieren, war ich.
    Uralt... älter als unser Volk... die wahren Herrscher dieses Landes... auf den Tag, an dem sie erwachen, um ihre Herrschaft aufs neue anzutreten...
    Das waren Worte, die ich ein paarmal zu oft gehört hatte, um sie noch einfach als leeres Gerede abzutun. Mit einem Male fiel mir wieder ein, wie unheimlich und bedrückend schon der Weg hierher gewesen war, wie sonderbar falsch und fremd mir selbst so etwas Banales wie ein Felsen vorgekommen war...
    Und alles paßte so verdammt genau zusammen!
    Der Drache, von dem diese Burg ihren Namen ableitete. Die Wächter, die jeden töteten, der auch nur in seine Nähe kam. Der Hauch übler Magie, der so deutlich in der Luft lag, daß selbst Annie und Cody ihn spüren mußten, wenngleich auch nur als vage Beunruhigung, deren eigentlichen Grund sie sich
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