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Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Titel: Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen
Autoren: Verschiedene
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Kammer kaum noch verlassen. Er hatte sich bemüht, mit sich selbst ins reine zu kommen und seine Erlebnisse geistig zu bewältigen. Er hatte auch mit dem Gedanken gespielt, aus Arcenborough fortzuziehen, weit weg, wo er alles hinter sich lassen und vergessen konnte, aber er hatte erkannt, daß es diesen Ort nicht gab. Die Erinnerung würde ihn immer und überall einholen.
    Eine Flucht schied aus, aber es gab einen anderen Weg, der ihn gleichermaßen erschreckte wie faszinierte. Robert Craven kämpfte gegen die Kreaturen, die er die GROSSEN ALTEN nannte, und ihre Geschöpfe. Und er wußte, wie man sie besiegen konnte. Jeff würde den Besitzer der ATC bitten, ihn begleiten zu dürfen. Craven würde ihn lehren, was es mit den dämonischen Wesen auf sich hatte, und er würde ihm zeigen, wie man sie bekämpfen konnte. Es schien für Jeff der einzige Weg zu sein, wie er mit seinem Wissen fertigwerden und gleichzeitig auch noch anderen Menschen helfen konnte.
    Eine Locke seines braunen Haares fiel ihm in die Stirn und kitzelte in seinen Augen. Mit einer müden Bewegung strich Jeff Conroy sie zurück und richtete sich gleichzeitig auf.
    Es gab nichts, was ihn an diesem Ort hielt. Nicht einmal seine Mutter. Er sah ihr verhärmtes Gesicht vor sich. Der Tod seines Vaters kurz nach Jeffs Geburt hatte sie hart und gefühlskalt werden lassen. So etwas wie Liebe hatte Jeff von ihr niemals empfangen, wenn er sie überhaupt zu Gesicht bekam. Sie arbeitete in der Spinnerei, und die harte Arbeit hatte ein übriges getan, jedes Gefühl in ihr absterben zu lassen. Jeff war weitgehend allein aufgewachsen, und schon von früher Jugend an hatte er selber in den Fabriken arbeiten müssen.
    Gleich am nächsten Morgen würde er Robert Craven aufsuchen und ihm seine Bitte unterbreiten. Er verdrängte den Gedanken, daß dieser ablehnen könnte, mit aller Kraft, die er aufbringen konnte. Es durfte einfach nicht passieren.
    Da er sich jetzt endlich zu einem Entschluß durchgerungen hatte, legte sich der Aufruhr, der seit Tagen in seiner Seele wütete, ein wenig. Jeff ließ sich zurücksinken. Er hatte in den vergangenen Nächten kaum schlafen können und fühlte sich matt und ausgelaugt. Doch obwohl seine Augenlider Tonnen zu wiegen schienen, konnte er sie nicht für länger als ein paar Sekunden schließen.
    Seine Phantasie gaukelte ihm schreckliche Dinge vor, Kreaturen mit langen peitschenden Tentakeln und entsetzlich aufgedunsenen Körpern, die sich seinem Bett näherten. Natürlich war nichts davon zu entdecken, sobald er die Augen wieder öffnete, aber die Angst krampfte sich wie eine eiskalte Totenhand um sein Herz und zwang ihn stets aufs neue, nachzuschauen, ob da wirklich nichts in seinem Zimmer lauerte.
    Das Schlagen der Kirchturmglocke drang an sein Ohr. Es war bereits zwei Uhr morgens, und immer noch kämpfte seine Angst verbissen gegen die bleierne Müdigkeit an. Nachdem der letzte Schlag verklungen war, breitete sich wieder Totenstille in seiner Kammer aus, nur unterbrochen vom leisen Geräusch seines Atems und dem leisen Pfeifen, mit dem der Wind durch die Ritzen zog. Gelegentlich gab die Kerze ein leises Knistern von sich. In der wattigen Lautlosigkeit, die das Halbdunkel seines Zimmers ausfüllte, erschienen die kaum wahrnehmbaren Geräusche überlaut.
    Irgendwann siegte die Müdigkeit über seine Angst. Jeff Conroy glitt in einen neblig ungewissen Zustand zwischen Schlafen und Wachen, in dem es weder Träume noch bewußte Wahrnehmungen gab, sondern nur ein unendliches und undurchdringliches Grau.
    Verwirrt schrak er nach ein paar Minuten – oder waren es Stunden gewesen? – wieder hoch. Etwas war in seinen Halbschlaf eingedrungen und hatte ihn aus dem Dämmerreich zurück in die Wirklichkeit gerissen. Ein Geräusch, das er nur unbewußt wahrgenommen hatte und dessen Ursprung er sich nicht erklären konnte.
    Mit angehaltenem Atem blieb er auf dem Bett liegen, eingehüllt in seine verschlissene Leinendecke, und lauschte. Doch alles, was er hörte, war das vertraute leise Pfeifen des Windes.
    Dann wiederholte sich das Geräusch. Es war das kaum wahrnehmbare Knarren einer Treppenstufe. Jemand schlich sich durch das Treppenhaus, und er bemühte sich, dabei sehr leise vorzugehen, aber es war unmöglich, die hölzernen Stiegen geräuschlos zu erklimmen.
    Es war ein großes Haus, in dem zahlreiche Menschen wohnten, und Jeffs Zimmer lag direkt unter dem Dach. Das Knarren war nicht weit entfernt aufgeklungen, vielleicht ein Stockwerk
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