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Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Titel: Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons
Autoren: Verschiedene
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zerstören.
    Ohne einen weiteren Gedankenwechsel machten wir uns an die Arbeit. Ich verstand, wieso Bredshaw sie allein nicht hatte zerreißen können. Sie waren so nachgiebig, daß sie sich zu haarfeinen Gespinsten ziehen ließen. Man mußte von zwei Seiten zugleich daran zerren.
    Auch wenn ich keinen Körper mehr besaß, so gelang es mir doch, mich an einen der Stränge zu klammern. Es war kaum vorstellbar, aber selbst innerhalb dieses Monstrums, das den Urängsten des menschlichen Verstandes nachgebildet zu sein schien, erfaßte mich noch Ekel vor dem zuckenden Nervenstrang. Bredshaw packte ihn von der anderen Seite.
    Es ging leichter, als ich erwartet hatte, da wir nur einen kleinen Teil des Stranges dehnen mußten. Er ließ sich bis zu einer bestimmten Länge spannen, wurde dann porös – und zerriß mit einem peitschenden Knall.
    Aber es waren viele derartige Stränge. Verbissen setzten wir unser Vernichtungswerk fort. ES schien noch nichts von unserem Tun bemerkt zu haben, oder ES besaß keine Möglichkeit, uns daran zu hindern.
    Ich versetzte mich für einen Augenblick in das Sehzentrum der Kreatur. Nicht mehr allzu weit vor mir erkannte ich das störende Element von Leben, das Jeff Conroy darstellte. Inzwischen mußte der Junge seinen Fehler bemerkt haben, denn er kam von allein näher. Direkt auf uns zu!
    Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis wir das Nervensystem zerstört hatten, aber genau diese Zeit nahm er uns, indem er freiwillig auf ES zuging, auch wenn er nicht wissen konnte, wo die Kreatur sich aufhielt.
    Wir müssen schneller arbeiten! stöhnte ich. Wir arbeiteten wie die Berserker. Die verrinnende Zeit trieb uns dazu, nicht mehr nur einzelne Stränge zu packen. Wir klammerten uns an ganze Bündel von ihnen. Mit einem Kraftaufwand, der uns bis dicht an die psychische Auflösung herantrieb, zerfetzten wir sie.
    Für einen Sekundenbruchteil glaubte ich etwas in mir zu fühlen – ein merkwürdig vertrautes Gefühl –, aber dann entglitt es mir wieder, und ich hatte nicht die Zeit, mich darum zu kümmern. Ich schuftete weiter mit aller Kraft.
    Zwischendurch blickte ich immer wieder nach draußen. ES hatte Jeff fast erreicht. Schreckensstarr blickte Jeff der Kreatur entgegen. Aber er floh nicht!
    Ich spürte, wie ES zwei neue Tentakel ausbildete. Sekundenlang verstärkte sich das Zucken der Stränge derart, daß wir kaum noch Halt an ihnen fanden. Wir hatten den Wettlauf gegen die Zeit verloren.
    Ich glaube, ich habe den Strang gefunden, der das Gehirn mit dem Körper verbindet! brüllte Bredshaw.

    * * *

    Es gab keine Fluchtmöglichkeit mehr, und Jeff Conroy ergab sich in sein Schicksal. In der Höhle hatte er nur schemenhaft die Konturen des Monstrums erkennen können, doch es erstaunte ihn, wie es in diesen relativ engen Stollen hineinpaßte. Er schüttelte den Kopf, und ein verwundertes Lächeln löste die marmorhafte Anspannung, die auf seinem Gesicht lag.
    Es ist verrückt, dachte er, an welche Nebensächlichkeiten man im Angesicht des Todes noch denken konnte. Er war gelöst und entspannt; die panische Angst war einer fast übernatürlichen Gelassenheit seinem Schicksal gegenüber gewichen.
    Einen Moment lang fragte er sich, was wohl aus Robert Craven geworden war, dann entglitt ihm der Gedanke wieder. Gleichgültig zuckte Jeff mit den Achseln. Es war das einzige Gefühl, das er in Erwartung des Todes noch aufbringen konnte; Gleichgültigkeit.
    Er versuchte, die wogenden Nebelschwaden mit den Augen zu durchdringen. Es gelang ihm nicht. Sie waren zu dicht und bildeten eine fast massive Wand. Warum tötete die Bestie ihn nicht endlich?
    Einen Yard vor ihm verharrte der Nebel. Jeffs Selbsterhaltungstrieb brach noch einmal in ihm durch, als er zwei Tentakel erblickte, die sich aus dem grauen Vorhang heraus auf ihn zubewegten. Es machte ihn stutzig, wie langsam die Fangarme sich bewegten. Ohne Schwierigkeiten konnte er sich unter dem ersten hinwegducken und dem zweiten durch einen raschen Sprung nach hinten entgehen.
    Etwas stimmte nicht. Er hatte die unglaubliche Schnelligkeit und Kraft der Tentakel selbst erlebt. Jetzt war nichts mehr davon übrig geblieben. Sicher, sie waren immer noch beängstigend groß und furchteinflößend, aber ihre Bewegungen muteten kraftlos und müde an.
    Anscheinend hatte Craven der Kreatur vor seinem Ende noch schwer zu schaffen gemacht. Eine andere Erklärung fand Jeff Conroy nicht. Doch noch immer war der Koloß für einen Menschen ein unüberwindlicher Gegner.
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