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Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter

Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter

Titel: Der Hexer - NR21 - Krieg der Götter
Autoren: Verschiedene
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ich gerade noch zurecht gekommen.«
    Ich wollte antworten, aber meine Stimme versagte mir endgültig den Dienst. Ein dumpfer, bohrender Schmerz machte sich in meiner Brust bemerkbar, und mein Blick begann sich wieder zu trüben. Die kleine Anstrengung, mit Jennifer zu reden, war bereits zu viel für diesen Körper gewesen.
    Auch Jennifer schien das zu spüren, denn sie stand plötzlich auf, musterte mich einen Moment stumm und voller Sorge, wandte sich dann plötzlich um und kniete neben einem der toten Magier nieder. Voller Entsetzen – und unfähig, auch nur einen Finger zu rühren, um sie daran zu hindern – beobachtete ich, wie sie den reglosen Körper herumdrehte, die Hände unter seinen bizarren Mantel schob –
    und ihn mit einem Ruck von seinem Leib riß!
    »Um Gottes Willen, was... was hast du vor?« stammelte ich.
    Jennifer antwortete nicht, sondern rollte den Toten mit dem Fuß davon und breitete seinen Mantel dicht neben meinem Stuhl aus, mit der finsteren, mit lebenden Nadeln bewachsenen Seite nach außen.
    Angeekelt betrachtete ich das bizarre, lebende Etwas. Zum ersten Male hatte ich Gelegenheit, eines dieser schrecklichen Geschöpfe aus allernächster Nähe zu sehen.
    Mir wäre wohler gewesen, ich hätte es nicht gekonnt.
    Es waren nicht nur die Nadeln. Zwischen ihnen rankte und wand sich etwas, das wie eine Schicht widerwärtiger, schleimig-schwarzer Würmer aussah, dünne, sich ringelnde Fäden aus geronnener Schwärze, die miteinander verflochten waren. Das ganze, gräßliche Gebilde zuckte und bebte ununterbrochen. Jennifer drehte sich zu mir um, griff unter meinen linken Arm und zog mich ohne sichtliche Anstrengung in die Höhe. Ich versuchte mich zu wehren, aber natürlich ohne Erfolg.
    »Was hast du vor?« keuchte ich noch einmal. Meine Stimme bebte jetzt nicht nur vor Schwäche, sondern schlicht und einfach vor Angst.
    »Das einzige, was dich retten kann«, antwortete Jennifer. »Du kannst nicht hierbleiben, aber dieser Körper ist zu schwach. Der Mantel wird dir helfen.«
    Sie bückte sich – wobei sie mich mit einer Hand scheinbar mühelos gleichzeitig aufrecht und festhielt – hob das zitternde schwarze Ding vorsichtig auf und warf es ohne ein weiteres Wort über meine Schultern.
    Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte: wahrscheinlich einen neuen Schmerz, vielleicht auch einen geistigen Angriff, irgend etwas jedenfalls.
    Aber ich spürte nichts.
    Das heißt – etwas spürte ich schon.
    Der Mantel schmiegte sich fest um meine Schultern, und es war ein Gefühl, das nicht einmal unangenehm war, sondern eher beschützend; wie die Berührung einer großen, freundlichen Hand. Ein leises Kitzeln breitete sich in meinem Nacken aus, kroch über meine Schultern die Arme herab bis zu den Ellbogen und den Rücken hinunter, bis fast zur Hüfte, und ich wußte, daß es nichts anderes waren als die Fleischdornen des Mantels, die den Stoff meines Gewandes und meine Haut scheinbar mühelos durchbohrten und sich tief in mein Fleisch bissen. Aber ich fühlte nicht den geringsten Schmerz.
    Dafür machte sich eine angenehme Wärme in meinen Gliedern breit, gefolgt von einer Leichtigkeit und Kraft, wie ich sie selten zuvor im Leben verspürt hatte.
    »Warum... hast du das getan?« fragte ich.
    Jennifer lächelte. »Fällt dir nichts auf, Robert?«
    Einen Moment lang starrte ich sie unverstehend an, dann fuhr ich zusammen, hob die Hände vor das Gesicht und blickte fassungslos an mir herab.
    Mein Körper – Barlaams Körper – hatte sich nicht verändert. Seine linke Hand war noch immer verkrüppelt und nutzlos, die Haut noch immer die eines Greises, der irgendwann vor hundert oder mehr Jahren vergessen hatte, zu sterben – aber jeglicher Schmerz, die quälenden Atembeschwerden, das hektische Pochen meines Herzens, die lähmende Schwere in meinen Gliedern; das alles war verschwunden.
    »Es ist der Mantel«, beantwortete Jennifer meine Frage, ehe ich sie auch nur stellen konnte. »Er gibt seinem Träger Kraft und macht ihn unempfindlich gegen Schmerzen.«
    Ich war immer noch unfähig, zu antworten. Vorsichtig, fast, als hätte irgend etwas in mir Angst, daß eine zu rasche Bewegung die Illusion zerplatzen und mich wieder in einen Kosmos aus Schmerz und Alter stürzen lassen könne, machte ich einen Schritt, hob die Hände und senkte sie wieder und drehte mich einmal im Kreis.
    »Das... das ist unglaublich«, murmelte ich. Dann fiel mir der Fehler auf.
    »Warum hat Barlaam ihn nicht getragen?«
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