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Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Titel: Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft
Autoren: Verschiedene
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Ellbogen ins Gesicht und stieß ihm den Dolch in den Leib.
    Es tat nicht einmal besonders weh, aber es war, als wiche von einem Sekundenbruchteil auf den anderen jegliche Energie aus Roosfelds Körper. Der weiße Stoff seines Templergewandes begann sich dunkel zu färben.
    Roosfeld kippte nach vorne, aber seine Arme hatten nicht mehr die Kraft, das Gewicht seines Körpers zu tragen. Ein stechender Schmerz durchzuckte seine Brust, dann wurde ihm schwarz vor Augen.
    Er erwachte aus seiner Ohnmacht, als ihn eine Hand an der Schulter berührte und ihn auf den Rücken drehte. Über seinem Gesicht erschien ein verschwommener Fleck, den er erst nach Sekunden als Tergards Antlitz identifizierte. Der Master des Templerordens war verletzt: Über seinem Auge klaffte ein blutender Schnitt, und es sah aus, als hätte man ihm ein Büschel Haare ausgerissen. Aber keine dieser Verletzungen war ernsthaft.
    »Steh auf, Roosfeld«, begann er ungeduldig. »Sie sind geflohen. Wir müssen weiter.« Er stockte, als sein Blick an Roosfelds Leib herabglitt und er den allmählich größer werdenden, dunklen Fleck auf seinem Gewand gewahrte, aus dessen Mitte der lederumwickelte Griff des Messers ragte.
    »Helfen... Sie mir«, stöhnte Roosfeld. Die Schwäche in seinen Gliedern wurde immer schlimmer, und hinter seinen Gedanken begann sich etwas Dunkles zusammenzuballen.
    »Helfen?« In Tergards Blick war kein Mitleid, als er den Kopf schüttelte. »Wie soll ich dir helfen, du Narr?« fragte er. »Wir sind meilenweit von der Garnison entfernt. Ich kann nichts für dich tun.«
    Er stand auf, schob sein Schwert in den Gürtel zurück und wies mit einer herrischen Geste nach Westen, zum Gipfel des Krakatau. »Weiter!« befahl er. »Wir müssen, vor Sonnenuntergang oben sein.«
    Gehorsam wandten sich die Templer um und gingen, und nach einem letzten, mitleidlosen Blick auf Roosfeld herab drehte sich auch Tergard selbst um.
    »Helfen Sie mir!« flehte Roosfeld. »Sie... Sie können mich doch nicht einfach hier zurücklassen.«
    Beinahe war er überrascht, als Tergard tatsächlich noch einmal stehenblieb und zu ihm zurücksah. Aber plötzlich lächelte der Tempelherr; ein dünnes, grausames Lächeln, das Roosfeld beinahe mehr traf als der Schmerz, der nun allmählich in seinem Leib emporkroch.
    »Doch, Roosfeld«, sagte Tergard leise. »Ich kann.«

    * * *

    Vor einer Stunde war der Dschungel hinter uns zurückgeblieben, und die letzte Meile der Strecke zum Gipfel hinauf waren wir durch eine Landschaft aus Felsen und scharfkantigen Lavatrümmern und jäh aufklaffenden Spalten geirrt, wie sie bizarrer kaum auf der Oberfläche eines fremden Sternes sein konnte. Die Luft schmeckte scharf und brannte beim Atmen in den Lungen, und vom Himmel strahlte der blutigrote Widerschein der Lava auf uns herab.
    Ich vermochte kaum noch zu gehen. Immer wieder verschwamm der Gipfel vor meinen Augen, und wäre Shannon nicht gewesen, der mich von Zeit zu Zeit sanft an der Stirn berührte und mir neue Kraft gab, wäre ich wahrscheinlich schon nach der Hälfte des Weges zusammengebrochen. Die Schmerzen kamen jetzt in Schüben, wie ein Bombardement kleiner, weißglühender Nadeln, die sich tief in meine Brust bohrten und sich meinem Herzen jedes Mal ein Stückchen weiter näherten, und wenngleich sie noch immer nicht so heftig waren, daß ich nicht mehr hätte weitergehen können, zehrten sie doch an meinen Kräften.
    Das Schlimme war, daß mir Shannon diesmal nicht helfen konnte. Er hatte es getan, unten im Lager, und den Schmerz vertrieben, aber es kostete ihn jedes Mal große Anstrengung, es zu tun. Und er konnte mich nicht ununterbrochen bewachen, während unser geheimnisvoller Feind nach Gutdünken zuschlagen konnte.
    Das hieß – so geheimnisvoll war unser Gegner gar nicht. Weder Yo Mai noch ich hatten eine Erklärung dafür gefunden, warum er mich nach allem, was er gesehen und gehört hatte, noch immer angriff, aber der wühlende, immer schlimmer werdende Schmerz in meiner Brust bewies mir, daß er es tat. Vielleicht war Tergards hypnotischer Bann doch stärker gewesen, als wir angenommen hatten, oder der Haß auf alle Weißen war so stark in ihm, daß er keinen Unterschied mehr zwischen uns und Tergards Mörderbande machte. Vielleicht hatte er auch schlichtweg den Verstand verloren – was ihn nicht daran hindern würde, mich umzubringen, wenn wir ihn nicht rechtzeitig fanden. Unsere einzige Hoffnung war, daß Yo Mai und eine Handvoll seiner Leute uns begleitet
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