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Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Titel: Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft
Autoren: Verschiedene
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der Hölle näher war als der Erde.
    Sie waren hier, den Tod zu beschwören.
    Den Tod für einen Mann, dessen Haar die gleiche, weißgezackte Strähne trug wie die kleine Voodoo-Puppe...

    * * *

    Es war hell geworden, bis wir den kleinen Ort an der Südküste Krakataus erreicht hatten, und die letzten zehn Minuten waren mir vorgekommen wie ein verzweifelter Spießrutenlauf. Der Dschungel hatte uns Deckung gegeben, denn er wuchs wie eine behäbige grüne Armee bis dicht an den Ortsrand heran, und sein Unterholz überwucherte noch einen Teil der kleinen Gärten, die die verfallenen Häuser säumten, so daß wir diesen Teil des Weges relativ sicher hinter uns gebracht hatten.
    Den Rest nicht mehr. Eldekerks Haus lag am entgegengesetzten Ende des Ortes, eine kleine, eingeschossige Hütte, die letzte in einer langen Reihe gleichartiger ärmlicher Behausungen, die das hintere Drittel der einzigen Straße säumten.
    Shannon und ich waren wie die Diebe von Schatten zu Schatten gehuscht, und mehr als einmal hatten wir uns in eine offene Tür oder hinter einen Busch geduckt und mit angehaltenem Atem gewartet, bis die Straße vor uns wieder frei war. Meiner Schätzung nach waren nicht mehr als zwölf Stunden vergangen, seit wir aus Dagons unterirdischem Labyrinth entkommen waren, aber ich wußte, wie gefährlich die Männer waren, mit denen wir es zu tun hatten.
    Tergard wäre kein Master des Templerordens gewesen, wenn er nicht in diesem Moment bereits gewußt hätte, daß ich entkommen war. Und wenn er nicht in diesem Moment bereits Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hätte, mich wieder einzufangen.
    Wir waren an die fünfzehn Meilen von seinem dämonischen Gefangenenlager entfernt, und zudem lag das gewaltige Massiv des Krakatau zwischen ihm und dem kleinen Ort. Trotzdem war ich fast sicher, daß es auch hier genügend Augen und Ohren gab, die nur darauf warteten, daß ich mich zeigte.
    Ich atmete erleichtert auf, als wir die Hütte endlich erreicht hatten und Shannon die Tür hinter mir ins Schloß drückte; nicht nur, weil ich meinen gequälten Körper endlich auf einen Stuhl fallen lassen und ihm ein wenig Ruhe gönnen konnte. Wir waren allein. Der Tag hatte noch nicht ganz Einzug in den winzigen Raum gehalten; die Schatten überwogen, und die vorgelegten Läden ließen nur schmale Streifen des Sonnenlichtes herein, aber es war zumindest hell genug, mich erkennen zu lassen, wie erbärmlich die Hütte war. Die Einrichtung bestand nur aus ein paar roh zusammengezimmerten Möbeln, der Boden war festgestampfter Lehm, und von der Decke baumelte eine Petroleumlampe an einem rußgeschwärzten Draht.
    Irgendwie war ich enttäuscht. Shannon hatte mir von Jop Eldekerk erzählt, dem alt gewordenen Abenteurer, den es hierher nach Krakatau verschlagen hatte und der vielleicht unser einziger Verbündeter war. Aber ich hatte etwas anderes erwartet. Was, wußte ich selbst nicht.
    »Ich denke, wir sind hier erst einmal in Sicherheit«, sagte Shannon, nachdem er durch den Raum gegangen war und sorgfältig alle Läden überprüft hatte. »Wenigstens für den Moment.« Er lächelte aufmunternd, ging zu einem kleinen Schrank an der Südseite und kam mit einem Zinnbecher und einer Flasche zurück, der ein schärfer Geruch entströmte, als er den Korken herauszog. Schweigend schenkte er den Becher voll und reichte ihn mir.
    Ich trank, ohne erst lange zu überlegen, welche Art von Flüssigkeit die Flasche enthielt. Als ich aufgehört hatte zu husten, füllte Shannon den Becher erneut, aber diesmal nippte ich nur daran und sah fragend zu ihm auf. »Du nicht?«
    Shannon verneinte. »Ich trinke niemals Alkohol«, sagte er. »Aber dir wird er guttun.« Plötzlich war wieder dieser Ausdruck von Sorge in seinem Blick. »Fühlst du dich besser?« fragte er.
    Impulsiv wollte ich nicken, beließ es aber dann bei einem Achselzucken und trank einen weiteren Schluck. Mittlerweile glaubte ich das Getränk als Rum zu identifizieren, wenngleich als einen Rum, der zu mindestens hundertzehn Prozent aus purem Alkohol bestand. Aber obgleich mir die Brühe schier die Kehle wegzuätzen schien, breitete sich eine Woge wohltuender Wärme in meinem Magen aus. Ich mußte vorsichtig sein. In dem desolaten Zustand, in dem ich mich befand, würde mich ein zweites Glas dieses Teufelsgebräus glattweg umhauen. Beinahe hastig stellte ich den Becher auf den Tisch zurück.
    »Wo ist dein Freund?« fragte ich.
    »Eldekerk?« Shannon deutete mit einer vagen Kopfbewegung nach
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