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Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Titel: Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft
Autoren: Verschiedene
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Norden. »Oben in den Bergen – wenn ihn Tergards Leute nicht erwischt haben, heißt das. Wir treffen ihn später.« Er räumte die Flasche weg, kam zurück und ließ sich vor mir auf ein Knie herabsinken. »Zieh dein Hemd aus. Ich will dich untersuchen.«
    »Später?« hakte ich nach, begann aber gehorsam mein Hemd aufzuknöpfen. Shannon war kein Arzt, aber ich hatte am eigenen Leibe erfahren, wie hilfreich und lindernd die Berührung seiner Hände sein konnte; und im Moment hätte ich wahrscheinlich auch die Hilfe einer tibetanischen Kräuterhexe angenommen, so miserabel, wie ich mich fühlte. »Was soll das heißen, später?«
    »Wir bleiben nicht hier«, antwortete Shannon, während seine Hände bereits geschickt über meinen Leib huschten und hier und da verharrten. Es tat weh, aber ich biß tapfer die Zähne zusammen.
    Shannon schüttelte den Kopf. »Du siehst schlimm aus«, sagte er. »Bist du geschlagen worden?«
    Seine Worte weckten die Erinnerung an Roosfeld wieder in mir; mein Gesicht verdüsterte sich. Aber es war weniger die Erinnerung an die körperlichen Mißhandlungen, als vielmehr die Erniedrigung, die mich aufstöhnen ließ, als Shannons Finger weiter über meine geprellten Rippen tasteten.
    »Wer war es?«
    »Ein Mann namens Roosfeld«, antwortete ich, und fügte, mit einem etwas verunglückten Lächeln, hinzu: »Er hat mir wohl den verrenkten Arm übel genommen.«
    Shannon sah auf. »Ein ziemlich großer Mann mit einem Schlägergesicht und einer Narbe über dem Auge?« fragte er.
    Ich nickte überrascht. »Du kennst ihn?«
    »Ich... bin ihm begegnet«, antwortete Shannon ausweichend. »In den nächsten Wochen wird er niemanden mehr so zurichten. Wenn er’s überlebt. Keine Sorge.«
    Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, was Shannon mit seinen Worten meinte. Und als es mir klar wurde, erschrak ich. Shannons Worte waren so kalt und gefühllos, als spräche er über einen Käfer, den er zertreten hatte. Einen Moment lang zweifelte ich beinahe daran, daß dies wirklich der Shannon war, den ich kennengelernt zu haben glaubte. Der junge Magier, der mir in Arkham und später noch einmal in Amsterdam das Leben gerettet hatte, war vielleicht mein Feind gewesen. Aber trotz allem ein Mensch voller Wärme und Freundlichkeit. Kein eiskalter Zyniker.
    Aber dann verscheuchte ich den Gedanken. Es war lange her, seit wir das letzte Mal als Freunde miteinander geredet hatten. Und Shannon hatte nicht darüber gesprochen, aber ich ahnte, daß das, was Necron ihm angetan hatte, schlimmer sein mußte als die paar Schläge, die ich von Roosfeld erhalten hatte. Es gibt für jeden Menschen eine Grenze, jenseits derer er einfach zerbricht. Vielleicht war Shannon ihr zu nahe gekommen.
    »Halt jetzt still«, sagte er. »Es wird weh tun. Aber danach fühlst du dich besser.«
    Er stand auf, legte die linke Hand auf mein Herz und spreizte die Finger der Rechten, um sie auf mein Gesicht zu legen. Ich kam nicht einmal mehr dazu, ihn zu fragen, was er vorhatte.
    Er hatte recht – es tat weh, höllisch weh sogar, aber hinterher fühlte ich mich keineswegs besser.
    Jedenfalls nicht sofort.
    Ich wurde erst einmal ohnmächtig.

    * * *

    Die Hitze der Erde war hier unten deutlicher zu spüren. Wie ein erstickender Hauch drang sie aus dem Boden, ließ die Luft knistern und zähflüssig wie heißen Sirup werden und überzog die Grate und Risse der geborstenen Lava mit einer unsichtbaren, schmierigen Schicht.
    Und etwas an ihr hatte sich verändert. Sie schien... aggressiver geworden zu sein. Drängender. Drohender.
    Dagon war sicher, sich die Veränderung nicht nur einzubilden. Alles hier war anders geworden, auf eine nicht greifbare, düstere Art bedrohlicher und lebensfeindlicher.
    Aber er wußte auch den Grund dieser Veränderung. Die Zeit rückte heran. Bald würde das Tor aufgestoßen werden, hinter dem Sie seit Jahrmillionen warteten, geduldig und zeitlos wie die Unendlichkeit, aus der sie vor Äonen gekommen waren, um zusammen mit ihren Herren diesen kleinen Stern am Rande der Galaxis zu besitzen. Noch war es nicht soweit, aber der Tag rückte heran, und bald schon würde er die Stunden zählen können, bis der Augenblick der Erfüllung gekommen war. Wenn die THUL SADUUN erwachten!
    Dagon hatte Angst vor jenem Moment. Er gab es nicht zu, nicht einmal sich selbst gegenüber, aber tief in seinem Inneren fürchtete er den Augenblick ihres Erwachens, denn einst hatte er sie betrogen – oder es zumindest versucht – und er war
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