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Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Titel: Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft
Autoren: Verschiedene
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gerichtet gewesen, der noch immer mit erhobenen Armen vor dem Stollen stand und Shannon den Weg verwehrte.
    Ich war sehr sicher, daß er nicht weichen würde.
    »Shannon!« sagte ich verzweifelt. »Was in drei Teufels Namen ist in dich gefahren? Was geschieht mit dir?«
    Shannons Antwort ging in einem peitschenden Knall unter, der von der verwirrenden Akustik der Höhle noch verstärkt und tausendfach gebrochen wurde. Yo Mai keuchte, machte einen unsicheren Schritt nach vorne – und brach in die Knie.
    Aus seinem Rücken ragte der zitternde Schaft eines Pfeiles...
    Shannon reagierte, noch ehe ich den Anblick wirklich zur Kenntnis genommen hatte. Mit einem Schrei stieß er mich beiseite, sprang vor und warf sich mit weit ausgebreiteten Armen auf die drei Majunde-Krieger, um sie zu Boden zu reißen. Keine Sekunde zu früh. Ein zweiter Pfeil zischte aus dem Gang und zerbrach am Fels, dort, wo ich gerade noch gestanden hatte. Shannon sprang mit einer unglaublich schnellen Bewegung auf die Füße und rannte los, direkt auf den Stollen zu! Den dritten Pfeil fing er auf. Ich weiß, daß es unmöglich ist. Nicht einmal die überzüchteten Reflexe eines Drachenkriegers konnten schnell genug sein, einen aus allernächster Nähe abgeschossenen Pfeil im Fluge zu fangen, aber er tat es, zerbrach das Geschoß mit einem wütenden Schrei und rannte weiter, um in die Schwärze jenseits des Höhleneinganges einzutauchen. Sekunden später erscholl ein dumpfer Laut, und dann war Stille.
    Vorsichtig stemmte ich mich in die Höhe, näherte mich dem Stollen und versuchte, irgend etwas zu erkennen. Er war nicht sehr lang, und die Höhle, in der er endete, war von düsterem rotem Licht erfüllt. Shannon stand wenige Schritte jenseits des Gangendes, breitbeinig und leicht über eine reglose Gestalt gebeugt, die vor seinen Füßen lag. In seinen Händen hielt er einen mannsgroßen Majunde-Bogen, den er in zwei Teile zerbrach, als ich hinter ihm aus dem Gang trat.
    Verwirrt blickte ich mich um.
    Die Höhle war gigantisch, ein Dom aus Lava, in dem ich mir winzig und verloren vorkam, aber schon wenige Schritte vor uns brach der Boden entlang einer messerscharf gezogenen Kante jäh ab. Dahinter, und gut hundert Yards tiefer, loderte die brennende Lava des Krakatau. Eine schmale, geländerlose Steinbrücke führte direkt vor uns über den brennenden Abgrund. Allein der Gedanke, sie betreten zu sollen, ließ mich schaudern. Und plötzlich spürte ich, daß es vielleicht besser gewesen wäre, Yo Mais Warnung ernst zu nehmen. Es war etwas Unheimliches an diesem Ort. Kein Weißer sollte hier sein. Dies war ein Reich von Kräften, mit denen zu messen weder Shannon noch ich stark genug war.
    Aber solcherlei Überlegungen kamen wohl zu spät. Ich hörte Schritte hinter mir und wußte, daß es die drei Majunde waren, und auch ohne mich umzudrehen wußte ich, daß sie ihre Waffen gehoben und auf Shannon und mich angelegt hatten.
    Ohne ein weiteres Wort trat ich an Shannon vorbei und beugte mich über den Eingeborenen, den er niedergeschlagen hatte. Ich war nicht überrascht, als ich feststellte, daß er tot war. Nur schockiert
    »Warum hast du ihn umgebracht?« fragte ich leise.
    In Shannons Augen blitzte es trotzig auf: »Er wollte uns töten«, antwortete er. Wütend warf er mir den zerbrochenen Bogen vor die Füße. »Damit. Hast du das schon vergessen?«
    »Du hättest ihn nicht töten müssen«, sagte ich matt »Mein Gott, Shannon – was ist los mit dir? Was hat dieser Teufel Necron mit dir gemacht? Du... du bist nicht mehr der Mann, den ich gekannt habe.«
    Shannon schürzte abfällig die Lippen. »Vielleicht hast du mich niemals richtig gekannt, kleiner Hexer«, sagte er böse. »Vielleicht wäre es auch besser gewesen, wenn ich nicht gekommen wäre, um dich zu retten.« Er brach ab, blickte einen Moment wortlos auf einen Punkt irgendwo hinter mir und fuhr in veränderter Tonlage fort: »So, wie es aussieht, spielt das keine Rolle mehr. Schau hinter dich.«
    Gehorsam drehte ich mich um.
    Die Gestalt war wie ein Schatten aus dem Nichts erschienen. Die Flammen der brennenden Lava zeichneten huschende Schatten und verwirrende Lichtreflexe auf die hölzerne Tiermaske, die ihre Züge verbarg. Es war der Magier, der Zauberer des Majunde-Stammes, der mir den Tod geschworen hatte. In seinen Händen lag eine kleine, roh gefertigte Stoffpuppe, und hinter ihm bewegten sich weitere Schatten. Ich schätzte, daß wir einem knappen Dutzend Eingeborener
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