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Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Titel: Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft
Autoren: Verschiedene
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gedämpft, und gleichzeitig hatte sich etwas körperloses Drohendes, Finsteres über die gewaltige Halle tief unter dem flammengekrönten Haupt des Krakatau ausgebreitet.
    Dagons Blick hing wie gebannt an der faustgroßen Kugel aus wasserklarem Kristall, die unmittelbar vor ihm lag. Das Gebilde schwebte eine Handbreit über einem mächtigen, mit verwirrenden Linien und Symbolen bedeckten Block aus schwarzem Basalt, und manchmal glaubte Dagon ein rasches Huschen und Wogen wie von Nebeln oder kleinen, faserigen Gebilden in ihrem Inneren zu gewahren, das jedoch immer wieder verschwand, ehe er es wirklich erkennen konnte.
    Der Anblick machte ihm Angst.
    Nicht nur diese Kugel oder der schwarze Altarstein erfüllten ihn mit Furcht, sondern dieser ganze Raum, das Herz des Vulkanes, zwei Meilen unter seinem Gipfel und hunderte von Yards unter dem Meeresspiegel gelegen. Er gehörte nicht mehr ganz zu dieser Welt, das spürte er, aber auch noch nicht zu der anderen, aus der seine Schöpfer stammten.
    Es war das zweite Mal, seit er hierher gekommen war, daß er diesen Raum betrat, und wie beim allerersten Mal erschütterte ihn der Anblick bis in die tiefsten Gründe seiner Seele.
    Die Halle war riesig; eine Kuppel aus schwarzer Lava, deren Zenit sich gute hundert Meter über seinem Kopf spannte, und wie der größte Teil des gewaltigen Labyrinthes, das den Krakatau durchzog, war sie vom blutigen roten Licht der Lava erfüllt, Licht und Hitze, die aus zahllosen Rissen und Klüften im Boden oder den Wänden drangen. In ihrem hinteren Drittel, direkt unter dem einzigen Eingang, so daß jeder Sterbliche, der es wagen sollte hierherzukommen, unweigerlich hineinstürzen und elendiglich verbrennen mußte, war der Boden geschmolzen und zu einem brodelnden Teich geworden, und von ihrer Südwand rieselte ein brennender Wasserfall aus Lava.
    Die gegenüberliegende Wand bestand aus Wasser.
    Der Anblick erschreckte ihn jetzt so wie beim ersten Mal. Wo massiver Fels sein sollte, erhob sich eine spiegelnde Wand aus schwarzem Wasser, erstarrt zur Festigkeit von Eis oder Stahl. Dagon hatte versucht, ihr Geheimnis mit Hilfe seiner magischen Kräfte zu erkunden, aber es war ihm nicht gelungen. Der Zauber, der das Meer davon abhielt, ins Innere des Krakatau zu stürzen, war zu stark.
    Aber er wußte, daß es die Kugel war, sie und der Block aus lichtschluckendem schwarzem Basalt, die den magischen Bann aufrecht erhielten. Das SIEGEL...
    Dagon atmete hörbar ein und erhob sich aus der knieenden, demütigen Haltung, in der er die letzte halbe Stunde vor dem Altar und dem SIEGEL gehockt hatte. Angst und Ratlosigkeit hatten ihn hier herab getrieben, sie und die verzweifelte Hoffnung, eine Antwort auf die drängenden Fragen zu finden, die ihn quälten. Aber das SIEGEL hatte geschwiegen, und seine Furcht war eher noch schlimmer geworden.
    Ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Bald würde die Mitternacht herankommen, und mit ihr die Boten der Mächtigen. Die Ssaddit würden hungrig sein, hungriger denn je, und wenn er nichts hatte, ihre Gier zu stillen...
    Dagon schauderte. Gleichzeitig verspürte er eine heiße Woge mörderischer, hilfloser Wut, als er an Tergard dachte. Er hatte geahnt, daß dieser Mann ihn betrügen würde, früher oder später, und war darauf vorbereitet gewesen. Womit er nicht gerechnet hatte, war der Zeitpunkt. Nur wenige Tage! dachte er voller Zorn. Nur wenige Tage noch, und er wäre am Ziel gewesen, fünftausend Jahre voller Angst und Flucht, fünf Millenien des Versteckens und Davonlaufens beendet. Er dachte an alles, was er getan hatte, seit er das Zeittor geöffnet und um fast ein Jahrzehnt zurück in die Vergangenheit geflogen war, die einzige Richtung, in der er seine Spur wenigstens für eine Weile zu verwischen hoffte, all seine sorgfältigen Vorbereitungen, sein Planen und vorsichtiges Handeln, und sein Zorn wuchs erneut. All das sollte vergebens sein, nur wegen eines armseligen, machtgierigen Menschen? Die jahrhundertelangen Vorbereitungen, die ungeheure Anstrengung, die es gekostet hatte, die Falle...
    Dagon zwang sich mit aller Macht, den Gedanken nicht zu Ende zu denken. Er durfte es nicht, nicht hier, nicht einmal oben, wo er nur in der Nähe der geistlosen Ssaddit und ihrer gefräßigen Jungen war. Mit einem entschlossenen Ruck wandte sich Dagon um und verließ die Höhle. Die Zeit wurde knapp, und er mußte handeln, wollte er eine Katastrophe verhindern. Später würde Zeit genug sein, sich mit Tergard zu
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