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Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Titel: Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft
Autoren: Verschiedene
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dich, Tergard«, sagte Dagon leise. »Versuche, mich zu hintergehen, und meine Rache wird furchtbar sein.«
    Tergard zog die linke Augenbraue hoch. »So?« fragte er lauernd. »Ich glaube nicht, daß du irgend etwas gegen mich unternehmen wirst, Dagon. Ich habe meinen Teil der Abmachung gehalten, so gut es mir möglich war. Und ich glaube auch nicht, daß du mir wirklich drohen solltest.«
    »Ich kann dich vernichten.«
    »Das könntest du«, korrigierte Tergard. »Wenn du die Zeit dazu hättest. Und wenn es einen Mann namens Robert Craven nicht gäbe.« Er lachte leise. »Ich nehme an, er ist dir entkommen.«
    Dagon antwortete nicht, sondern starrte ihn nur aus vor Haß lodernden Augen an, und nach einer Weile fuhr Tergard fort.
    »Es tut mir leid, Dagon. Ich bin nicht in der Lage, dir zu helfen. Wenn du Futter für die Ungeheuer brauchst, die du dort unten züchtest, so mußt du es dir schon selbst besorgen. Und ich würde dir raten, es rasch zu tun. Bald wird die Sonne untergehen, und du hast es selbst gesagt: ihr Hunger ist unersättlich. Sie werden sich holen, was du ihnen nicht freiwillig gibst.«
    »Dann brichst du unser Abkommen?«
    Tergard schüttelte den Kopf. »Nein. Ich halte es, Dagon. Ich habe niemals vesprochen, deine Arbeit zu tun, erinnere dich. Niemand wird diese Insel betreten oder verlassen, bis nicht der nächste Vollmond herangekommen ist, dafür garantiere ich. Mehr kann ich nicht tun.« Er starrte Dagon einen Moment lang herablassend an und machte dann eine spöttische Verbeugung. »Und nun entschuldige mich, Dagon«, sagte er. »Ich habe zu tun. Ich muß den Mann fangen, der dir und deinen Kreaturen entkommen ist. Und diesmal werde ich ihn selbst töten.«
    Damit wandte er sich um und ging, ohne der Gestalt des Fischgottes auch nur noch einen einzigen Blick zu widmen.
    Roosfelds Gesicht war grau vor Furcht, als er zu ihm zurückkam. »Nun?« fragte der Leutnant. »Was... was hat er gesagt?«
    »Er hat mir gedroht«, antwortete Tergard, »aber damit habe ich gerechnet.«
    »Aber er glaubt Ihnen?«
    Tergard zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Aber so, wie die Dinge liegen, hat er kaum genügend Zeit, herauszufinden, ob ich ihn belüge oder nicht.« Plötzlich lachte er. »Wir werden siegen, Roosfeld. Dieser Craven war jeden einzelnen Hieb wert, den er dir versetzt hat.«
    Roosfelds Gesicht verdüsterte sich bei Tergards Worten, was diesen zu einem noch zufriedeneren Lächeln veranlaßte. »Vergiß es, Roosfeld«, sagte er. »Du hast diesen Mann unterschätzt, und du hast dafür bezahlt.«
    »Ich werde ihn umbringen!« versprach Roosfeld. »Wenn ich ihn das nächste Mal in die Finger bekomme –«
    »Wirst du ihn schön in Ruhe lassen«, unterbrach ihn Tergard. »Ich brauche ihn noch; mehr, als dieser Narr auch nur ahnt. Und nun komm. Die Zeit wird knapp. Wir müssen Craven finden, ehe Dagon es tut.«

    * * *

    Der Ort lag unter uns, nicht mehr als vier oder allerhöchstens fünf Meilen entfernt, aber der Dschungel hatte seine Lichter schon nach wenigen Schritten verschlungen, und seit die Sonne untergegangen war, hatte ich das Gefühl, durch eine Welt zu marschieren – genauer gesagt, mich hindurchzutasten – die nur noch aus Dunkelheit und wechselweise reißenden wie schlagenden oder stolpernlassenden Schatten bestand. Shannon hatte mir ein halbes Dutzend Mal aufhelfen müssen, weil ich gestürzt war, und einmal war ich geradewegs vor einen Baum gerannt und hatte mir den Schädel blutig geschlagen. Wie Shannon das Kunststück fertigbrachte, bei der herrschenden Dunkelheit nicht die Orientierung zu verlieren, war mir ein Rätsel.
    »Sie kommen«, erklang die Stimme des jungen Magiers links von mir, und ich schrak abrupt aus meinen düsteren Überlegungen hoch. Vorsichtig richtete ich mich hinter dem stacheligen Busch auf, den ich mir sinnigerweise als Deckung auserkoren hatte und der mir seit einer Viertelstunde das Gesicht und die Hände zerkratzte, und lugte aus zusammengekniffenen Augen über die Lichtung.
    Ich sah absolut nichts, aber das war auch nicht weiter verwunderlich: Was Shannon in einem Anfall von mir unverständlichem Humor als Lichtung bezeichnet hatte, war nichts als ein runder Platz von vielleicht dreißig Schritten Durchmesser, auf dem keine Bäume und kaum Unterholz wuchsen; was die Urwaldriesen nicht daran hinderte, ihre Kronen über unseren Köpfen wie laubbewachsene Finger ineinanderzukrallen, so daß es hier unten so pechschwarz war wie im
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