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Der Hexer - NR17 - Gefangen im Dämonen-Meer

Der Hexer - NR17 - Gefangen im Dämonen-Meer

Titel: Der Hexer - NR17 - Gefangen im Dämonen-Meer
Autoren: Verschiedene
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ersten Momente waren meine Augen von dem lodernden roten Schein hier unten dermaßen geblendet gewesen, daß ich so gut wie blind war.
    Als ich wieder sehen konnte, waren die anderen gekommen – ganz normale Menschen wie ich, keine knöchernen Dämonenwesen, aber Menschen in einem wahrhaft bemitleidenswertem Zustand. Es war ein gutes halbes Dutzend Männer, das mich umringt und mir auf die Füße geholfen hatte.
    Keiner von ihnen konnte mehr als hundert Pfund wiegen.
    Sie waren nicht etwa zwergenwüchsig oder verkrüppelt, aber auf eine Weise ausgemergelt, wie ich sie niemals zuvor bei lebenden Menschen gesehen hatte. Ihre Gesichter waren so eingefallen, daß sich die Haut über den Knochen spannte und sie eher wie Totenschädel aussahen denn wie die Gesichter lebender Menschen. Ihre Haut war unter den verkohlten Lumpen, die sie trugen, narbig und von Pusteln und eiternden Geschwüren übersät, und viele von ihnen trugen häßliche, zum Teil noch nicht einmal verheilte Brandwunden, die ein deutliches Zeugnis davon abgaben, daß sie schon sehr lange hier unten leben mußten.
    Obwohl sie zu sechst waren, erfüllte mich ihr Anblick eher mit Mitleid als mit Schrecken. Selbst in meinem momentanen Zustand wäre ich vermutlich mit ihnen fertiggeworden, hätte ich einen Fluchtversuch gewagt.
    Aber ich wagte ihn nicht. Ich zweifelte nicht daran, daß der Knöcherne nicht allzu weit entfernt war und eingreifen würde, sollte ich ernsthaften Widerstand leisten. Und selbst wenn es mir gelungen wäre, zu fliehen – wohin sollte ich wohl gehen? Ich befand mich mitten in den Eingeweiden eines aktiven Vulkanes, und der einzige Weg nach draußen, den ich kannte, begann dreißig Yards über meinem Kopf. Unerreichbar.
    So ließ ich es also geschehen, daß mich meine bizarre Eskorte am Ufer des Lavasees entlangtrieb, obgleich der glühende Atem der Lava meine Haut versengte und mir die Tränen in die Augen trieb.
    Wir umrundeten den See aus flüssigem Stein. Als wir uns der jenseitigen Höhlenwand näherten, sah ich, daß sie keineswegs so massiv war, wie es von weitem den Anschein gehabt hatte – in der titanischen Wand aus schwarzverbrannter Lava klafften zahllose Risse und Spalten, viele davon groß genug, um der Eingang zu anderen Höhlen oder Stollen sein zu können. Aus manchen drang düsteres rotes Licht, das mir sagte, daß das feurige Blut des Berges auch jenseits der steinernen Barriere kochte. Meine Bewacher trieben mich auf einen dieser Risse zu, blieben jedoch stehen, kurz bevor wir ihn erreichten. Einer von ihnen bedeutete mir mit einer befehlenden Geste, zu warten, wechselte ein paar Worte in einer mir nicht geläufigen Sprache mit seinen Kameraden und verschwand geduckt in dem anschließenden Gang.
    Schon nach wenigen Augenblicken kam er zurück, begleitet von einem zweiten, etwas weniger ausgemergelten Burschen, der mit raschen Schritten auf mich zutrat, die Hand unter mein Kinn legte und meinen Kopf hin und her drehte, um mich zu mustern wie ein Pferdehändler ein Tier, das ihm zum Kauf angeboten wurde.
    Wäre ich ein Pferd gewesen, hätte er mich wahrscheinlich nicht gekauft, denn seine Reaktion schien mir alles andere als erfreut. Ich verstand die Sprache, in der er und die Hungerleidertypen sich unterhielten, nicht, aber der Tonfall und die zornigen Gesten, mit denen er seine Worte begleitete und immer wieder auf mich deutete, sagte mir genug. Einen Moment lang schien beinahe so etwas wie ein Streit zwischen ihm und den Männern, die mich hergebracht hatten, zu entbrennen, dann beendete er die Diskussion mit einer heftigen Geste, packte mich an der Schulter und stieß mich mit erstaunlicher Kraft vor sich her.
    Das halbe Dutzend Männer blieb hinter uns zurück, als wir in den Gang eindrangen. Der Stollen war nicht künstlich geschaffen, sondern durch unterirdische Spannungen im Fels entstanden, denn seine Wände waren unregelmäßig geformt und roh; von der Decke hingen messerscharfe Stalaktiten aus Lava, und ein paarmal klafften im Boden finstere Risse, die mein neuer Bewacher behutsam umging. Aus einigen davon drangen flackerndes rotes Licht und Hitze.
    Ich fühlte mich mit jedem Schritt unbehaglicher. Es lag nicht allein an der Tatsache, daß ich ein Gefangener war – ein ziemlich hilfloser Gefangener noch dazu im Moment – sondern mehr an meiner Umgebung. Ich glaubte die Wut der Lava, die überall um uns herum den Berg erfüllte, beinahe körperlich zu spüren. Der Krakatau war ein tätiger Vulkan, das
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