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Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht

Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht

Titel: Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht
Autoren: Verschiedene
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Bruder zu.
    Rowlf stellte ihm ein Bein.
    Stanislas keuchte, landete nach einem grotesk aussehenden Hüpfer der Länge nach auf den Fliesen und kam mit einem fast hysterischen Brüllen wieder auf die Füße. Seine gewaltige Faust wirbelte durch die Luft und schlug nach Rowlfs Gesicht.
    Rowlf tauchte unter dem Hieb hindurch, steppte mit einer behenden Bewegung an ihm vorbei und drehte ihm den Arm auf den Rücken. Gleichzeitig legte sich seine linke Hand in Cohens Nacken und drückte mit aller Macht zu.
    »Bisse jetzt venünftich, oder mußichers grob wern?« fragte er.
    Cohen brüllte vor Zorn, bäumte sich in Rowlfs Griff auf und schlug mit der freien Hand nach hinten. Rowlf seufzte, schüttelte den Kopf und trat ihm wuchtig in die Kniekehlen. Cohen fiel vor ihm auf die Knie und gab endlich seinen Widerstand auf.
    »Rowlf!« sagte Howard scharf. »Laß ihn los.«
    »Warten Sie noch!« sagte Cohen hastig.
    Rowlf runzelte die Stirn, hielt Cohens Bruder aber vorsichtshalber weiter fest und lockerte nur seinen Griff ein wenig.
    Cohen trat auf seinen Bruder zu und sah ihm einen Herzschlag lang ernst in die Augen. »Ich bitte dich, Stan«, sagte er eindringlich. »Hör uns fünf Minuten lang zu. Danach gehe ich – wenn du das wirklich noch willst«
    Stanislas keuchte. »Verschwindet!« würgte er hervor. »Noch einmal kriegt ihr mich nicht. Und wenn ich mich selbst umbringen muß.«
    Cohen wollte antworten, aber Howard trat mit einem raschen Schritt zwischen ihn und seinen knienden Bruder, brachte Cohen mit einem Blick zum Verstummen und wandte sich an Stanislas.
    »Ich fürchte, Sir, hier liegt ein Irrtum vor«, begann er umständlich. »Ich weiß nicht, was zwischen Ihrem Bruder und Ihnen vorgefallen ist, aber ich gebe Ihnen mein Wort, daß wir nichts damit zu tun haben.«
    Stanislas starrte ihn an, als sähe er ihn zum ersten Mal. »Das ist ein Trick«, keuchte er. »Ich glaube Ihnen nicht – wer immer Sie sein mögen.«
    Howard seufzte und hob die Hand. »Laß ihn los, Rowlf«, sagte er.
    Rowlf zögerte einen Moment, ließ dann aber gehorsam Cohens Arm und Nacken los und trat zurück, blieb jedoch in angespannter, sprungbereiter Haltung.
    Stanislas Cohen erhob sich umständlich, griff sich mit der Linken in den Nacken und blickte abwechselnd von Howard zu seinem Bruder und wieder zurück. In seinem Gesicht arbeitete es.
    »Fünf Minuten«, sagte er schließlich. »Und keine Sekunde länger.«
    Howard atmete erleichtert auf. »Ich fürchte, es wird länger dauern, Ihnen alles zu erklären«, begann er. »Aber vielleicht reicht die Zeit, Sie davon zu überzeugen, daß wir wirklich nicht Ihre Feinde sind, Mister Cohen. Im Gegenteil.«
    Das Mißtrauen in Cohens Blick flammte zu neuer Glut auf. »Was soll das heißen?« fragte er lauernd.
    »Das soll heißen, daß wir deine Hilfe brauchen, Stan«, sagte Cohen.
    Sein Bruder lachte, aber es klang nicht sehr amüsiert. »Meine Hilfe?« fragte er. »Wobei? Willst du mich wieder ins Irrenhaus bringen, oder hast du dir etwas Neues einfallen lassen?«
    Cohen schluckte, verzichtete aber auf eine Antwort, und nach einer kleinen Ewigkeit wandte sich sein Bruder wieder an Howard. »Eine Minute ist bereits um«, sagte er. »Sie sollten sich beeilen.«
    Howard zögerte noch einen winzigen Augenblick, dann nickte er, sog hörbar die Luft zwischen den Zähnen ein und begann zu erzählen.

    * * *

    Der Ort bot einen bizarren Anblick. Die Straße war leer, bar jeder Bewegung und jeder Spur von Leben, aber irgend etwas Ungreifbares, körperlos Böses schien wie ein düsterer Hauch über dem Dorf zu hängen. Ich spürte, daß die Häuser, die die schmale kopfsteingepflasterte Straße säumten, leer standen und Kilian und ich das einzig Lebendige in weitem Umkreis waren. Und doch war da noch etwas...
    »Was ist... hier geschehen?« fragte ich stockend. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Das Gefühl körperlicher Bedrohung wurde stärker, mit jeder Sekunde. Aber es war anders als das, was ich zuvor kennengelernt hatte.
    Die Bedrohung galt nicht mir. Zumindest nicht mir persönlich. Es war eher, als balle sich das Unheil unsichtbar über uns zusammen, ein schreckliches Etwas, das weder zu sehen noch mit irgendeinem anderen menschlichen Sinn zu erkennen war, aber dieses ganze Land bedrohte. Vielleicht die ganze Welt.
    »Sind alle fort«, antwortete Kilian mit einer Verspätung auf meine Frage und deutete mit einer Kopfbewegung nach vorne zum entgegengesetzten Ende des Ortes. »Zum
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