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Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Titel: Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe
Autoren: Verschiedene
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»Wie haben Sie das gemacht?«
    Ich antwortete nicht sofort. Ich hatte gewußt, daß diese Frage kommen würde. Ich setzte mich ganz auf, blickte einen Moment auf meine geschundenen Hände herab und versuchte die Finger zu bewegen. Es ging, aber es schmerzte höllisch.
    »Das war nicht ich«, sagte ich.
    »Das waren –?« Bannermann brach mitten im Wort ab, starrte mich an und stand umständlich auf. »Das waren nicht Sie?« wiederholte er mißtrauisch. »Was soll das heißen, das waren nicht Sie?«
    »Es war ... nicht meine Kraft, die das Craal vernichtet hat«, sagte ich stockend. Mit aller Macht mußte ich ein hysterisches Lachen unterdrücken, als ich weitersprach.
    Aber so verrückt die Erklärung klang – es war die
    einzige, die ich hatte.
    »Es war Andara«, sagte ich. »Mein Vater.«
    Bannermann schnaubte. »Ihr Vater ist tot, Junge. Ich habe mitgeholfen, ihn zu begraben.«
    »Ich weiß«, antwortete ich mühsam. »Und trotzdem ist es so. Er ... ist nicht tot. Nicht so, wie wir bisher glaubten.«
    »Ach?« machte Bannermann. »Ich wußte gar nicht, daß es verschiedene Arten gibt, tot zu sein.«
    »Bitte, Bannermann«, sagte ich halblaut. »Ich weiß, wie es in Ihren Ohren klingen muß, aber es ist so. Was gerade geschehen ist, lag nicht in meiner Macht. Mein Vater lebt, irgendwie und irgendwo. Ich ... habe heute schon einmal mit ihm gesprochen.«
    »Gesprochen?« wiederholte Bannermann. »Sie? Mit Ihrem toten Vater?«
    Allmählich begann Zorn in mir aufzusteigen. »Verdammt noch mal, Bannermann, von mir aus halten Sie mich für verrückt, aber es war so! Was muß eigentlich noch passieren, damit Sie endlich begreifen, daß es mehr ...«
    »Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als sich unsere Schulweisheit träumen läßt«, unterbrach mich Bannermann. »Jaja, Craven. Ich kenne den Spruch.« Er schüttelte den Kopf, ließ sich auf die Couch sinken und verbarg für einen Moment das Gesicht in den Händen.
    »Verzeihen Sie, Craven«, murmelte er. »Ich ... es war einfach zuviel.«
    Ich nickte. In Anbetracht der Umstände hielt sich Bannermann sogar noch gut. Andere Männer in seiner Lage wären längst unter der Belastung zusammengebrochen.
    »Schon gut«, murmelte ich. Ich stand auf, stieß mir schon wieder den Schädel an einem Balken und humpelte steifbeinig zu ihm hinüber. Erst jetzt dachte ich wieder an Priscylla. In der Aufregung und dem Schrecken hatte ich sie für den Moment fast vergessen.
    Das Mädchen stand noch immer schreckensbleich an der Wand, an die sie zurückgewichen war, als der Blutdämon auftauchte. Ihr Gesicht hatte alle Farbe verloren. Ihre Hände zitterten, und in ihrem Blick loderte eine Furcht, die alles übertraf, was ich jemals zuvor gesehen hatte.
    »Priscylla«, murmelte ich. »Ich ...«
    »Was war das, Robert?« flüsterte sie. Ihre Stimme hörte sich brüchig an; wie die einer alten Frau. »Mein Gott, Robert, was ...«
    Ich schwieg einen Moment, ging zu ihr hinüber und hob die Hand, wie um sie an der Schulter zu berühren, tat es aber dann doch nicht.
    »Es ist vorbei«, sagte ich, so sanft ich konnte. »Du hattest recht, als du sagtest, Leyman wäre mit dem Satan im Bunde. Vielleicht mehr, als du bisher geahnt hast.«
    Ihr Blick fiel an mir vorbei auf die Stelle, an der das Craal vergangen war. Die Umrisse seines Körpers waren deutlich auf dem geschwärzten Holz zu erkennen.
    Eigentlich glich es einem Wunder, daß das Haus nicht in Flammen aufgegangen war, wie Leymans Laden zuvor.
    »Vorbei?« wisperte sie. Sie sah auf. Plötzlich schimmerten ihre Augen feucht.
    »Vorbei«, bestätigte ich. »Das Ungeheuer ist tot, und Leyman wird nie wieder ein anderes beschwören können.«
    »Aber wie ...« Sie stockte erneut, schluckte hörbar – und warf sich dann mit einer plötzlichen, überraschenden Bewegung an meine Brust. Ihre Arme klammerten sich so fest um meinen Körper, daß sie beinahe die Luft abschnürte.
    »Bring mich hier weg, Robert«, flehte sie. »Bitte, bring mich hier weg. Ich ... ich verliere den Verstand, wenn ich noch länger hierbleiben muß.« Sie begann leise zu weinen und klammerte sich noch fester an mich. Plötzlich war sie nichts weiter als ein verängstigtes, einsames Kind.
    Trotz der Schmerzen in meinen Händen berührte ich sanft ihr Haar und streichelte ihre Schulter. Ich spürte, wie sie unter der Berührung erschauerte.
    »Das werde ich tun, Kind«, flüsterte ich. »Ich verspreche es.«
    ** *
    Die Nacht lag wie ein schwarzes Leichentuch über dem
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