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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin
Autoren: Courtney Milan
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in ihre. Dieses Lächeln kräuselte seine Lippen, hob die Mundwinkel leicht an. Seine Finger berührten ihre, und selbst durch ihre Handschuhe fühlte sich seine Hand mehr als warm an. Obwohl sie immer vernünftig blieb, konnte Minnie spüren, wie sie auf ihn reagierte. Ihr Lächeln wurde als Antwort auf seines stärker. In ihrer Vorstellung gab es für diesen einen flüchtigen Moment wirklich mondbeschienene Pfade. Und das Silberlicht überzog jede trübe Facette ihres Lebens mit einem besonderen Zauber.
    Neben ihr schluckte Mr. Charingford selbst aus ein paar Fuß Entfernung hörbar. „Er ist natürlich Seine Gnaden, der Duke of Clermont.“
    Minnie entriss ihm beinahe ihre Hand. Ein Herzog? Ein verflixter Herzog hatte sie hinter dem Sofa entdeckt? Nein. Nein. Unmöglich.
    Charingford deutete auf den anderen Mann an seiner Seite. „Und dies ist, äh, sein Agent …“
    „Mein Freund“, unterbrach ihn der Herzog.
    „Ja.“ Charingford schluckte erneut. „Natürlich. Sein Freund Mr. Oliver Marshall.“
    „Miss Charingford, Miss Pursling“, sagte der Herzog und nickte über Minnies Schulter Lydia zu. „Das Vergnügen dieser neuen Bekanntschaft liegt ganz auf meiner Seite.“
    Minnie legte den Kopf leicht in den Nacken. „Euer Gnaden“, krächzte sie.
    Der gesamte Abend schien sich verschworen zu haben, sie zu vernichten. Der Verlobte ihrer besten Freundin glaubte, sie sei an einer Revolution beteiligt, und der verflixte Duke of Clermont konnte sie mit einem einzigen Wort vernichten. So viel also zu ihrer trügerischen Phantasie. Soviel zu mondbeschienenen Pfaden. So viel zu auch nur einem Moment Träumereien von Romantik. Träume platzten, und wenn sie verschwunden waren, blieb die Realität nur umso kälter zurück.
    Seine Gnaden schaute ihr in die Augen, unmittelbar bevor Minnie sich verabschiedete. Einmal mehr schenkte er ihr das verlegene Lächeln. Dieses Mal wusste sie, was es bedeutete.
    Sie war nichts. Er hatte alles. Und so wenig es auch hieß, sein Einfluss und seine Macht waren ihm irgendwie peinlich.

    D IE K UTSCHE SCHWANKTE, NICHT ANGENEHM, sondern ruckartig vor und zurück. Irgendwann einmal war die Federung neu gewesen, und jedes Schlagloch auf dem Weg zurück zu dem Hof ihrer Großtanten wäre nicht durch entsetzliches Geratter und Geklapper verstärkt worden, bei dem einem die Zähne aus dem Mund zu fallen drohten. Aber das Geld war knapp, und Reparaturen waren ein Luxus, den sich ihre Großtanten nicht leisten konnten.
    Großtante Caroline saß auf der Bank Minnie gegenüber, ihren Stock auf den Knien. Neben ihr war Elizabeth in weniger gebückter Haltung, aber mit wesentlich mehr Grau im Haar. Sie hätten nicht unterschiedlicher aussehen können, wenn sie zufällig aus einer Menge ausgewählt worden wären. Caro war hochgewachsen und vollschlank, während Eliza klein war und ihre Figur eher kantig. Caros Haar war glatt und dunkel mit nur ein paar grauen Strähnen. Elizas einst blondes Haar war weiß und kraus.
    In ihrem Alter müssten sie in einer kalten Novembernacht eigentlich zu Hause vor einem wärmenden Feuer sitzen, statt durch die Gegend zu fahren und einen Musikabend zu besuchen. Aber sie waren mit ihr gekommen, und jetzt zeigten sie fast identische Mienen grimmiger Unzufriedenheit.
    Im Dunkel der Nacht und im Inneren der Kutsche, geschützt vor dem Blick des Mannes, der die Kutsche fuhr, hielten sie sich trostsuchend an den Händen.
    Wie sie es immer tat, würde Minnie gleich alles schlimmer machen.
    „Großtante Caro, Großtante Eliza.“ Ihre Stimme klang in der samtigen Nacht ruhig, wurde aber beinahe übertönt von dem Rattern der Räder. „Da ist etwas, was ich euch sagen muss. Es geht um Captain Stevens.“
    Die beiden Frauen wechselten einen langen Blick. „Wir wissen es bereits“, antwortete Großtante Caro nach einem Moment. „Wir haben uns schon gefragt, ob wir es dir sagen sollen.“
    „Er stellt Nachforschungen über meine Herkunft an.“
    Wieder sahen die beiden Frauen sich einen Augenblick lang an. Wieder war es Caro, die schließlich das Wort ergriff. „Es ist ein Rückschlag, sicher, aber wir haben schon früher welche überstanden.“
    Minnie schüttelte den Kopf. „Er weiß Bescheid. Oder wird es bald. Ich weiß nicht, was wir tun sollen.“
    Eliza streckte eine Hand aus und tätschelte Minnie das Knie. „Du hast Angst“, erklärte sie leise. „Fürchte dich nicht. Das verrät anderen nur, dass etwas nicht in Ordnung ist. Vergiss nicht, die Wahrheit
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