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Der Herzensbrecher

Der Herzensbrecher

Titel: Der Herzensbrecher
Autoren: Nicole Jordan
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schmerzen.
      Sie führte ihn zu ihrem Grab. Mit gekreuzten Beinen saß sie im Gras und flocht einen Kranz aus blauen Akeleien.
      Als sie zu ihm aufsah, brach ihm ihr trauriges Lächeln fast das Herz. »Du bist gekommen, um dich zu verabschieden.«
      Es war keine Frage, und er musste die Wahrheit sagen. »Ja.«
      Langsam glitten die Blumen zwischen ihren Fingern hindurch. Sie streckte ihm die Hände entgegen. Zitternd griff er danach. Wie schwach die Berührung war - fast geisterhaft ...
      »Mein Liebster«, wisperte sie. Ihr Bild verschwamm vor seinen Augen.
      »0 Gott, Doe, es tut mir so leid - ich ließ dich sterben.«
      »Daran bist du nicht schuld.«
      »Ich wünschte ...«, begann er hilflos.
      »Nein.« Wehmütig schüttelte sie den Kopf. »Du sollst nichts bedauern.«
      »Doe - ich muss dir etwas sagen.«
      »Das weiß ich. Die Frau - deine neue Frau - du liebst sie.« Unfähig, ihr zu widersprechen, senkte er den Kopf. »Und sie liebt dich.«
      »Ja..« Seine Kehle schnürte sich zusammen.
      »Dann muss ich gehen.« Ihr Bild verblasste.
      »O Doe«, flüsterte er heiser.
      »Leb wohl, mein Liebster. Sorge gut für unsere Tochter ...«
      Als er Does Hände festzuhalten suchte, lösten sie sich in seinem Griff auf. Verzweifelt rief er nach ihr. Aber ihr Geist verschwand in einem Schleier aus Rauch und Schatten.
       
      Erschrocken fuhr er aus dem Schlaf empor. Sein Schrei hallte in der Finsternis wider, Tränen kühlten seine, Wangen. Ein Traum. Bittersüß und herzzerreißend. Ein endgültiger Abschied.
      Neben ihm lag, seine kleine Tochter, in seinen Arm geschmiegt. Er vergrub das Gesicht in ihrem weichen Haar, das sein qualvolles Schluchzen dämpfte.
       
      Es dauerte lange, bis er die Kraft fand, aufzustehen. Erstaunlicherweise schlief Janna immer noch. Er trug sie zu ihrem Bettchen, legte sie hinein und küsste ihre Stirn. Dann ging er nach unten, durch die dunkle Küche, in die kalte Nacht hinaus.
      Ringsum hielten die schwarzen Berge Wache, heilsame Stille begrüßte ihn. Sloan holte tief Atem. In seinem Innern war irgendetwas geschmolzen - seine Tränen hatten den eisigen Panzer weggespült, das Gefängnis, seines Herzens.
      Jetzt konnte er Doe gehen lassen und seine Trauer verwinden. Das Gefühl eines schweren Verlustes würde ihn stets begleiten. Aber jetzt war es erträglich. Weil es, Heather gab.
      Wie immer beim Anblick der zerklüfteten Berge spürte er seine eigene Nichtigkeit. Die Rockies würden immer emporragen, stark und unwandelbar. Nicht so wie das vergängliche Leben, das ein so schnelles Ende finden konnte ...
      Ist es das, was Heather mir erklären wollte, fragte er sich. Dass man das Geschenk dieses kurzen, verletzlichen Lebens nutzen, die Vergangenheit loslassen und in die Zukunft schauen sollte? Und dass ich das Beste aus dem Augenblick machen müsste - gemeinsam mit ihr?
      Eine süße Erinnerung bewegte sein Herz - Heather, die ihn wärmte, ihren Körper hingab, seine innere Leere füllte und ihm ihre Liebe anbot..
      Aber er hatte ihre Liebe zurückgewiesen, voller Angst vor neuen Gefühlen, weil er auch sie verlieren könnte, so wie seine Doe, und leiden würde. Deshalb hatte er versucht, sein Herz vor Heather zu schützen - ein hoffnungsloses Unterfangen.
      Monatelang hatte er sie geliebt und sich selbst belogen. Sie war ein sehr wichtiger Teil seines Lebens geworden - ob es ihm gefiel oder nicht. Nach Does Tod hatte er sich in Verzweiflung, Gewissensqualen und schließlich in einer kalten Leere verkrochen. Aber Heather hatte einen Weg zu seinem verschütteten Herzen gefunden und ihn gelehrt, wieder zu atmen, zu fühlen, zu lieben. Er liebte sie.
      Gegen seinen Willen hatte die Liebe seine Seele erobert und war in sein Blut eingedrungen, in jeden Nerv. Seit er Heather kannte, sehnte er sich wieder nach jenen Dingen, die nur scheinbar für immer entschwunden waren.
      Heather. Wärme und heilsames Licht.
      Doch seine Grausamkeit hatte sie fortgescheucht. In wachsender Verzweiflung schaute er zum östlichen Horizont, wo die ersten rosigen Silberstreifen der Morgendämmerung schimmerten. Er hatte sie aus seinem Leben verjagt, und vielleicht war es zu spät, um sie zurückzuholen.
      Als unerwarteter Besuch eintraf, war die Sonne eben erst aufgegangen. Gerade hatte er sich gewaschen, angezogen und Janna gefüttert. Der Wagen seines Bruders fuhr in den Hof, mit der ganzen Familie und Wolf Logan.
      Offenbar war Wolf in der
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