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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer
Autoren: Jobst Mahrenholz
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glaubte, der noch vor einem halben Jahr immer dann aufgetaucht war, wenn ich mich auch nur einen Moment an ihn erinnerte. Und ich war voll von Erinnerungen...
    Da war er nun also wieder, mein Japaner, und auch das machte mich wütend.
    Ich musste etwas tun.
    Zunächst einmal beschloss ich mir einen Rat zu holen.
    Von jemandem, der eigentlich immer eine Idee hatte.
    Einen Rat von Jack...
    ·
    Jack schwieg.
    Er sah mich nur groß an, sog kaum merklich Luft zwischen seinen Zähnen ein und schwieg.
    Ein fliegendes Huhn, ein singendes Pferd wären ähnlich erstaunlich.
    » Jack...? «
    Es war der Morgen danach, und ich hatte ihn am Telefon dazu überreden können, mich in einem Cafe am Hafen zu treffen. Ich hatte es dringend gemacht.
    Er nickte ungeduldig, so als ob meine Gegenwart eher störend auf ihn wirkte und trank, scheinbar ganz in Gedanken, einen Chai-Tee, eine seiner neuesten Marotten.
    »Was denkst du dazu...?«, hakte ich nach.
    »...Schräg, die Story. Der Lampion wird ihn wohl verlassen haben - das denk ich dazu.«
    »Mehr nicht?«
    »Ja wiiie? Was soll ich jetzt sagen, deiner Meinung nach? Was erwartest du? Diese Krypsis übersetzen? Schräg bringt’s da schon ziemlich auf den Punkt, find ich...«
    »Und nun...?«
    »Zumindest das Gefasel ums L'amo ergibt Sinn.«
    »Das ist nun genau der Teil, den ich überhaupt nicht kapiere...«, sagte ich ehrlich erstaunt.
    »Was mich nicht weiter verblüfft!« Jacks linke Augenbraue wanderte eine Nuance nach oben, und sein typisches Lächeln blitze kurz übers Gesicht. »Für den Passus, den unser Zeckenkopf vermutlich meint, bin in gewisser Weise ich verantwortlich.« Es schwang Stolz in seiner Stimme, und obwohl ich vor Ungeduld fast platzte, ließ ich ihm seine Kunstpause. So gut kannte ich ihn, um keinesfalls etwas dagegen zu unternehmen.
    »...Eine Klausel, die es nur dann erlaubt, das L'amo zu veräußern, wenn auch du deine Zustimmung dazu gibst. Ohne dich ist das Ding nicht unter den Hammer zu bekommen...«
    »Und das hast du...«, fragte ich ungläubig.
    »Meine Idee, ja, ja! Sicher! Und der Notar ist jener Anregung ausgesprochen gern und kommentarreich gefolgt. Ja, hast du dir denn den Vertrag nicht durchgelesen, du Blindfisch?« Er schlug mir spielerisch gegen die Stirn.
    »Ja, aber, warum...?«
    »Na, darum! Um in schrägen Momenten eine Sicherheit in petto zu wissen. Und was haben wir jetzt?«
    Ich hob fragend die Schultern.
    »Einen durch und durch schrägen Moment. So sieht das nämlich aus. Wäre jetzt übrigens genau der richtige Zeitpunkt für ein Dankeschönjackie...«
    Das Ganze passte zusammen.
    Jack organisierte zu jener Zeit, als es um den Kauf der Nachtbar ging, fast mein ganzes Leben, war ich doch viel zu beschäftigt gewesen zwischen Drehaufnahmen, Familie, Catering, von diversen Verpflichtungen wie Werbeauftritten ganz zu schweigen. Und das Jack immer für eine Überraschung gut war, hatte sich nun einmal mehr bewiesen.
    Also folgte ich seiner Aufforderung und dankte artig, wenngleich sich die Zusammenhänge noch nicht ganz für mich erschlossen.
    »Was nun den kruden Rest des ganzen Tamtams angeht...«, ergänzte er denn auch gleich gedankenlesend, »...das klingt so gar nicht heiter.« Er warf seine Stirn in Sorgenfalten.
    »Hast du Shiro in der letzten Zeit mal getroffen?« Ich wusste, dass Jack gerne Zeit im L'amo verbrachte, nur, dass er es mir gegenüber vermied, detailliert darüber zu berichten.
    Er schüttelte jedoch den Kopf. »Hab ich eben auch schon drüber nachgedacht, aber - nein. Wenn ich genau überlege, hab ich ihn schon ewig nicht gesehen. Sein Glockenspiel, ja. Der hing in der letzten Zeit öfters da rum. Immer hübsch einen auf dicke Hose macht der, lächelt kristallin und mimt die Chef-Schlampe par excellence.«
    Irgendwie rührte mich Jacks solidarische Abneigung Daniele betreffend, aber seine Schilderung versetzte mir auch diesen üblichen Stich.
    Und das spürte er.
    »Sei nicht traurig deswegen...«, sagte er schlicht und legte mir seine Hand tröstend auf die Schulter. Eine Geste, die ihm sicher nicht leicht fiel.
    Aber es half nicht wirklich.
    Ich begann mir Sorgen zu machen...
    ·
    War ich nun schon in Genova, so konnte ich auch gleich einen Großteil unsere Einkäufe erledigen. Darum hatte ich den Transporter und nicht meinen Spider für die Fahrt in die Stadt gewählt. Meine Wahl fiel auf einen Parkplatz in der Nähe des Piazza Statuto, von dem ich sowohl Jacks Lieblings-Cafe, als auch die Markthalle problemlos
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