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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer
Autoren: Jobst Mahrenholz
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einen, da ich mir wirklich nicht vorstellen konnte, was gerade ich für ihn tun konnte, zum anderen, wie er darauf kam, dass gerade ich dazu bereit sein würde, ihm einem Wunsch zu erfüllen.
    »Er ist mir abhanden gekommen...«, eröffnete Daniele zusammenhanglos, ohne sich durch meinen überraschten Gesichtsausdruck irritieren zu lassen, »...und ich hätte ihn, wenn möglich, gerne wieder zurück, verstehst du...?«
    Dabei lächelte er eigenartig anziehend, trank einen Schluck Wein und strich sich eine glatte Strähne hinter sein rechtes Ohr. »Hey, gut, der Vernaccia...«, und dann nach einem kurzen Moment, »...ist er hier, bei dir?«
    Ich war verwirrt. «Was redest du da, Daniele? Und, nein , ist er nicht!« Ich wusste, von wem er sprach. Er war das einzige, was ihn und mich verband. »Ist alles in Ordnung mit ihm?«, fragte ich daher besorgt.
    »Ich weiß es doch nicht...«. Sein Blick huschte leicht entrückt über den Tisch. »Sonst wäre ich ja auch nicht hier, nicht wahr? Aber ich hoffe so sehr, es geht ihm gut...?« Und erneut flammte sein Lächeln auf, flackernd irgendwie. »...oder?«
    Ich nickte hilfesuchend dem herannahenden Claudio zu, während ich fieberhaft versuchte zu verstehen, was das hier gerade sollte.
    »Ist alles in Ordnung mit dir ?«, fragte ich verunsichert.
    »Was für eine liebe Frage, Luca. Nein, sicher nicht. Ich bin ziemlich durch den Wind. Alte Zeiten, weißt du? Aber darum geht es doch auch gar nicht. Es geht wirklich überhaupt nicht um mich. Aber um ihn , verstehst du? Es ist wichtig, dass er wieder da ist. Verstehst du?«
    Sein penetrantes 'verstehst du' begann mir langsam auf die Nerven zu gehen.
    »Er wird dich einfach verlassen haben...«
    »Oh, nein!« Er wirkte ehrlich bestürzt »Das glaube ich nicht. Wozu?«
    »Wozu?« Ich wich zurück, als er sich etwas nach vorne beugte. »Na, wozu verlässt man jemanden? Vielleicht fühlte er sich in deiner Nähe nicht mehr wohl. Ist das so undenkbar für dich?«
    »Warum so feindselig? Ich hab dir doch nun wirklich nichts getan!« Er stellte sein Glas wieder ab und sah mich mit diesem eigenartigen Flackern aus seinen irritierend hellen, braungrünen Augen an. Verschwunden war immerhin das Lächeln. »Es ist alles so gekommen, wie es gekommen ist. Daran kann ich jetzt nichts mehr ändern. Aber ich wusste damals doch nicht mal von deiner Existenz. Zumindest nicht im Zusammenhang mit ihm . Das glaubst du mir doch...?«
    Das tat ich sogar. Tatsächlich gab es auch wirklich keinen plausiblen Grund, ihm Vorwürfe zu machen. Aber alles an seiner Art und seinem Auftreten ließ meine inneren Alarmglocken schrillen. Dieses Gespräch mochte aus der Ferne betrachtet, vielleicht ganz normal wirken. Im direkten Kontakt nahm es jedoch äußerst schräge Züge an.
    »Um deine Frage zu beantworten...«, fuhr er fort, »...nein - eigentlich denke ich nicht, dass er sich unwohl mit mir gefühlt hat. Ein bisschen vielleicht, weil... Autsch...« Er unterbrach sich selbst, als biss er sich innerlich auf die Lippe und lächelte dünn in sich hinein. »...Aber dann hätte er doch etwas gesagt, oder nicht?«
    »Das hätte er vermutlich, stimmt«, pflichtete ich ihm bei, ratlos und immer verwirrter. » Aber was erwartest du nun von mir?«
    »Ich möchte dich einfach nur bitten, dass du dich bei mir meldest, wenn du etwas von ihm hörst. Würdest du das für mich tun?«
    Ich sagte nichts dazu, nickte aber verhalten in seine Richtung.
    »Danke! Ach, und dann wäre da noch etwas...«
    »Ja?« Eine Stimmveränderung ließ mich wachsam werden.
    »...Du hast dich damals, beim Kauf des L'amo, mit einigen vertraglichen Rechten abgesichert. Ich möchte dich bitten, darüber mit mir zu sprechen, weißt du! Mehr will ich jetzt gar nicht dazu sagen.« Als ich etwas darauf erwidern wollte, schnitt seine Hand geschmeidig durch die Luft. »Ne, nee, nicht jetzt... Aber wie wär das? Wir setzen uns zusammen, in Ruhe, und wir reden miteinander?« Ein kurzes Augenschließen, dann blies er seltsamerweise in sein Glas, trank es in einem Zuge leer, hängte noch ein, »Das fänd' ich wirklich schön... glaube ich...«, an und lächelte wieder sein fernes Lächeln. Schließlich zog er aus einer Brieftasche einen säuberlich gefalteten zehn Euro Schein, legte ihn auf den Tisch und stand mit einer fließenden Bewegung auf.
    »...Ich möchte wirklich, dass du verstehst, was ich will und warum. Egal, was du jetzt denkst. Ich will aber, dass du es verstehst... Luca... Ja,
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