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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tommis Hand auf der Schulter. »Es passiert ihr nichts, Do. Glaub mir. Kati passiert nichts …«
    Sie konnte das Zittern nicht länger zurückhalten. Sie krümmte sich zusammen, und Tränen schossen aus ihren Augen.
    »Ruhe, Do, ganz ruhig … Sie werden ihr nichts tun. Bestimmt nicht. Es geht gut mit Kati.«
    Es geht gut mit Kati … Sie dachte es wie ein Automat: Geht gut mit Kati … geht gut mit Kati …
    Als Rister und diese vier Cannero-Banditen noch am Tor herumballerten und Rister brüllte: »Dafür werden wir kämpfen«, hatte Marc Berg trotz des ganzen chaotischen Durcheinanders doch noch etwas wie Stolz gefühlt. Das jedoch änderte sich. Kämpfen, ja. Aber doch nicht sterben, auch nicht andere umbringen, vor allem keine Polizeibeamten! Etwas wie Überlegung und Vernunft zeigen, darauf kam es an, auch wenn Omega die verrücktesten Befehle sandte.
    Sechsundvierzig Menschen befanden sich im Schloß. Vierunddreißig davon waren Männer. Die von der Abteilung 5 aber waren zu viert, und dazu kam noch Rister.
    »Wenn's drauf ankommt, dann fliegt der ganze Laden in die Luft.« Jean Rouiller, ihr Anführer, hatte es gestern abend gesagt. Aber wie soll man so was ernst nehmen? Das konnte man doch nicht … Ein ›Roshi‹ schon gar nicht. Alles, was Marc Berg gelernt hatte, alles, was Arjun war, stand dagegen …
    Wieder rannte Marc Berg hinab in die Halle. Er traf auf Hans Flach, einen der Computer-Leute.
    »Sind sie alle drüben?« fragte Marc.
    »Ja. Alle in der Druckerei, wie du gesagt hast.«
    »Trotzdem, kontrollier noch mal den ersten Stock.«
    »Aber was ist denn, Marc?«
    »Wenn ich das wüßte …«
    Er kam nicht weiter. Neue Schüsse ertönten, das Prasseln von Salven. Die beiden drückten sich in die Nische neben dem Schloßeingang. Marc schob den Kopf zum Fenster. Vorne rannten die drei von der Abteilung 5 zum Westflügel, und wer da jetzt auf den Haupteingang zulief, war Rister. Berg drehte sich um und wußte, warum er den vierten Rocca-Mann nicht draußen gesehen hatte. Er stand im Kellereingang, eine Kabelrolle und einen schwarzen Kasten in der Hand. Jetzt zog er das Kabel quer durch die Empfangshalle, seelenruhig, der Typ, stellte den Kasten auf den Tresen neben den Behälter mit dem ganzen GW-Propaganda-Material nahm das Kabelende hoch, wollte es an dem schwarzen Kasten anschließen …
    Marc Berg schluckte. »Was ist das? Was tust du da?«
    Der Typ reagierte nicht. Weder daß er den Kopf hob noch irgend etwas sagte. Er machte einfach weiter …
    ›Iwan‹ nennen sie ihn, dachte Berg. Und der Nachname? Egal. Mit dem Stiernacken, den Muskeln, dem runden, fast glattrasierten Kopf konnte er ein Russe sein, direkt aus Tschetschenien oder sonstwo importiert.
    Jetzt schielte er zu Marc hinüber. »Ruhe! Delikate Arbeit, das …«
    Die Tür sprang auf: Rister mit der Knarre in der Hand. »Eine AK-72«, hatte er zuvor noch stolz erklärt, »die Waffe der russischen Sturmtruppen. Hundertmal besser als die alte Kalaschnikow!« Dies war nun Rister, der immer vom ›Endziel‹ gefaselt hatte, Theo, Marcs alter Freund, jetzt in dieser lächerlichen Safariweste, die er mit Magazinen vollgepackt hatte: Rambo-Rister.
    Marc ging auf ihn zu. »Theo! – Das hört auf!«
    Auch Rister wollte ihn nicht beachten, sondern ging auf diesen Typ mit dem Zündkasten zu.
    Marc Berg nahm all seinen Mut zusammen, packte Rister an der Schulter, riß ihn herum. Risters Gesicht lief rot an. Dreckverschmiert war es, an der Schläfe hatte er blutige Striemen. Das Schlimmste aber waren die Augen.
    »Ich will, daß du mir zuhörst! Ich hab' dir was gesagt, Theo.«
    »Wirklich? Hast du?«
    »Ich hab' dir gesagt: Noch bin ich der Chef hier. Noch hab' ich das Kommando … Und ich sage dir, dieser ganze Wahnsinn hier hat aufzuhören, sofort aufzuhören!«
    »Sag das jemand anderem.«
    »Rister! Das ist mein letztes Wort. Ich habe immer mitgespielt, ich habe vieles getan, sehr vieles … Ich habe meinen fünfzehnten Grad nicht umsonst …«
    »Steck dir deinen Grad an den Hut!«
    »Genau, das tu ich. Ich geh! – Und ich tu' noch was: Ich hol' meine Leute. Wenn ihr verrückten Idioten glaubt, ihr könntet alles aufs Spiel setzen, was …«
    »Du holst wen?«
    »Meine Leute. Und die werden dir zeigen …«
    Rister schüttelte den Kopf. Die Fassungslosigkeit in seinem Gesicht war nicht gespielt. »Hör mal, Marc, wenn du meinst, du könntest desertieren, dann …«
    Er beendete den Satz nicht.
    Der, den sie Iwan nannten, war lautlos hinter
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