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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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reichte, redete sie wie ein Wasserfall auf ihn ein. Sie hatte auch sofort Erfolg, denn der Fahrer nickte jetzt, blickte sogar freundlich zu Tennhaff hinüber und schob die Beifahrertür auf.
    »Na!« Kati schüttelte wütend den Kopf. »Du mit deiner Scheißkanone … Dem mußte ich erzählen, wir hätten ein Chalet in den Bergen und seien von Einbrechern überfallen worden, und deshalb hättest du die Nerven verloren.«
    Sie kletterte vor Robert in die Kabine und gab dem Mann einen Kuß. »Übrigens, er heißt Pietro«, verkündete sie Tennhaff.
    » Scusi , Pietro«, sagte Tennhaff und schlug die Tür zu. Das › scusi ‹ gehörte zu den zehn italienischen Wörtern, die er kannte.
    Der Motor brummte, Pietro gab Gas, Kati lehnte sich zurück und schloß die Augen. » Dio mio «, flüsterte sie. »Der Mann hat so recht: Dio mio …«
    Sie fuhren über Landstraßen, an Höfen vorbei, durch kleine Dörfer, bis sich vor ihnen die in der Ferne glänzende Fläche eines Sees öffnete.
    Er bringe seine Ladung nach Intra auf den Markt, hatte Pietro gesagt, doch sie erreichten Intra nicht. Hinter einer Kurve am Hang wartete eine Straßensperre. Daneben stand ein Motorrad. Ein Carabiniere hob die Kelle, ein zweiter hielt die Maschinenpistole im Anschlag. Und dahinter, die ganze Strecke bis zur nächsten Kurve, erkannte Tennhaff jetzt eine Kolonne wartender Polizeifahrzeuge.
    »Kontrolle!«
    Pietro stieg aus. Tennhaff und Kati blieb nichts anderes übrig, als das gleiche zu tun. Auch die Tür des vordersten Pkw mit der Aufschrift › Polizia ‹ öffnete sich. Ein junger Offizier stand dort, rückte an der Sonnenbrille, kam näher, blieb wieder stehen, betrachtete das junge Mädchen und den Mann mit den zerrissenen Jeans und der blutverkrusteten, verklebten Nase.
    Der Carabiniere überreichte ihm Tennhaffs und Katis Personalausweise: » Sono tedeschi , Teniente .«
    Der Leutnant betrachtete sich Tennhaff eingehend von Kopf bis Fuß. Er blätterte den Paß durch. Sein Blick blieb an dem Wohnort-Eintrag hängen: ›Schönberg‹. – Er runzelte die Stirn, sagte in tadellosem Deutsch: »Aha? – Kommen Sie bitte beide mit, und steigen Sie dort in den Wagen.«
    Sie setzten sich auf die Rücksitze. Eine Mikrophonstimme füllte den Innenraum. Auf dem Beifahrersitz saß ein Unteroffizier und lauschte mit angestrengtem Gesicht. Auch Kati beugte sich plötzlich nach vorne.
    »Was ist?«
    »Weiß nicht. Ich versteh' das nicht … Er redet zu schnell. Aber … In La Torre muß was passiert sein … Der redet von einer großen Explosion, von Verschütteten … und daß der Berg herabgekommen sei …«

12
    Angriff bei Morgengrauen! Do dachte es, als Tommi Reinecke den Frontera durch die dunklen Straßen des Dorfes steuerte. Nur vereinzelte Fenster waren erleuchtet. Do erkannte die Hauptstraße wieder, die zur Kirche von Walldorf führte. Kein Mensch war zu sehen. Sie hatten die Mannschaftstransporter in einer Seitenstraße und auf dem Platz vor der Molkerei aufgestellt, klobige Militärfahrzeuge mit schweren Stollenreifen. Eine Gruppe Männer in Uniform stand davor. Es waren Bereitschaftspolizisten in kugelsicheren Schutzwesten, die Maschinenpistolen und Schnellfeuergewehre in den Händen.
    »Rechts vor der Kirche«, sagte Tommi. »Das Eckhaus.«
    In diesem Eckhaus befand sich die Gaststätte ›Krone‹. Und in der ›Krone‹ wiederum, so hatte ihnen der Beamte gesagt, der am Dorfeingang ankommende Fahrzeuge kontrollierte und weiterwies, in der ›Krone‹ befinde sich auch der Einsatzstab.
    Tommi nahm kurz die Hand vom Steuer. »Gleich an der Kirche, da geht's ab nach Schönberg. Erinnerst du dich?«
    Do schwieg. Und ob sie sich erinnerte …
    Er stellte den Motor ab und stieg aus. Die Jalousien der Gaststube waren herabgelassen. Sie betraten einen niedrigen, fast quadratischen Raum. Die Theke zog sich links vom Eingang an der Wand entlang, mächtige Holzbalken trugen die Decke.
    Hinter der Theke stand ein dicker Mann. Er hatte eine graue Strickweste an und dunkelblaue Trainingshosen. Die rechte Hand war auf einen der Zapfhähne gelegt. Er hatte ein verschlafenes, abwesendes Gesicht, doch vielleicht versuchte er auch nur mitzubekommen, was hier eigentlich vorging. Zwei der Holztische an den Fenstern waren besetzt. Am ersten saßen zwei junge Polizeibeamte. Sie hatten Karten und Notizblöcke vor sich, vor ihnen stand ein kleines Funkgerät.
    Am Ecktisch daneben hatten drei Männer Platz genommen. Einer von ihnen war in Uniform. Die
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