Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
Kenningar und seine schöne Stimme, erreichte die Habichtsinsel, kurz bevor der Wintersturm einsetzte. Ein Sturm, der sich mit solcher Gewalt ankündigte, daß Herr Rorik Kühe, Schafe, Hühner und die drei Ziegen ins Langhaus schaffen ließ. Die Langboote und die beiden Kriegsschiffe wurden über den schmalen Schotterstreifen auf das Gras hochgezogen und mit schweren Ästen bedeckt.
    Im Langhaus war es warm, das Feuer im Herd knisterte, blauer Rauch hing in der Luft, und es duftete nach frischem Fladenbrot, das soeben aus der Glut geholt worden war.
    Tamak nahm dankend einen Krug Met entgegen, den Entti ihm reichte. Sein Lächeln war so einschmeichelnd, daß Hafter sich mit verengten Augen hinter Entti aufbaute. Tamak, kein dummer Mann, wandte sich dem Herrn der Habichtsinsel zu. »Herr Rorik, mein Kommen ist kein Zufall. Der König persönlich schickt mich, um Euch die Geschehnisse der letzten Zeit zu erzählen.«
    Die Herrin nahm die Hand ihres Gemahls, der ihr zulächelte. Sie wandte sich an den Skalden: »Welcher König?«
    Tamak schüttelte den Kopf, räusperte sich, nahm einen Schluck vom süßen Met, betrachtete lange seine Zuhörer und begann seinen Sprechgesang.
    Seine Stimme drang bis in den letzten Winkel des Langhauses. Er sprach von dem wundersamen König Sitric, einem alten Mann, der so sehr am Leben hing, daß er den Tod und die Götter des Totenreichs besiegte und sich wieder in einen jungen Mann voller Lebenskraft verwandelte. Dieser wunderbare Sitric herrschte nun für ewige Zeiten über sein Land, was kein Sterblicher vor ihm erreichte. Er hatte die Geburt von Männern erlebt, die er als Greise sterben sehen würde.
    Der König hatte mit Hilfe seines weisen Ratgebers Hormuze ewige Jugend erlangt. Hormuze gab Odin ein Rätsei auf, das Odin nicht lösen konnte. Dafür gab Odin dem König Sitric die schöne Mirana, Tochter des Audun, zur Gemahlin. Auch sie verwandelte sich in den Stunden ihrer Hochzeitsnacht durch einen magischen Zauber. Ihr Name war nun nicht mehr Mirana, sondern Naphta. Manche sagten, sie habe sogar an Körpergröße zugenommen. Ihr schönes schwarzes Haar glänzte unter einem durchsichtigen Schleier silbriger Seide. Manche sagten auch, ihre Augenfarbe habe sich verändert, von Grün in ein strahlendes Blau, so strahlend und klar, daß sich der Himmel mit all seinen Mysterien darin spiegelte.
    Es hieß, die Vereinigung des alten Königs mit der Jungfrau, die Hormuze für ihn ausgewählt hatte, habe diesen Zauber bewirkt. Der Magier Hormuze habe über dem Brautpaar in jener Nacht Wache gehalten. Bei Sonnenaufgang, als die Krieger des Königs in gespannter Erwartung in der Halle standen, trat der König vor sie hin. Er hatte sich in einen jungen Mann verwandelt und war von großer Schönheit, und dennoch dem alten König in jedem Zug seines Antlitzes zum Verwechseln ähnlich. Alle erkannten ihn wieder, und alle sahen, daß der Zauberer Hormuze dem König und der Königin zulächelte, sie segnete und ihnen ein langes Leben versprach. Und dann verschwand er und löste sich im Perlmuttlicht der Morgenröte auf, verschmolz mit den sanften Schatten der Erde und stieg mit den Wölken in den Himmel auf. Und die Krieger und Untertanen des Königs beobachteten die Vorgänge mit ehrfurchtsvollem Staunen. Die Männer zogen aus, um die Kunde des Wunders zu verbreiten, das sich in jener Nacht auf Clontarf ereignet hatte.
    Tamak erwähnte auch das Verschwinden des Herrn von Clontarf, eines gewissen Einar Thorsson, dessen Geist einige in der Gestalt des Zauberers Hormuze gesehen haben wollen, als dieser in den frühen Morgenstunden zum Himmel aufstieg.
    Tamak sprach ausführlich von dem gerechten und gottesfürchtigen König, der sein Reich mit großer Weisheit regierte. Er sprach auch von seiner Königin, deren glänzendes, schwarzes Haar sich verwandelte. Es wurde zu schierem Silber, wie das helle Licht des Morgens, das die dunkelsten Winkel der Erde erleuchtet. Ihr Silberhaar war der Stolz und das Begehren des Königs. Es war so lang und schimmernd, daß tapfere Männer bei seinem Anblick in Tränen ausbrachen.
    Er sprach vom Leib der Königin, der sich mit dem ersten der versprochenen Königssöhne wölbte. Er pries die sanfte Stimme der Königin, ihren Liebreiz und ihre Güte, für die jeder sie liebte, allen voran der König. Er sang auch von einem kleinen Mädchen, einst die Tochter des alten Zauberers Hormuze, das in der Obhut des Königs und der Königin blieb und von beiden innig geliebt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher