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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel
Autoren: Catherine Coulter
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es riskiert, wie Asta zu sterben? Das ist doch völliger Unsinn! Ich wußte nicht, daß das Essen vergiftet war!«
    Sein mächtiger Oberkörper wand sich vor Zorn, doch er zwang sich zur Ruhe. Sie war in seiner Gewalt. »Ich weiß nur, daß du es getan hast. Meine Asta ist tot, und Entti ist mit Hafter verheiratet. Und ich habe niemanden.«
    Was konnte sie darauf noch erwidern? Es war sinnlos. Sie senkte den Kopf, ergab sich ihrem Schicksal und war wie betäubt. Sie bereitete sich auf den Tod vor und darauf, die Habichtsinsel und Rorik zu verlassen.
    Aber sie wollte Rorik nicht verlassen.
    Sie holte tief Luft und spürte, wie ihr Lebenswille zurückkehrte. Ohne Kampf wollte sie nicht sterben. Gurd war der stärkste Mann auf der Habichtsinsel. Die jahrelange Arbeit als Waffenschmied hatte seinen Brustkorb, seinen Rücken und seine Arme hart wie Eisen gemacht. Kaum ein Mann war bereit, sich mit Gurd auf einen Ringkampf einzulassen. Selbst Rorik schüttelte lachend den Kopf und meinte, er habe keine Lust, sich von Gurd das Kreuz brechen zu lassen.
    Was konnte sie tun?
    Sie konnte weglaufen. Heimlich, mit gesenkten Lidern, blickte sie sich um. Er durfte ihre Augen nicht sehen und ihre Absicht nicht erkennen. Schwer atmend stand er über ihr.
    Er hatte sie in die dichten Wälder am östlichen Rand der Insel geschleppt. Sie erkannte es an den Schnepfen, die tief über ihre Köpfe strichen und kreischende Warnrufe ausstießen. Die Vögel hatten ihre Nistplätze in der Nähe und fürchteten um ihre Jungen. Wenn es ihr gelang, wegzulaufen und sich im Wald zu verstecken, konnte sie es wagen, nachts ins Dorf zurückzuschleichen.
    »Los, vorwärts!« befahl Gurd, packte ihren Arm und riß sie hoch. Dann entfernte er den Strick von ihrem Handgelenk. »Du siehst aus wie eine Hexe!«
    In ihrem feuchten Haar hatten sich Blätter und Zweige verfangen, und das Hemd war beschmutzt. Seine Hand umschloß ihren Oberarm. Er schüttelte sie und zog sie nahe zu sich heran.
    »Du bist schön, Mirana, Tochter von Audun. Und es wäre besser für dich gewesen, in Clontarf zu bleiben. Du hattest die Chance, diesen Fremdling zu heiraten, der jetzt König ist, aber du hast es nicht getan. Du wolltest zurückkommen und mir das Leben zur Hölle machen und damit prahlen, wie du Asta getötet hast. Und du hast Entti gegen mich aufgehetzt.«
    »Für dich gibt es kein Entkommen, Gurd. Wenn du mich tötest, wirst auch du sterben.«
    Er zog sie an sich und küßte sie brutal. Seine riesige Hand knetete ihre Brüste und fuhr über ihren Bauch. Dann ließ er die Hand sinken. Er zog sie mit sich zur Klippe. Sie wehrte sich und wollte nicht folgsam wie ein Lamm in den Tod gehen. Sie kreischte und schrie, krallte sich an Gestrüpp und tiefhängenden Zweigen fest, doch er zerrte sie gnadenlos hinter sich her. Ihr linker Arm schmerzte, als drohe er aus den Gelenken zu reißen. Sie bohrte die Fersen in die Erde und legte sich weit zurück. Doch sie hatte keine Chance gegen ihn.
    Sie verließen den Wald. Die Klippe war keine zwanzig Meter entfernt. Der Abgrund fiel senkrecht ab, und in der Tiefe ragten schwarze Felsbrocken empor. Die Brandung toste donnernd gegen das Gestein, die Gischt stob meterhoch. Sie würde sterben. Ihr Todessturz würde durch kein Gestrüpp und keinen Felsvorsprung gebremst werden.
    Hoffnungslosigkeit befiel sie. Doch sie weigerte sich aufzugeben. Noch war sie nicht tot. Sie fluchte und kreischte, schrie gellend um Hilfe. »Rorik! Rorik! Hilfe! Hilfe!«
    Sie hörte nicht auf zu schreien, doch Gurd lachte nur. Über die Schulter rief er, sie könne so lange schreien, bis kein Ton mehr über ihre Lippen käme, denn niemand würde sie hören. Die Männer seien auf der Jagd. Und wenn sie zurückkämen, würde man erst Stunden später die Suche nach ihr aufnehmen. Dann aber hätte die Flut sie schon längst hinaus ins Meer gespült, und man würde sie nie finden. Er selbst würde sich ebenfalls an der Suche nach ihr beteiligen und wie alle anderen ein kummervolles Gesicht machen. Der Gedanke gefiel ihm, denn auch sie hatte seiner Meinung nach die Trauer um Astas Tod nur geheuchelt.
    Er zerrte sie immer dichter an den Felsabgrund. Sie schrie gellend: »Sie werden herausfinden, daß du es getan hast. Rorik wird nie glauben, daß ich im Unterhemd in den Wald gegangen bin und mich vom Felsen gestürzt habe. Er wird nicht glauben, daß die See meine Kleider weggeschwemmt hat. Du wirst als Mörder entlarvt, Gurd.«
    Er blieb stehen, wirbelte herum und
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