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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel
Autoren: Catherine Coulter
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getötet.«
    Sie mußte es jetzt tun. Sie kannte Einar. Er würde bald erkennen, daß Rorik sich nicht zu einer unüberlegten Handlung hinreißen ließ, und dann würde er sie mit in die Wälder schleifen.
    Mit einem Ruck riß sie den Kopf nach unten und schlug ihre Zähne in seinen Unterarm. Er schrie, doch sie ließ nicht los. Er versuchte, sie zu würgen, doch der Schmerz war zu groß. Er schlug ihr auf den Hinterkopf, aber ihre Zähne, stark wie ihr Wille, gruben sich immer tiefer in sein Fleisch, bis sie den Knochen spürte. Sie schmeckte sein Blut, und es verursachte ihr Übelkeit. Er konnte nicht weit genug ausholen, um mit der Keule nach ihr zu schlagen.
    Dann war auch Rorik schon auf ihm, und ihre Zähne lösten sich aus seinem Fleisch. Voller Ekel spuckte sie sein Blut aus. Die Keule war ihm entglitten und lag im Sand. Mirana packte sie und näherte sich den kämpfenden Männern.
    Einar kämpfte um sein Leben. Er war dem Irrsinn nahe und schlug wild nach Rorik, stöhnend und winselnd.
    Mirana sah Mordlust in Roriks Augen und wußte, das Ende war nicht mehr weit.
    Sie näherte sich dennoch, für den Fall, daß er sie brauchte, falls er vielleicht stolperte. Seine großen Hände schlossen sich um Einars Hals. Rorik verhakte seinen Fuß um Einars Bein und riß ihn mit einem Ruck herum. Sie sah, wie Roriks Augen ruhig und kühl wurden, als er den Mann tötete, der ihm so lange das Dasein zur Hölle gemacht hatte. Er drückte noch fester zu und beobachtete aufmerksam, wie das Leben aus ihm schwand. Einar kämpfte mit aller Macht, aber er mußte aufgeben.
    Leise sagte Rorik sehr nahe an Einars Gesicht: »Das ist die Rache für meine geliebte Frau und meine kleinen Kinder und für alle meine Leute, die du grausam mißhandelt und gemeuchelt hast. Und für meine Eltern, die dich nun endlich aus ihren Gedanken verbannen und in Ruhe leben können.«
    Dann war es vorbei. Rorik ließ von Einar ab, der leblos in den Sand zu seinen Füßen sackte. Er blickte auf den Mann hinunter, der so viele Menschen getötet hatte, die Rorik liebte. Dann hob er den Blick und sah sie an. Sein Atem ging ruhig. Kraftvoll stand er da, bereit, noch viele Schlachten zu schlagen. Er wirkte weder siegesgewiß noch grausam, sondern gelassen und seltsam friedlich.
    Er sagte nur: »Ich danke dir, Mirana.«
    »Wofür, Rorik?«
    Er lächelte. »Weil du mir gestattet hast, ihn zu töten.«

Kapitel 33
    Entti drehte sich lachend in ihrem neuen königsblauen Umhang vor ihrem Ehemann im Kreis, der sie vernarrt angaffte. Der Umhang stand ihr gut, und ihr braunes Haar lag schimmernd auf ihren Schultern.
    »Du bist schön«, staunte Hafter, nahm ihre Hand und zog sie an sich. »Du hast mir gefehlt.« Er küßte sie und lachte. »Du hast mir so sehr gefehlt, daß ich dich die ganze Nacht nicht schlafen lassen konnte. Ich hoffe, du hast mir alle meinen Sünden vergeben, die meisten davon hast du dir ohnehin eingebildet. Aber du bist eine empfindsame Frau, und ich bitte dich nochmal um Vergebung. Sag mir, daß dir mein männlicher Körper Lust bereitet, Entti.«
    Entti bedachte ihn mit einem unergründlichen Blick. Ihre Finger strichen über die weiche blaue Wolle. Sie schwieg. Hafter wurde unruhig. Mirana biß sich auf die Lippen, um nicht zu lachen.
    »Ich gehöre zu dir, Hafter«, sagte Entti nach langem Schweigen. »Ich habe einen Schwur geleistet, dir treu zu sein und für dich zu sorgen, auch wenn du ein alter, zahnloser Tattergreis bist. Und ich werde bei dir bleiben, bis deine Söhne mir sagen, daß es ist nicht mehr nötig ist, an dem Tag, an dem sie deinen vertrockneten, alten Kadaver auf ein Boot legen und in Brand stecken.«
    »Söhne? Was meinst du mit Söhnen?«
    Entti küßte ihn aufs Kinn. »Wenn du so weitermachst, wie du angefangen hast, schenke ich dir mehr Söhne, als du zählen kannst. Reicht dir das, du Rüpel?«
    »Nein«, meinte er. »Ich will ebenso viele Töchter, schön wie ihre Mutter, aber ohne ihre scharfe Zunge.« Und mit düsterer Miene fügte er hinzu: »Ich will aber kein zahnloser Tattergreis sein.«
    »Ich habe geschworen, dich zu beschützen, und wenn du kein Tattergreis sein willst, werde ich es auch nicht zulassen.«
    Er küßte sie wieder. Mirana mußte laut lachen. Es war ein glückliches Lachen.
    Amma und die Alte Alna standen hinter ihr, und Alna gackerte wie immer freundlich vor sich hin. Amma hielt einen Säugling im Arm und wiegte ihn zärtlich gurrend. Erna saß still und ernst an ihrem Webstuhl. Utta rührte
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