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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel
Autoren: Catherine Coulter
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Gunleik mit gekrümmtem Rücken dasaß. Sie gab ihm Wurzelsud zu trinken, um seine verkrampften Muskeln zu lockern. Bald würde es ihm besser gehen. Er saß nahe am Herdfeuer, und die tiefen Furchen in seinem Gesicht hatten sich wieder geglättet. Erna saß in seiner Nähe und war mit einer Handarbeit beschäftigt. Sie hielt den Kopf über dem Nähzeug gesenkt, während sich ihre Finger flink bewegten. Mirana wußte, daß ihre Gedanken bei Gunleik waren und daß sie hoffte, daß er bald wieder gesund würde.
    Gunleik erhob sich und trat vor Erna. Langsam hob sie den Kopf, wandte ihm das Gesicht zu, stolz und innerlich gefestigt. Er hielt ihr ein Stück Brot mit Butter hin. Sie nahm es mit der gesunden Hand und aß bedächtig.
    Gunleik tätschelte ihre Schulter und ging.
    Mirana raffte sich auf, um ihren Haushaltspflichten nachzugehen. Sie gab Anweisungen für die Zubereitung der Mahlzeit. Dann band sie sich ein Tuch um den Kopf und half den anderen Frauen, die Erde neben den Tischen festzustampfen, was eine schmutzige Arbeit war. Die lockere Erde wurde mit Wasser besprenkelt, geglättet und dann mit den Handballen festgedrückt.
    Nach getaner Arbeit erhob sich Mirana mit schmerzendem Rücken und streckte sich. Kerzog kam schwanzwedelnd heran, nahm ihren Ärmel zwischen die Zähne und zog sie ins Freie. Sie lachte. Rorik und seine Männer waren soeben angekommen.
    Gunleik lächelte. »Du bist glücklich, Mirana, und das gefällt mir. Rorik ist ein guter Mann. Und du bist genauso schmutzig im Gesicht wie der Köter.«
    Kerzog wälzte sich wohlig brummend auf der Erde.
    Lachend küßte sie Gunleik auf die Wange und rannte zur Badehütte. Rorik rief ihr hinterher. Sie wußte, bald würde er bei ihr sein, und sie würden gemeinsam baden und sehr wahrscheinlich würden sie auch noch andere Sachen machen. Sie winkte ihm zu.
    »Wo ist Mirana?«
    Entti hob den Kopf. »Gunleik sagte, sie wollte auf die Felder, um nach der Gerste und dem Roggen zu sehen. Doch das liegt schon Stunden zurück. Ich habe sie nicht gesehen. Sicher kommt sie bald zurück, um das Nachtmahl zuzubereiten.«
    Rorik nickte und ging zur Badehütte. Zwei Tage hintereinander hatten sie gutes Jagdglück gehabt und einen mächtigen Keiler und sechs fette Rebhühner erlegt. In der Badehütte vergnügten sich drei Männer, übergossen sich lachend mit kaltem Wasser und trieben ihre derben Männerscherze. Mirana hatten sie nicht gesehen.
    »Komm baden, Rorik!« rief Sculla ihm zu.
    »Du stinkst wie ein Eber!« Kron wollte ihm schon einen Kübel Wasser überschütten, doch Rorik hob abwehrend die Hand.
    »Erst suche ich Mirana, dann komme ich zu euch.«
    »Die arme Frau«, Sculla schüttelte traurig den mächtigen Kopf. »Wenn Rorik sie nicht in Ruhe läßt, kann sie bald nicht mehr gehen.«
    »Der läßt sie erst in Ruhe, wenn ihr Bauch rund wie eine Kugel ist.«
    Rorik lächelte bei dem Gedanken, daß Mirana bald sein Kind unter dem Herzen tragen würde. Er ging über die Felder und rief immer wieder ihren Namen. Doch dort war sie nicht. Er ging in den Kuhstall und warf auch einen Blick in die Schlafhütten der Krieger.
    Er konnte sie nirgends finden. Er stand am Palisadenzaun, sog die milde, würzige Luft tief ein und ließ den Blick über seine Insel schweifen. Plötzlich krampfte sich eine dunkle Kälte um sein Herz, er bekam Todesangst.
    Er schlug Alarm und stellte Wachen unten an der Mole bei den Langbooten auf, ohne eigentlich zu wissen, warum.
    Mirana schauderte. Ihr Haar hing ihr feucht über den Rücken. Sie trug nur das nasse Unterhemd, denn mehr durfte sie nicht anziehen, als er sie vor Stunden aus der Badehütte gezerrt hatte.
    Er kauerte vor ihr und wippte auf den Fersen. Seine Augen glühten haßerfüllt. Sie wandte den Blick von ihm ab.
    »Es ist deine Schuld«, stieß er hervor. »Ich habe geschworen, meine Asta zu rächen, wenn du zurückkommst. Ich habe gebetet, daß du wiederkommst, Herrin, um dich zu töten.«
    »Aber warum willst du mich töten, Gurd? Ich habe Asta nichts getan. Ich habe sie geliebt wie eine Schwester.«
    »Du hast ihr dein Essen gegeben, du mörderische Bestie!« Er schnellte hoch. Und sie glaubte, jetzt würde er sie töten. Doch er gab ihr nur einen Tritt in den Brustkorb. Sie fiel auf den Rücken und wand sich vor Schmerz.
    »Warum hast du ihr von deinem Essen gegeben? Du hast es gewußt — ich habe es in deinen Augen gesehen, und ich sehe es auch jetzt, daß du wolltest, daß sie davon ißt. Du wußtest, daß sie daran
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