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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel
Autoren: Marian Keyes
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Myrte.«
    »Und das bedeutet?«

    Fionn will es nicht sagen, aber die beiden sehen ihn an. Er murmelt: »Liebe und Leidenschaft, das Kraut der Liebesgöttin.« Noch einmal verschwindet seine Hand in der Tasche. »Noch ein Versuch.«
    »Was ist das?« Katie betrachtet das welke Blatt in seiner Hand.
    »Holunder.«
    »Mit welcher Bedeutung?«
    »Bringt einem verheirateten Paar Segen.«

    Manchmal entsteht ein Schweigen, das man nicht beschreiben kann. Conall guckt verdutzt auf die Kräuter, Katie scheint verwirrt, während Fionns funkelnder Blick von einem zum anderen wandert.
    »Ich fahre nach Hause!«, verkündet er dann. Er tritt auf die Straße und ruft über die Schulter zurück: »Ich hoffe, ihr zwei werdet glücklich.«
    »Fionn!« Katie eilt ihm nach.
    »Ja, also«, sagt Conall verlegen. »Ich lasse dich –«
    »Nein!« Katie legt Conall eine Hand auf die Brust und flüstert: »Du bleibst hier. Ich bin gleich zurück.«
    »Fionn!« Katie holt zu ihm auf. »Was ist?«
    »Du hast ihn die ganze Zeit geliebt. Diesen Conall Hathaway da.«
    Was soll sie sagen? Ja, sie hat ihn die ganze Zeit geliebt. Und liebt ihn immer noch. Die Nähe zwischen ihr und Conall an dem Morgen, als Jemima starb, schien ihr zutiefst bedeutungsvoll, als wäre es der Beginn einer anderen Liebe, einer dauerhaften, unerschütterlichen Liebe. Aber in den Tagen danach hatte Conall sich nicht bei ihr gemeldet, und als die Tage zu Wochen wurden und
fast zwei Monate vergangen waren, musste sie sich eingestehen, dass sie sich die vertrauensvolle Nähe zwischen ihnen eingebildet hatte. Der Schmerz war überwältigend – was sie überraschte. Sie hatte gedacht, mit Liebeskummer kenne sie sich aus, aber dies war eine neue Erfahrung, eine niederschmetternde Traurigkeit und die schreckliche Erkenntnis, dass sie Chancen nicht wahrgenommen und sich ein Leben zusammen versagt hatten, ein Leben, das sie hätten haben können, wenn er weniger auf die Arbeit fixiert gewesen wäre und sie kompromissbereiter.
    Sie hätte ihm schreiben können, eine kleine SMS, eine lustige Mail. Er war nicht mehr mit Lydia zusammen – niemand konnte Lydias Liebestreiben mit Oleksander überhören –, aber sie tat es nicht, weil …? Weil sie nicht wieder damit anfangen wollte, sie wollte nicht mehr um Zuteilungen seiner Zeit betteln.
    Und dann steht er plötzlich im Hausflur und sagt, er sei nur ihretwegen zu der Party gekommen. Sie schaffte es kaum, die Treppe runterzugehen, so wie er sie ansah. Was sollte das?
    Fionn wartet noch auf eine Antwort von ihr. Schnell sagt sie: »Ich habe dich auch geliebt, Fionn.«
    »Ich war nur ein kleines Vergnügen für dich.«
    »Daran ist nichts auszusetzen. Und wir bleiben Freunde.«
    »Ja.« Er wirkt zerknirscht. »Entschuldige bitte. Geh doch wieder zu ihm. Es soll wohl so sein, dass ihr zusammen seid.«
    »Ach, komm, Fionn –«
    »Nein, komm du, Katie. Du siehst doch, was meine
Wundertasche sagt. Treue, Liebe, Vereinigung. Die Wundertasche lügt nicht.«
    Die Wundertasche hatte für Katie mehr mit Zufall zu tun, trotzdem war es seltsam, dass es bei allem, was Fionn zum Vorschein gebracht hatte, um Liebe ging.
    »Meine Sendung ist zwar nicht ausgestrahlt worden, aber es ist offensichtlich, dass mein siebter Sinn mich nicht im Stich gelassen hat.« Fionn ist selbst beeindruckt von seinen Fähigkeiten und macht sich auf den Weg zur Luas. »Ich rufe dich an«, ruft er über seine Schulter.
    »Mach das.« Sie sieht ihm nach, dann geht sie wieder ins Haus.

    Conall hat brav auf der Treppe gewartet, so wie sie es gesagt hat. Aber irgendetwas fehlt, das Bild ist unvollständig. »Dein BlackBerry«, sagt sie, »wo ist er?«
    »Oh …« Er klopft sich auf die Hosentasche. »Brauchst du ihn?«
    »Nein. Es ist nur … ich glaube, ich habe dich noch nie nichts tun sehen. Du sitzt einfach nur hier und guckst in die Luft.«
    »Ich sage dir doch, Katie, ich habe mich verändert.«
    »Und was geht in deinem Kopf vor, seit du nicht mehr die ganze Zeit an die Arbeit denkst?«
    »Ich habe gebetet.«
    »Gebetet?« Sie hatte es doch geahnt. Er hatte Arbeitswut gegen Religion getauscht.
    »Gebetet, dass du zu mir zurückkommst.«
    »Ach so!« Vielleicht ist gegen solche Gebete ja nichts einzuwenden.
    »Hör mal.« Plötzlich ist sie ernst. »Was ist eigentlich
los, Conall? Ich habe seit vier Monaten nichts von dir gehört, und plötzlich bist du da und redest vom Beten.«
    Er schlägt die Hände vors Gesicht, atmet schwer und kommt anscheinend zu einer
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