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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel
Autoren: Marian Keyes
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eine Überraschung«, sagt Fionn.
    »Beschweren kannst du dich wohl nicht. Sie hat dir ihr ganzes Geld vermacht.«
    Kommt schon! Kommt endlich! Die Treppe runter! Weiter!
    »Ja, sicher. Was soll ich auch mit einer Wohnung?«
    »Eben. Du gehörst aufs Land.«
    »Wo wir schon davon sprechen –« Fionn wühlt in der
Tasche seiner abgewetzten Jacke – »ich habe hier etwas für dich.«
    Oh, liebes Herzjesuskind, jetzt macht doch endlich! Ein Stockwerk, mehr ist es nicht. Geht schon, bitte! Vierzehn Stufen. Das ist doch nicht zu viel verlangt.
    Aber Conall hat schon die Haustür geöffnet.

    »Katie?«
    An der Haustür hat Conall Katie oben auf dem Treppenabsatz im ersten Stock entdeckt.
    »Conall!« Katie wird kreidebleich. Seit Jemimas Beerdigung hat sie ihn nicht gesehen.
    Sie kommt die Treppe herunter, hinter ihr Fionn, der ihr auf den Fersen bleibt, aber sie geht unsicher, wacklig, weil ihre Beine zittern.
    »Fionn.« Conall nickt steif.
    »Conall.« Auch Fionn nickt, ebenso steif.
    Auch hier: Keine Freundschaft zwischen den beiden. Fionns Problem, überall wähnt er Widersacher. Ungewöhnlich gemischte Schwingungen gehen von ihm aus: Selbstgenügsamkeit, Bedürftigkeit, Wurzelgemüse. Insbesondere Steckrübe.
    Aber lassen wir Fionn. Conalls Gefühle sind die, die jetzt verrücktspielen. Sein Herz pocht laut und schmerzhaft, jeder Herzschlag, jeder Atemzug schmerzhafter als der vorherige. Er ist befreit und erleichtert, als er Katie sieht, doch sie mit Fionn zu sehen, ist wie ein Schwertstoß zwischen die Rippen. Wärme, Verletzung, Freude, Schmerz – eine bunte Gefühlsmischung. »Warst du bei Matt und Maeve?«, fragt Katie ihn.
    Ich liebe dich. »Ich wollte gerade gehen.«

    »Wieder an die Arbeit? Um halb neun am Samstagabend? Manches ändert sich nie.«
    Ich liebe dich. »Ich will nicht arbeiten, Katie.« Er möchte ihr so viel wie möglich mitteilen, weil er nicht weiß, wie viel Zeit er hat, bevor Fionn sie mit sich fortzerrt. »Es hat sich vieles verändert. Ich habe mich mit zwei Partnern zusammengetan und werde noch andere suchen. Die Dinge haben sich verändert. Ich war lang nicht im Ausland, seit …« Er rechnet nach. »… seit fast neun Wochen nicht.«
    »Meine Güte. Wie vertreibst du dir die Zeit?«
    Ich denke an dich. Die ganze Zeit. »Weiß auch nicht. Ich bin viel bei Joe und Pat. Bronagh fragt immer nach dir.«
    »Warum gehst du dann schon, wenn du nicht arbeiten willst?«
    Conall macht den Mund auf und wieder zu. Er weiß nicht, was er sagen soll, besonders, da Fionn so nah bei ihr steht und besitzergreifend tut, aber er ist gekommen, weil er es nicht länger aushielt, sie nicht zu sehen, also kann er auch ruhig das machen, was er von Anfang an vorhatte. Schließlich ist er ein Kämpfer, oder? Doch nicht? Er ist sich nicht mehr sicher. »Ich dachte, du kommst nicht mehr. Ich habe aufgehört zu warten.«
    Katie ist offenbar verwundert. »Du hast auf mich gewartet?«
    Er nickt und sieht sie mit seinen dunklen Augen durchdringend an.
    »Warum?«
    »Ich wollte dich sehen.«
    Fionn, der sich übergangen fühlt, hält das nicht länger aus.

    »Entschuldigung, dass ich unterbreche«, sagt er mit schneidendem Sarkasmus. »Ich wollte Katie noch etwas geben.«
    »Es tut mir leid, Fionn.« Katie sieht ihn überrascht an. »Was denn?«
    »Das weiß ich selbst noch nicht. Ich wollte es gerade rausholen, als er da von unten heraufrief.« Fionn wühlt in seiner Jackentasche und befördert einen dunkelgrünen Zweig hervor. Er beißt sich auf die Lippen und scheint nicht glücklich.
    »Was ist es denn?«, fragt Katie.
    »… Ehm … Mädesüß. Ein Liebeskraut. Früher wurde es bei Hochzeiten gestreut.«
    »Und wer heiratet jetzt?«, fragt Katie.
    »Du, wenn man der Wundertasche traut. Aber es muss ein Irrtum sein. Warte mal, vielleicht finde ich etwas Passenderes.« Er kramt wieder herum und zieht einen anderen Zweig hervor. Fionn sieht ihn an. »Efeu.« Er zerkrümelt die Blätter zwischen den Fingern.
    »Was bedeutet das?«
    »Treue. Vielleicht finde ich noch etwas anderes.« Wieder greift er in seine Tasche, wühlt in den Tiefen und findet ein Saatkorn. Er schluckt. »Süßholz.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Treue und Leidenschaft in einer sexuellen Vereinigung. Ich versuch’s mit einer anderen Tasche. Ah!« Jetzt lächelt Fionn. »Eisenkraut. Gut gegen Syphilis.« Er gibt den Zweig Conall. »Wahrscheinlich ist der für dich.« Dann erlischt Fionns Lächeln. »Doch kein Eisenkraut, sondern
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