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Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin
Autoren: Horst Hoffmann
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er mußte sich ihm früher oder später stellen, wollte er an die Göttin herankommen.
    Die geschnürten Schuhe aus dem dünnen, aber ungeheuer robusten Fell gaben ihm Halt auf dem teilweise nassen Stein. Hier und da tropfte es warm von der Decke, und Wasser sammelte sich in kleinen Rinnsalen, die kurze Zeit später wieder im Fels verschwanden. Immer noch wartete Mythor darauf, daß die Luft stickig und heiß wurde, doch es schien, als würde der Berg im wahrsten Sinn des Wortes gut »belüftet«. Hatte Mythor eine glühende Hölle erwartet, so sah er sich getäuscht. Auch als er mehr als hundert Schritte eingedrungen war, konnte er normal atmen. Zwar lief ihm der Schweiß am Körper herab, doch das ließ sich ertragen.
    Mythors Glaube, daß kein Mensch hier für längere Zeit überleben konnte, schwand mit jedem weiteren Schritt mehr dahin. Zumindest in dieser Hinsicht wirkte der Vulkan von außen weitaus bedrohlicher.
    Ganz anders sah es aus, sollte es Ramoa einfallen, ihn ausbrechen zu lassen. Im schwachen Schein der leuchtenden Klinge sah der Sohn des Kometen erstarrte Lava am Boden und an den Wänden.
    Er zählte seine Schritte nicht. Immer noch ging es abwärts, wenngleich nicht mehr ganz so steil. Mythor fand wieder einen Stoffetzen, betastete ihn kurz und legte ihn wieder hin. Er war blutgetränkt.
    Fast hoffte Mythor, irgendwann Oniaks Leiche am Boden liegen zu sehen. Fast bereute er es schon, ihn am Sprung gehindert zu haben.
    Er blieb stehen, als er glaubte, ein Geräusch vor sich zu hören. Vergeblich suchte er das Dunkel mit Blicken zu durchdringen. Zwei, drei Schritte vor und hinter ihm schien die Welt hinter schwarzen Vorhängen zu enden. Er kämpfte gegen den Drang an, zurückzulaufen dorthin, wo wenigstens die Wolke und das Magma die Nacht erhellten. Hier, in der absoluten Finsternis, konnte alles mögliche auf ihn lauern.
    Er packte Altons Griff fester. Sollte ihn ausgerechnet jetzt der Mut verlassen? Er hatte gewußt, worauf er sich einließ.
    Er ging weiter und blieb wieder stehen. Irgendwo polterten Steine in die Tiefe. Mythor murmelte Verwünschung. Die Tukken würden nicht auf sich aufmerksam machen. Sicher war es nur das leichte Beben des Berges, das Gestein lockerte.
    Weiter! Weiter hinein in die Dunkelheit. Die Tukken konnten ihn sehen, er sie nicht. Aber er hatte Alton.
    Er klammerte sich an das Gläserne Schwert, an das, was es verkörperte. Mit den Waffen des Lichtes gegen die Mächte der Finsternis, auch wenn ihm nur diese eine geblieben war!
    Dann trat ein, was er befürchtet halte.
    Mythor stand in ein kleinen Höhle, deren Decke er nicht zu erkennen vermochte. Der Stollen teilte sich. Zwei Gänge führten von hier aus weiter in den Berg hinein.
    Mythor stand nur einen Augenblick lang unschlüssig. Dann zeigte die Spitze seiner Klinge auf die linke der beiden schwarzen Öffnugen. Dieser Stollen führte zunächst weiter abwärts, dann machte er eine Biegung und stieg leicht nach oben an. Mythor hielt das Schwert tiefer, um keinen Fetzen zu übersehen, den Oniak sich aus dem Kleid gerissen hatte. Er fand keinen. Entweder war dies der falsche Stollen, oder Oniak war nicht mehr in der Lage gewesen, die Spur weiterzulegen.
    Mythor kehrte um. ln der Höhle blieb er kurz stehen, streckte Alton so weit wie möglich in Höhe, doch der schwache Schein traf auf keinen Fels. Wieder polterten irgendwo Steine zu Boden - vor oder hinter Mythor, er konnte die Richtung nicht mehr bestimmen. Der Hall pflanzte sich durch den ganzen Berg fort.
    Grimmig betrat Mythlor den rechten Stollen. Und diesmal brauchte er nicht weit zu gehen, um zu finden, wonach er suchte.
    Der Fetzen hing an einem in den Gang stechenden spitzen Felsvorsprung, der aussah, als hätte ein Riese eine Nadel durch das Gestein getrieben. Mythor nickte und ging weiter, bis Altons fahler Widerschein keinen Boden mehr traf.
    Unwillkürlich sprang Mythor zurück. Dann näherte er sich vorsichtig, sich mit der Linken am Fels entlangtastend, dem Abgrund. Der Fels hörte abrupt auf. Vor, über und unter Mythor war nur Schwärze. Kein Lichtschein deutete darauf hin, daß der Riß im Berg unter ihm Magma führte. Von einer Fortsetzung des Stollens auf der anderen Seite war nichts zu erkennen. Fluchend nahm Mythor sich das Seil von der Schulter, nachdem er Alton neben der Scheide in den Gürtel gesteckt hatte. Am Ende der zusammengeknoteten Stricke befand sich noch der Anker aus Holz. Mythor schwang ihn über seinen Kopf und ließ los. Das Seil
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