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Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin
Autoren: Horst Hoffmann
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war nur so völlig anders.
    Waren die Frauen in dieser Welt denn so dumm, daß sie sich von den Männern sagen lassen mußten, was sie zu tun hatten?
    »Er wurde von den Göttern geschickt«, flüsterte Nura. »Gerade in dieser Zeit der Not kam er zu uns, denen das Wirken der Götter immer ein Rätsel bleiben muß.«
    Kauna nickte. Dabei sollten sie es bewenden lassen, doch sie konnte es nicht. Immerhin schwieg sie über das, was wirklich hinter der Lichtung geschehen war. Was immer sie glaubte oder sich einredete - Honga hatte ihr Versprechen. Er war Honga.
    »Wir sollten uns lieber darüber Gedanken machen, wie wir zum Stamm zurückkehren, mit oder ohne Honga«, sagte Nura laut. »Die Hängebrücke ist nicht mehr. Wie aber sollen wir ohne sie die Schlucht überqueren?«
    »Wir müssen sie umgehen«, antwortete Kauna. Doch das bedeutete noch tiefer in entartetes Leben hinein, das sich von dort, wo der Dschungel ins Meer wuchs, unaufhörlich ins Inselinnere vorschob. Waren die Überlebenschancen hier schon denkbar gering, so bedurfte es wahrhaftig des Schutzes der Götter, um an der Küste entlang zum Dorf zurückzukehren. Und ohne Honga und sein ganz offensichtlich magisches Schwert wären die Tau nicht einmal auf dem geraden Weg bis zum Drachenfelsen gelangt. Es war gerade so, als sollte dieser Blutnebel tatsächlich über das Schicksal der Tau entscheiden. Manea, die alte Seherin, hatte es aus den Knochen gelesen. Und Solangas Sieg über den Dämonenfisch war ebenso ein Omen wie Hongas Wiedergeburt.
    »Ich werde das Seil überprüfen«, sagte Kauna und schickte sich an, die schützende Höhle zu verlassen. Nura streckte die Hand aus, um sie zu halten. Dann sah sie ein, daß sie die Gefährtin jetzt mit dem alleinlassen mußte, was immer sie so sehr beschäftigte.
    Sie blickte der Gefährtin nach, bis diese außer Sicht geriet. Kauna kletterte auf die völlig ebene Plattform des Drachenfelsens, wo die große Winde im Boden verankert war. Das Seil war straff gespannt. Sobald Honga die Feuergöttin besiegt hatte, sollte er die Kette daran herablassen, die sie ihm mitgegeben hatte. Dies würde das Zeichen zum Einholen des Drachens sein.
    »Komm zurück«, flüsterte die Tau. »Bitte, komm heil zurück.«
    Sie fror plötzlich, trotz der Hitze des nahen Vulkans und der warmen Dampfschwaden, die vom Wassergraben heraufstiegen.
    Die Stille quälte sie. Die flüssige Glut drang nur bis zu einer gewissen Höhe aus den Stollen und Nebenkratern des Vulkans. Die glühende rote Wolke hing wie von Magie gehalten über dem Gipfel. Ramoa entfesselte nicht wieder die Gewalten, über die ihr Macht gegeben war. Hätte sie es getan, wäre Kauna nun wohler gewesen. Aber jetzt schien es, als lauerte sie im Berg auf den, der da kam, um ihr schändliches Treiben zu beenden. Sie wartete wie eine Spinne, die irgendwo versteckt am Rand ihres Netzes saß und zusah, wie sich ihr Opfer darin verfing.
    Plötzlich hörte die Tau hoch über sich das Schlagen von ledernen Schwingen. Sie schrie heiser auf, warf den Kopf in den Nacken und suchte die Dunkelheit mit ihren Blicken zu durchdringen.
    Und dann sah sie sie - Schatten noch schwärzer als die Nacht, die schon überall waren. Über dem Ringsee schimmerte ihre lederne Haut blutrot im Schein der Lava.
    »Tukken!« entfuhr es Kauna. Der Warnschrei erstarb auf ihren Lippen. Das Entsetzen lähmte sie für zwei, drei Herzschläge. Dann lief sie wie selten in ihrem Leben, achtete nicht darauf, daß sie sich beim Klettern Hände, Arme und Beine aufriß und warf sich in die Höhle.
    »Tukken! Sie kommen von Berg! Sie sind…«
    Sie waren heran. Die Krieger packten ihre Waffen und warfen sich in den Eingang - mit Messern, Beilen und Pfeilen aus Stein und Knochen, mit denen sich die Haut eines Tukken kaum mehr als ritzen ließ.
    Atemlos, starr vor Entsetzen sahen die Frauen, wie eines der Wesen mit weit vorgestreckten Krallenhänden heranflog und sich neben dem Höhleneingang festsetzte. Ihm folgten in unglaublich schneller Folge andere. Vier, fünf Paare schrecklicher glühender Augen starrten in die Höhle.
    Und die Ausgeburten der Nacht griffen an, mit einer Wildheit, die selbst im mörderischen Dschungel Tau-Taus ohne Beispiel war.
     
     
    3.
     
    Tief im Vulkan, nicht allzu hoch über dem Spiegel der kochenden Lava, die unaufhörlich Blasen warf und feurige Fladen in die Höhe spuckte, kniete Mauni vor den Stufen des Podests, auf dem die mächtige schwarze Statue einer Frau mit drei Armpaaren
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