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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell
Autoren: Philip K. Dick
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einen Fehler gemacht habe.“ Seine Stimme sank zu einem nervösen Wispern herab. „Laß uns in Ruhe noch einmal darüber reden. Ich habe nur versucht, einen unter vielen möglichen Aspekten darzustellen. Du willst doch sonst i m mer, daß ich meine eigene Meinung offen sage; verstehst du, es kommt mir so sinnlos vor, wenn du mich dafür bestrafst, daß ich nach bestem Wissen und Gewissen zum Wohle der Agentur zu arbeiten versuche.“
    „Ich habe gemeint, was ich gesagt habe“, erwiderte Allen.
    „Wirklich?“ Luddy lachte. „Natürlich hast du es so g e meint. Du bist der Boß.“ Ein Beben durchlief ihn. „Du hast wirklich nicht bloß einen Witz gemacht?“
    Währenddessen hatte Mrs. Frost ihren Mantel genommen und war zur Tür hinübergegangen. „Ich würde mir gerne Ihre Agentur anschauen, wo ich schon einmal hier bin. Wü r de Ihnen das etwas ausmachen?“
    „Aber nicht im geringsten“, sagte Allen. „Es wird mir ein Vergnügen sein, sie Ihnen zu zeigen. Ich bin einigermaßen stolz darauf.“ Er öffnete die Tür für sie, und gemeinsam gingen sie hinaus in den Vorraum. Luddy blieb allein im Büro zurück, einen leidenden, unsteten Ausdruck auf dem Gesicht.
    „Ich würde mir keine Sorgen um ihn machen“, sagte Mrs. Frost. „Ich glaube, ohne ihn sind Sie besser dran.“
    „Spaß gemacht hat es nicht gerade“, sagte Allen. Aber seltsamerweise fühlte er sich jetzt viel wohler.

3
     
    Im Foyer vor Myron Mavis’ Büro beendeten die Beschäfti g ten von Telemedia für heute ihre Arbeit. Das T-M-Gebäude war ein quadratischer Komplex, in dessen Zentrum sich eine freie Fläche befand, die für Außenaufnahmen vor großfo r matigen Kulissen genutzt wurde. Im Moment war allerdings dort nichts los, weil es halb sechs war und sich alle auf den Heimweg machten.
    Von einem Münzfernsprecher aus rief Allen Purcell seine Frau an. „Ich komme heute später zum Essen“, sagte er.
    „Ist auch alles… in Ordnung mit dir?“
    „Mir geht’s prima“, sagte er. „Aber du kannst ruhig schon mal essen. Hier ist groß was im Gange. Große Krise in der Agentur. Ich werd’ mir hier irgendwo einen Happen beso r gen.“ Erklärend fügte er noch hinzu: „Ich bin bei Telem e dia.“
    „Für sehr lange?“ fragte Janet ängstlich.
    „Vielleicht für sehr, sehr lange“, sagte er und hängte ein.
    Als er wieder zu Sue Frost trat, erkundigte sie sich bei ihm: „Wie lange hat Luddy eigentlich für Sie gearbeitet?“
    „Seitdem ich die Agentur eröffnet habe.“ Diese Erkenn t nis ernüchterte ihn schlagartig: drei Jahre. Rasch ergänzte er: „Er ist der einzige Mitarbeiter, den ich jemals entlassen h a be.“
    Im Hintergrund des Büros händigte Myron Mavis gerade einem Vereidigten Boten des Komitees Kopien der Tage s produktion aus. Die Duplikate würden in Permanentspe i chern verwahrt werden; im Falle einer Untersuchung stand das Material dann jederzeit zur Überprüfung bereit.
    Zu dem steifen jungen Boten gewandt, sagte Mrs. Frost: „Bleib noch da; du kannst mit mir fahren.“
    Der junge Mann zog sich diskret zurück, die Arme vol l gepackt mit Metalltrommeln. Seine Uniform war von dem düstern, eintönigen Khaki der Kohorten des Major Streiter, einer Elitetruppe, die sich aus männlichen Nachfahren des MoRes-Begründers zusammensetzte.
    „Ein Cousin“, sagte Mrs. Frost. „Ein sehr entfernter a n geheirateter Cousin väterlicherseits.“ Sie wies mit einem Nicken auf den jungen Mann, dessen Gesicht so ausdruck s los wie Sand war. „Ralf Hadler. Ich halte ihn gern in meiner Nähe.“ Sie hob ihre Stimme. „Ralf, geh und such das Dampfmobil. Es steht irgendwo hinter dem Gebäude.“
    Die Legionäre der Kohorten – ganz gleich, ob sie einzeln oder in Rudeln auftraten – weckten stets ein ungutes und unbehagliches Gefühl in Allen; sie waren humorlos, ihrer Sache so stur ergeben wie Maschinen, und trotz ihrer g e ringen Zahl schienen sie überall zu sein. In seiner Phantasie stellte Allen sich vor, daß die Kohorten immer in Bew e gung waren; im Laufe eines Tages durchstreifte jeder L e gionär wie eine Ameise auf Beutesuche Hunderte von K i lometern.
    „Du kommst doch mit?“ sagte Mrs. Frost zu Mavis.
    „Freilich“, murmelte Mavis. Er begann, unerledigt li e gengebliebene Akten von seinem Schreibtisch zu räumen. Mavis war der typische Magengeschwürkrämer, ein reizb a rer, nervöser Krieger mit zerknittertem Hemd und sackartig ausgebeulten, ungebügelten Tweedhosen, der Auflösungse r scheinungen
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