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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell
Autoren: Philip K. Dick
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drängend, aber Mrs. Birmin g ham hatte sich schon dem nächsten Mann in der Schlange zugewandt.

2
     
    Die Eingangshalle des Mogentlock-Gebäudes war ein einz i ges lärmendes Brodeln, ein fortwährendes Kommen und Gehen geschäftiger Menschen, als Allen zum Aufzug ging. Wegen Mrs. Birmingham war er zu spät dran. Der Aufzug wartete höflich auf ihn.
    „Guten Morgen, Mr. Purcell.“ Die Tonbandstimme des Aufzugs begrüßte ihn, und dann schlossen sich die Türen. „Zweiter Stock Bevis & Co. Import-Export. Dritter Stock Amerikanischer Musikdachverband. Vierter Stock Allen Purcell AG Forschungsagentur.“ Der Aufzug hielt an und ließ seine Tür aufgleiten.
    Im vorderen Empfangszimmer tigerte Fred Luddy, sein A s sistent, mit allen Anzeichen akuten Unbehagens auf und ab.
    „Morgen“, murmelte Allen undeutlich, während er den Mantel ablegte.
    „Allen, sie ist hier.“ Luddys Gesicht lief scharlachrot an. „Sie muß unmittelbar vor mir gekommen sein; ich kam ‘rauf, und da war sie. Sie saß einfach da.“
    „Wer? Janet?“ Vor seinem inneren Auge sah er plötzlich das Bild eines Komiteebeauftragten, der Janet aus dem Apartment trieb und den Mietkontrakt kündigte. Mrs. Bi r mingham, die mit bedauerndem Lächeln auf Janet niede r stieß, während diese sich geistesabwesend das Haar bürstete.
    „Doch nicht Mrs. Purcell“, sagte Luddy. Seine Stimme senkte sich zu einem heiseren Flüstern. „Ich meine Sue Frost.“
    Unwillkürlich verdrehte Allen seinen Hals, aber die inn e re Tür war geschlossen. Wenn Sue Frost wirklich da drinnen saß, bedeutete es das erste Mal, daß ein Sekretär des Kom i tees ihn eines Besuches für würdig erachtet hatte.
    „Das ist ja ein Ding!“ sagte er.
    Luddy kläffte: „Sie will mit dir sprechen!“
    Das Komitee übte seine Macht durch eine Reihe von Re s sortsekretären aus, die alle unmittelbar Ida Pease Hoyt ve r antwortlich waren, der direkten Nachfahrin von Major Stre i ter. Sue Frost war Administrator von Telemedia, dem staa t lichen Monopolunternehmen, das die Massenkommunikat i on kontrollierte. Er hatte noch nie mit Mrs. Frost direkt zu tun gehabt, ja, sie noch nicht einmal persönlich kenneng e lernt; sein Ansprechpartner bei T-M war der geschäftsfü h rende Direktor, ein kahlköpfiger Mensch mit müder Stimme namens Myron Mavis. Mavis war es auch, der die Pakete kaufte.
    „Was will sie denn?“ fragte Allen. Vermutlich hatte sie erfahren, daß Mavis regelmäßig die Produkte der Agentur abnahm und daß die Agentur noch verhältnismäßig neu am Markt war. Mit zunehmendem Grauen sah er eine der trü b sinnigen, sich endlos hinziehenden Konferenzen und Unte r suchungen durch das Komitee auf sich zukommen. „Am besten wimmelt Doris wohl die einlaufenden Anrufe ab.“ Doris war eine seiner Sekretärinnen. „Du schmeißt hier den Laden, bis Mrs. Frost und ich mit dem Reden fertig sind.“
    Luddy folgte ihm in einem Beschwörungstanz. „Viel Glück, Allen. Ich halte das Fort für dich. Wenn du die B ü cher brauchst…“
    „Dann melde ich mich schon bei dir.“ Er öffnete die B ü rotür, und da war Sue Frost.
    Sie war hochgewachsen, und sie war ziemlich grobkn o chig und muskulös. Ihr dunkelgraues Kostüm war überr a schend schlicht. Als einzigen Schmuck trug sie eine Blume im Haar, und alles in allem war sie eine bemerkenswert gu t aussehende Frau. Beim ersten Raten schätzte er sie auf Mitte Fünfzig. Sie hatte wenig oder nichts Weiches an sich, nichts von der fleischigen und plüschverbrämten Mütterlichkeit, die er schon bei so vielen Komitee-Frauen gesehen hatte. Ihre Beine waren lang, und als sie aufstand, streckte sie ihm ihre rechte Hand entgegen, um ihn mit einem offenen, be i nahe männlichen Händedruck zu begrüßen.
    „Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Purcell“, sagte sie. Ihre Stimme war nicht sonderlich ausdrucksstark. „Ich hoffe, es macht Ihnen nichts, daß ich hier einfach so ohne Vora n kündigung hereinplatze.“
    „Aber nicht im geringsten“, murmelte er. „Bitte, nehmen Sie doch wieder Platz.“
    Sie setzte sich wieder, schlug die Beine übereinander und musterte ihn abschätzend. Ihre Augen, so bemerkte er, w a ren von einem hellen Strohton – fast farblos. Klar und hart wie geschliffenes Kristall.
    „Zigarette?“ Er hielt ihr sein Etui hin, und sie bediente sich mit einem dankenden Nicken. Er nahm sich auch eine und fühlte sich dabei wie ein linkischer Jüngling in Gesel l schaft einer älteren und erfahreneren Frau.
    Er
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