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Der Heilige Krieg

Der Heilige Krieg

Titel: Der Heilige Krieg
Autoren: Guido Knopp
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taucht in den heiligen Schriften des Islam auf, auch Moses (Musa) und selbst Jesus
(Isa) finden als Propheten und Vorläufer Mohammeds im Koran Erwähnung. Die Gemeinsamkeiten zwischen frühislamischen und christlichen Glaubenstraditionen waren derart augenfällig, dass die Unterschiede von den christlichen Autoren geflissentlich übersehen wurden.
    Bild 27
    Auf dem Berg Hira bei Mekka soll der Erzengel Gabriel dem zukünftigen Propheten Mohammed erschienen sein.
    Johannes von Damaskus hätte es eigentlich besser wissen müssen. Als der spätere Kirchenlehrer Mitte des 7. Jahrhunderts in Damaskus geboren wurde, wurde seine Heimatstadt bereits von den Muslimen beherrscht. Dennoch sah er Mohammed als Ketzer, der die Botschaft des Christentums verdreht hatte, und nicht als Stifter einer neuen Religionsgemeinschaft: »In ihrer Mitte war ein falscher Prophet namens Mohammed. Er behauptete, dass ein gewisses Buch ihm im Schlaf vom Himmel herabgesandt worden sei.« Eine tiefer gehende, theologische Auseinandersetzung mit dem Islam sollte erst vier Jahrhunderte später mit dem Beginn der Kreuzzüge erfolgen.
    Die Polemik des Johannes von Damaskus bezog sich auf jene geheimnisvollen Momente der Offenbarung, die im Jahr 610 die Geburt des Islam markierten. Schauplatz war der Berg Hira, etwa sechs Kilometer
nordöstlich von Mekka gelegen. Empfänger der göttlichen Eingebungen war ein vierzigjähriger Mann, der später als »Mohammed«, »Der zu Preisende«, bezeichnet werden sollte. Sein Geburtsname lautete wahrscheinlich Qutam.
    Bild 11
    Die »Nacht der Bestimmung«: Osmanische Buchmalerei aus dem 16. Jahrhundert. Mohammed wird dabei im Feuerkranz und ohne Gesicht dargestellt.
    Mit sechs Jahren war der spätere Religionsstifter bereits Vollwaise. Er wuchs bei seinem Onkel Abu Talib auf, einem Kaufmann aus der mekkanischen Sippe der Hashim. Der junge Mohammed begleitete seinen Oheim auf dessen Geschäftsreisen. Schließlich wurde der Spross einer der führenden Familien Mekkas selbst zum Karawanenführer. In dieser Funktion lernte Mohammed auch seine erste Frau, die reiche Kaufmannswitwe Chadidscha, kennen.
    Beschrieben wird Mohammeds Leben nur von islamischen Autoren. Unabhängige Quellen gibt es nicht. Die umfangreichste Biografie lieferte, etwa hundert Jahre nach dem Tode Mohammeds, Ibn Ishaq. Der aus Medina stammende Historiker sammelte alle verfügbaren Angaben und Geschichten zu Leben und Wirken des Propheten. Er tat dies im Auftrag des abbasidischen Kalifen von Bagdad, al-Mansur. Ibn Ishaqs historische Schriften tragen den Titel Der Lebensweg des Propheten und geben auch facettenreich Auskunft über die »Nacht der Bestimmung«: den Beginn der göttlichen Offenbarungen.
    Koran
    Der Koran ist die Heilige Schrift des Islam. Für strenggläubige Muslime stellt er das »unerschaffene« Wort Gottes in arabischer Sprache dar. Die Offenbarungen, die am Berg Hira begonnen hatten, setzen sich über zwei Jahrzehnte in Mekka und Medina fort. Immer ist Mohammed der Empfänger. Mit seinem Tod im Jahr 632 gilt der Koran als vollendet.
    Nur für die erste Offenbarung (die ersten fünf Verse der Sure 96) am Berg Hira gibt die Überlieferung die Anwesenheit eines Zeugen an. Insgesamt enthält der Koran 114 Suren, die, mit Ausnahme der ersten, nach ihrer Länge geordnet sind. Jede Sure trägt einen Namen, die mit ihrem Inhalt in Verbindung steht.

    Bild 28
    Noch heute werden – wie hier im König-Fahd-Druckereizentrum in Medina – die Druckvorlagen des Koran handschriftlich hergestellt.
    Wörtlich übersetzt bedeutet Koran »Lesung« oder »Rezitation«. Noch heute gilt der psalmodierende, fast gesungene Vortrag der Korantexte als ideale Wiedergabepraxis. Etwa zehn Jahre nach Mohammeds Tod fassten seine Anhänger die vorhandene mündliche und schriftliche Überlieferung der Offenbarungstexte zur ersten Ausgabe des Koran zusammen.
    Bild 14
    Blatt aus einer nordafrikanischen Koranhandschrift aus dem 12. Jahrhundert.

    Jedes Jahr suchte Mohammed für einen Monat eine Höhle am Berg Hira auf, um darin zu meditieren. Im Jahr 610 erschien ihm dort zum ersten Mal der Erzengel Gabriel. Es handelte sich dabei um denselben himmlischen Gesandten, der bereits im Alten und im Neuen Testament der Bibel den Menschen die Botschaften Gottes übermittelt hatte. Die außerirdische Erscheinung erschreckte Mohammed zutiefst, wie Ibn Ishaq berichtet. Aber Gabriel ließ nicht vom auserwählten Propheten ab: »Gabriel sprach zu mir, und es war, als ob die
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