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Der Heilige Krieg

Der Heilige Krieg

Titel: Der Heilige Krieg
Autoren: Guido Knopp
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in der Architektur einer Moschee.
    Bild 8
    Die Schlacht bei Badr vom 17. März 624 gilt in der islamischen Geschichtsschreibung als Wendepunkt im Kampf gegen Mekka. Osmanische Miniatur von 1594.
    »Die fünf Säulen des Islam«
    Neben der Durchsetzung des Monotheismus musste die neue Religion auch einen eigenen Kanon von Riten entwickeln. Neben dem Glaubensbekenntnis »Es gibt keine Gottheit außer Gott, und Mohammed ist sein Prophet« sind das vier weitere Pflichten, deren Einhaltung die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Muslime signalisiert:
das tägliche, fünffache Gebet, bei dem sich die Muslime zunächst in Richtung Jerusalem, nach der Rückeroberung Mekkas aber dann in Richtung der Kaaba verneigen sollten,
die Pflicht, mit Almosen bedürftigen Glaubensbrüdern und -schwestern zu helfen,
die Einhaltung des Fastenmonats Ramadan, bei dem gesunde, erwachsene Gläubige während der Tagesstunden keine Nahrung aufnehmen sollen,
die Hadsch, das heißt die Pilgerfahrt nach Mekka.
    48 Gefechte und Schlachten zählen die Chroniken noch zu Lebzeiten Mohammeds, an etwa der Hälfte von ihnen nahm der Religionsstifter aktiv teil. Es waren keineswegs nur glänzende Siege, welche die Anhänger des Islam errangen. Aber es gab auch keine entscheidenden Niederlagen. Mohammed überstand alle Auseinandersetzungen unversehrt – ein wichtiger Umstand, der dem Anführer der Muslime den Nimbus der Unüberwindbarkeit eintrug. Angesichts der militärischen Siege schlossen sich viele arabische Stämme freiwillig der Bewegung Mohammeds an. Kampferfolge, das galt auch im 7. Jahrhundert für die Bewohner der Arabischen Halbinsel, wurden als Beweise für die Gunst Gottes gewertet.
    Neben dem Rollenwandel des Propheten wurde auch das Konzept des sogenannten Dschihad zu einem Garanten des Erfolgs in der Expansionsphase des frühen Islam. Für viele Nichtmuslime ist der »Kampf auf dem Wege Allahs« zum Inbegriff der gewaltsamen Verbreitung des muslimischen Glaubens geworden. Stimmt diese Interpretation des Dschihad? Tatsache ist, dass Mohammed nach der Rückeroberung Mekkas
(zunächst durch Vertrag im Jahr 628, nach dem Vertragsbruch der Koreischiten im Jahr 630 durch Kampf) den Dschihad keineswegs als beendet betrachtete.
    Bild 32
    Spuren der Andacht im Sand. Fünfmal täglich soll sich ein Muslim im Gebet gen Mekka verneigen.
    Bild 31
    Mekka-Pilger am »Berg der Gnade«. Bei der »Wuquf«, dem zentralen Bestandteil der Pilgerfahrt »Hadsch«, stehen und meditieren die Gläubigen von Sonnenauf- bis -untergang.
    Bild 29
    Auf dem Rückweg vom Berg der Gnade nach Mekka bewerfen die Pilger in Mena in einem symbolischen Akt den Teufel mit Steinen.
    Dschihad-Aufruf des Kalifen al-Muntasir
    Wie der »Kampf auf dem Wege Allahs« von Mohammed und seinen Nachfolgern eingesetzt wurde, dokumentiert ein Aufruf zu einem freiwilligen Dschihad, den ein Urenkel Harun ar-Raschids zu Beginn seiner Amtszeit als Kalif verfasste. Al-Muntasir diktierte das Schreiben am 13. März 862 und ließ es in weiten Teilen seines Herrschaftsgebiets verbreiten. Der Inhalt des Aufrufs wurde während des Freitagsgebets vor den Gläubigen verlesen. In dem Text definiert al-Muntasir auch seine Motive:
    »Als Anführer der Gläubigen suche ich die Nähe zu Gott, indem ich den Heiligen Krieg gegen die gottlosen Feinde beginne. Ich will die Pflicht, die mir mein Glaube auferlegt, erfüllen und Rache nehmen an jenen, die die Pfade Gottes meiden und seinen Propheten missachten. Zum 15. Juni will ich an der Grenze [zum byzantinischen Herrschaftsgebiet] in Malatya ankommen. Wer will, soll mir folgen. Das Paradies sei ihm gewiss. Am 1. Juli werden wir die Grenzen des Feindes überschreiten.«
    Doch der plötzliche Tod al-Muntasirs im Frühsommer 862 führte zum Abbruch des Dschihad.
    »Eine Schar meiner Gemeinde wird immer den Dschihad führen, bis ans Ende der Tage und bis ans Ende der Welt!«, zitiert der Chronist Ibn Sa’d (784 – 854) Mohammed in seinen »Berichten über den Propheten«. Anhänger Mohammeds, so schildert es Ibn Sa’d, waren bereits dabei, nach dem Einzug in Mekka Waffen und Kriegsausrüstung zu verkaufen. Doch der Prophet hielt einen Teil seiner Getreuen davon ab. Aus dem ursprünglichen Ziel, der Abschaffung der Vielgötterei am Heiligtum in Mekka, war für ihn die Pflicht zur Durchsetzung der Herrschaft des Islam in allen Erdteilen geworden.
    Fortan unterschied man im Islam zwischen Mudschaheddin (denjenigen, die den heiligen Kampf betrieben) und einfachen
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