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Der Heilige Krieg

Der Heilige Krieg

Titel: Der Heilige Krieg
Autoren: Guido Knopp
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überwältigende Mehrheit lebt mit den strengen Regeln ihrer Religion und mit ihren Nachbarn in Frieden. Die Neigung, den Islam zu politisieren oder kriegerisch zu propagieren, hängt wesentlich vom herrschenden Regime ab und vom Nährboden für terroristische Strömungen.
     
    Doch stehen die Zeichen nicht längst auf Entspannung? Der »arabische Frühling« markiert eine Zäsur. Eine große internationale Öffentlichkeit nimmt Anteil an dem bewegenden Geschehen. Die Freiheitsbestrebungen zielen auf demokratische Selbstbestimmung und die Verwirklichung von Menschenrechten. Nachdem einige westliche Regierungen manche arabische Despoten allzu lange hofierten, hoffen die unterdrückten Völker nun auf Unterstützung aus dem Westen. Darin liegt eine historische Chance.
    Barack Obama hat der islamischen Welt kurz nach seinem Amtsantritt die Hand gereicht und dafür Zuspruch gefunden. In einer weiteren Grundsatzrede im Mai 2011 sprach er auch im Sinne der europäischen Partner, als er zusicherte, für die »universellen Menschenrechte« und den demokratischen Prozess in der Region einzutreten und, wo der Umbruch stattfindet, wie in Ägypten oder Tunesien, umfassende Aufbauhilfe zu gewähren.
     
    Es ist der Moment, den »Dialog der Kulturen« zu intensivieren, das Erbe der Vergangenheit gemeinsam zu reflektieren. Eine solche Kommunikation braucht zuallererst die Bereitschaft, etwas erfahren zu wollen über den anderen. Er bedeutet, neugierig auf das andere sein, sich austauschen über das Gemeinsame und das Verschiedene. Ohne Wissen umeinander kein Verständnis füreinander.
    Gegner interkultureller Dialoge gibt es in jeder Gesellschaft. Viel spricht dafür, dass mitunter Gegensätze hervorgehoben werden, die von den Mehrheiten der Völker gar nicht als solche empfunden werden. Die Globalisierung mit ihren immer neuen technischen Durchbrüchen und
der verstärkenden Rolle der Medien hat zur Folge, dass die verschiedenen Kulturen schneller und intensiver aufeinander einwirken als jemals zuvor in der Geschichte. Daraus ergeben sich neue Perspektiven: Die Freiheit des Informationsaustauschs macht es möglich, sich gegenseitig zu bereichern. Die jungen Kräfte der »Arabellion« nehmen daran bereits teil. Mit der Perspektive, Bürger einer interkulturellen Zivilgesellschaft zu sein, sollte der Westen jene Kräfte unterstützen, welche für Demokratie, aber auch für Frieden im Nahen Osten eintreten.
    Und was bedeutet ein solcher Dialog innenpolitisch? Über die Frage, in welcher Hinsicht der Islam zu Deutschland gehört, kann man sicher historisch debattieren, vor allem aber ist damit eine aktuelle Herausforderung gemeint: Wie viel Einvernehmen gibt es mit Millionen von islamischen Mitbürgern im Bemühen um Freiheit, Toleranz, Pluralismus, Demokratie und Frieden? Gemeinsam gilt es sicherzustellen, dass sich religiöse Normen nicht über Prinzipien der freiheitlichen Verfassung erheben. Dazu zählt auch der Konsens darüber, dass sogenannte »Heilige Kriege«, von wem auch immer sie propagiert oder geführt wurden oder werden, nie heilig waren oder sind und dass sie einer vergangenen Zeit angehören.
     
    Herzlicher Dank gebührt den Autoren und Rechercheuren der Filmreihe, den Mitarbeitern der Buchbeiträge sowie den wissenschaftlichen Fachberatern, die das gesamte Projekt von Anfang an begleiteten und ihre Kenntnisse auch bei der Erstellung und Durchsicht der Manuskripte einbrachten, vor allem den Professoren Nikolas Jaspert, Tilman Nagel, Christoph K. Neumann sowie Dr. Salvador Oberaus und Dr. Guido Steinberg. Es ist unser gemeinsames Anliegen, die Ergebnisse langjähriger Forschung und journalistischer Reflexion einem möglichst großen Publikum verständlich zu vermitteln.

Das Schwert des Propheten
    Entscheidung 732
    Am 25. Oktober 732 wurde eine weite Lichtung an der alten Römerstraße zwischen Tours und Poitiers zum Schauplatz einer Schlacht, die in die Geschichte eingehen sollte. Muslimische Truppen aus Andalusien standen dort einer Koalition christlicher Kräfte gegenüber. Die vereinte Streitmacht von Franken, Langobarden und Aquitaniern wollte den Vormarsch der »Sarazenen«, wie die Muslime in den zeitgenössischen Chroniken genannt wurden, 200 Kilometer südlich von Paris stoppen. Tage des Abwartens und Taktierens waren dem militärischen Kräftemessen vorausgegangen.
    Jeweils 7000 bis höchstens 15 000 Krieger, so schätzt der Londoner Arabist und Historiker Hugh Kennedy, waren auf beiden Seiten an den
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